Alle Kanalsysteme mit 2m/s fahren?

Das beschäftigt unsere Leser. Zu Branchentickermeldungen der vergangenen Tage erreichten uns Kommentare oder Nachfragen von Lesern, die wir im Folgenden auszugsweise wiedergeben.

Außenluftschacht (Abb. Tienes) Thema Energetische Inspektion
„Der Bundesregierung liegen derzeit keine Angaben zur Gesamtzahl der gemäß EnEV von der Pflicht zur energetischen Inspektion betroffenen Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden vor“, meldete cci Branchenticker am 5. August. In mehreren Studien wird geschätzt, dass es derzeit in Deutschland rund 350.000 bis 450.000 Kälte- und Klimaanlagen gibt, die laut EnEV energetisch zu inspizieren sind. Davon werden – so die Ergebnisse mehrerer Studien – bislang lediglich etwa 2 bis 3 % inspiziert. Dies führte unter unseren Lesern zu einer Diskussion, wie und durch wen energetische Inspektionen oder gründliche Wartungen durchzuführen sind.

„Tatsächlich könnte man meinen, es wird nichts getan, aber das stimmt so auch nicht. Jede Wartung, gewissenhaft durchgeführt ist meiner Meinung nach eine energetische Inspektion“,
kommentiert Helmut Gosert.

Wolfgang Greiner-Mai antwortet: „Eine Wartung kann keine energetische Inspektion sein, weil der Monteur z. B. nicht nachvollzieht, inwieweit die Anlage noch den Anforderungen des Gebäudes und des Nutzers entspricht. … ich gebe Ihnen aber Recht, wenn Sie die Sinnhaftigkeit der Regelung anzweifeln. Kosten- und umweltbewusste Betreiber haben immer einen Blick auf die Verbrauchsdaten.“

Dan Hildebrandt ergänzt: „An 99 % aller von mir inspizierten Anlagen konnte durch eine energetische Inspektion weiterer Optimierungsbedarf erkannt werden. Vor allem im Zusammenspiel zwischen ehemaliger Auslegung, aktueller Nutzung und eingestellter Betriebsweise der Klimaanlage ergibt sich sehr häufig Optimierungspotenzial … Und hier noch ein Update für Frau Merkel: Eine Anfrage des GEFMA-Arbeitskreises zur energetischen Inspektion brachte die Erkenntnis, dass bis zum 14. Juli 2015 insgesamt 2.794 Inspektionen beim DiBt registriert wurden. … Letztendlich entsprechen diese Zahlen nur ca. 2,3 % der zu inspizierenden Anlagen (ausgehend von 300.000 Stück.).“

Thema Luftleitungen
„Ich meine, irgendwo einmal gelesen zu haben, dass die Luft in Luftleitungen eine Geschwindigkeit von mindestens 3,2 m/s haben sollte. Dadurch soll sichergestellt werden, dass sich Partikel etc. nicht an der Leitungswand absetzen …“, fragte ein Leser in cci Branchenticker. Die Antworten stehen in cci Forum:

Stefan Dähn teilt mit:“ Wir haben derzeit eine RLT-Anlage installiert, wonach die Vorgabe des Planungsbüros darin bestand, dass alle Kanalsysteme mit 2 m/s zu fahren sind. Dies wurde mit „Energieeinsparung“ begründet. Wir haben hierzu Bedenken angemeldet und konnten rechnerisch nachweisen, dass die Einsparung nicht relevant ist. Unsere Bedenken wurden nicht geteilt.“

Georg Tale-Yazdi kommentiert: „Anforderungen an Mindestluftgeschwindigkeiten in Luftleitungen sind mir nicht bekannt. In der Regel werden heute zur Energieeinsparung niedrige Luftgeschwindigkeiten bevorzugt. Der Recknagel nennt bestimmte Werte… Auf das Foto mit der verstaubten Luftleitung bezogen würde eine Mindestluftgeschwindigkeit von 3,2 m/s nicht zu sauberen Leitungen führen. Hierfür bräuchte es schon Luftgeschwindigkeiten, wie diese von Staubsaugern erzeugt werden!“

Günther Ottinger geht von festen Werten aus:
„Ich habe mal gelernt und halte mich auch heute noch wenn möglich dran:
Ø Hauptkanäle ca. 7 m/s
Ø Nebenkanäle / Verteilung ca. 5 m/s
Ø Anschlusskanäle / Zuleitung zu Luftauslässen 3 m/s
Ich hatte bisher noch keine Probleme bei meinen Planungen.“

Hermann Kaufer ergänzt: „Die Planung eines Lüftungssystems ist nicht nur von der Luftgeschwindigkeit, sondern unter Berücksichtigung vieler Aspekte vorzunehmen. DIN-Normen sind hier nicht hilfreich, vielmehr eine gute Ausbildung und Erfahrung aus der Praxis. Auf zahlreiche Fachliteratur kann hierzu hingewiesen werden.“

Rolf Tschersich weist darauf hin: „Zum Thema Wirtschaftlichkeit ist ein Artikel von Prof. Dr.-Ing. Kriegel und M.Sc Schaub vom HRI erschienen (hier) . Hier wird auch auf die Abhängigkeiten zwischen Investitionskosten und Energiekosten im Bezug auf Luftgeschwindigkeiten und Gesamtanteil der Formstücke im Kanalsystem eingegangen.“

Günther Ottinger fügt hinzu: „Wenn ich einen Bauherrn finde, der die großen Kanäle zahlt und den Architekten, der mir freiwillig den Platz gibt, dann verringere ich gerne die Geschwindigkeiten und spare damit Energie.“

Den vollständigen Wortlaut der Kommentare finden Sie bei den genannten Artikeln.
Nur Mitglieder von cci Wissensportal können direkt am Artikel kommentieren. Nichtmitglieder können uns ihre Amerkungen zusenden (redaktion@cci-dialog.de). Schreiben Sie uns!

Artikelnummer: cci35291

Ein Kommentar zu “Alle Kanalsysteme mit 2m/s fahren?

  1. EXHAUSTO A/S, Dänemark, Henning Grønbæk:
    Wir haben auch früher die feste Geschwindigkeit verwendet, aber heute machen wir Energiefreundliche Lüftungssysteme, und da haben wir gefunden es ist viel einfacher den spezifischen Druckverlust zu verwenden, 0,6 Pa/m,. Das gibt:

    Durchmesser dp[Pa/m] m/s m3/h
    ø100 0,6 1,9 54
    ø125 0,6 2,21 118
    ø160 0,6 2,6 188
    ø200 0,6 3,01 341
    ø250 0,6 3,5 618
    ø315 0,6 4,07 1143
    ø400 0,6 4,77 2159
    ø500 0,6 5,54 3912
    ø630 0,6 6,45 7241

Schreibe einen Kommentar