Meinung: Fiktiver Schutz

Redakteur Grupp philosophiert über die Tatsache, dass Sicherheitsunterweisungen oft für die Katz sind.

(Abb. © K.- P. Adler/Fotolia.com) In cci Zeitung schreiben wir vier Mal im Jahr über Brandschutz, zuletzt in cci Zeitung 06/2016. Dort wurde auch die Brandschadensstatistik 2015 des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS), Kiel, vorgestellt. Danach gehen 18 % der Brände, bei denen Brandursachenermittlungen durchgeführt wurden, auf menschliches Fehlverhalten zurück, wobei die Tendenz zu steigen scheint – und dies trotz aller Sicherheitsunterweisungen und Sicherheitsmaßnahmen, die in Deutschland seit Jahren zunehmen. Paradox?

Eine VBG-Seite zum Brandschutz bei Schweißarbeiten beginnt mit den Worten „Wie die Erfahrung zeigt, sind Schweiß- und Brennschneidarbeiten vor allem bei Um- oder Erweiterungsbauten, Reparaturarbeiten, Sanierungsarbeiten etc. häufig Ursache von Bränden, die zu hohen Sachschäden führen“. Das ist nichts Neues. Auch die Aussage „Die Gründe hierfür liegen meistens in der mangelhaften Ausführung der Arbeiten und in der Nichtbeachtung grundlegender Schutzmaßnahmen“ ist nichts Neues. Und trotzdem gibt es immer wieder Fälle wie Folgenden:

Am 12. September 2016 kommt es auf dem Gelände des Autohauses Walkenhorst in Osnabrück zu einem schadensträchtigen Brand. Der Vorgang ist typisch: Ein Mitarbeiter führt in einer Montagehalle Schweißarbeiten an einem BMW durch. Dabei bricht im Pkw Feuer aus, das schnell auf zwei weitere BMWs und die Montagehalle übergreift. Der Gesamtschaden an Gebäude und den drei Fahrzeugen wird auf 350.000 € geschätzt.

Es ist nun sicher nicht so, dass der Mitarbeiter nicht gewusst hat, was er da tut. Er muss schließlich einen Lehrgang machen, bevor er schweißen darf. Aber trotzdem hat er offenbar alle Sicherheit in den Wind geschlagen – möglicherweise sogar, WEIL er den Lehrgang (irgendwann mal) gemacht hat und geglaubt hat, jetzt alles zu wissen. Runzeln Sie die Stirn? Dann führen Sie sich mal Folgendes zu Gemüte: Nach Einführung der Helmpflicht für Fahrradfahrer in Australien stieg das Unfallrisiko für Radfahrer dort um 10 %. Warum? Die Fahrer fühlen sich vom Helm beschützt und fahren risikoreicher und schneller, behelmte Radfahrer werden enger von Kraftfahrern überholt als solche ohne Helm, usw. Entsprechend fühlen sich die Vertreter der Art pan delirens (sogenannte Menschen) durch ihren Sicherheitslehrgang beschützt – und handeln dann verantwortungslos.
 

Artikelnummer: cci43893

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