Zech übernimmt Imtech Deutschland

Jeweils montags informieren wir über die Entwicklungen bei Imtech in der letzten Woche. …

(Abb. Imtech) Die Gmünder Tagespost und die Schwäbische Post meldeten es schon am Sonntag vor acht Tagen: „Wahrscheinlich noch in dieser Woche wird die Zech Gruppe mit Sitz in Bremen die insolvente Imtech Deutschland GmbH übernehmen“. Am Montag wurde das verbindliche Angebot von Zech im Gläubigerausschuss behandelt. Am Mittwoch kam dann die offizielle Mitteilung des vorläufigen Insolvenzverwalters.

Eigentlich wollte der vorläufige Imtech-Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt aus der Hamburger Kanzlei Reimer Rechtsanwält Imtech Deutschland als Ganzes verkaufen: Gerade bei einer Bau-Insolvenz müssen schnelle Lösungen gefunden werden, so Borchardt. Denn neue Aufträge blieben in der Regel aus, bestehende würden gekündigt, Mitarbeiter drohten abgeworben zu werden. „Je länger der Prozess dauert, desto größer wird damit die Unterauslastung. Wenn wir es jetzt nicht hinbekommen hätten – in drei Wochen wäre Imtech als Ganzes vermutlich nicht mehr zu verkaufen gewesen.“ Aber auch bereits jetzt konnte Imtech nicht mehr als Ganzes verkauft werden. In einem sogenannten Asset-Deal werden nur Teilbereiche übernommen, aber immerhin rund drei Viertel des Geschäftsbetriebs und die wesentlichen Vermögensbestandteile der insolventen Imtech Deutschland.

Käufer ist ein Tochterunternehmen der Gustav Zech Stiftung, die rechtlich nicht mit dem Zech-Konzern verbunden ist. Warum diese Konstruktion gewählt wurde und ob Imtech unter dem alten Namen am Markt bleiben wird, ist bisher ungeklärt. Der Verkauf kann erst nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfang November vollzogen werden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der Verkauf steht auch noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Von den zuletzt rund fünf ernsthaften Interessenten habe Zech das ganzheitlichste und wirtschaftlich lukrativste Angebot abgegeben, so Borchardt.

Zech will offenbar einen Großteil der 500 Ende Oktober noch verbleibenden Imtech-Baustellen (einst: 950) fortführen. Dies gelte auch für die 4.000 Wartungs- und Serviceverträge und den Auftrag des Flughafens Berlin Brandenburg. „Für die vielen hundert Auftraggeber und Bauherren ist Zech ein interessanter und verlässlicher Vertragspartner“, so Borchardt.

Zech will auch einen Großteil der Imtech-Mitarbeiter übernehmen: 2.300 der knapp 2.800 Mitarbeiter, die im Kerngeschäft von Imtech arbeiten, so der Insolvenzverwalter. Zusammen mit den jüngst übertragenen Tochtergesellschaften Imtech Contracting GmbH, Max Straube GmbH sowie dem Geschäftsbereich ATS könnten so 3.000 von zuletzt 3.600 Arbeitsplätzen an mehr als 60 Standorten erhalten bleiben. 400 Mitarbeiter hätten von sich aus gekündigt.

Inzwischen sind laut Borchardt wieder 60 Mio. € in Imtechs Kasse. Neben einigen kleineren Bereichen ist noch der Verkauf der Tochtergesellschaften RCI und Imtech Brandschutz offen, doch seien auch hier bald positive Nachrichten zu erwarten.

Offizielle Gründe für die Imtech Insolvenz
Imtech war durch Missmanagement schon 2012 in Turbulenzen geraten und wird mit Bestechung, Korruption, überhöhten Forderungen, Kostentreiberei, unerlaubten Absprachen, undurchsichtigen Transaktionen und Betrug in Verbindung gebracht. Verschiedene Staatsanwaltschaften ermitteln gegen das Unternehmen. Offiziell hört sich das so an: „Das Unternehmen hatte schlecht kalkulierte Projekte, die man mitschleppen musste, und einen überhöhten Mitarbeiter-Bestand“, so Borchardt. „Wir mussten uns von mehr als 120 verlustreichen Baustellen trennen, damit es überhaupt eine Fortführungsperspektive gab.“

Zech
Die Zech Group ist ein Familienunternehmen im Besitz von Kurt Zech. Zur Bau- und Immobiliengruppe Zech gehören mehrere Bauunternehmen, Projektentwickler und Grundstücksgesellschaften (Immobilien-Investor Deutsche Immobilien Holding) sowie mehrere Hotels. Die Gustav Zech Stiftung ist eine Familienstiftung der Gesellschafter der Zech Gruppe in Bremen. Sie koordiniert die operativen Führungsgesellschaften für die Geschäftsbereiche Construction, Real Estate, Hotel, Umwelttechnik, Industry und International. Zech erwirtschaftete 2014 weltweit mit 5.000 bis 6.000 Mitarbeitern (je nach Quelle) einen Jahresumsatz von 1,4 Mrd. €, , gut doppelt so viel wie vor fünf Jahren. Zech gehört damit zu den schnell wachsenden Newcomern im Markt und könnte nun sogar erstmals vor Hochtief die Nummer eins unter den Projektentwicklern in Deutschland sein.
Bereits im März 2015 hatte Unternehmenschef Kurt Zech gegenüber der WirtschaftsWoche erklärt, mit Übernahmen das Wachstum fortsetzen zu wollen. 200 Mio. € seien in der Kriegskasse, um damit Übernahmen von rund 800 Mio. € zu stemmen.

Artikelnummer: cci40990

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