Ökologisch sinnvoll = gesund?

Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass eine ökologisch sinnvolle Bauweise automatisch gesund für den Bewohner sei.

(Abb. © Ingo Bartussek/Fotolia.com) „Bauphysikalisch hat die EnEV eine Verbesserung gebracht, aber wenn es keine Lüftungsanlage gibt, fehlt der Luftaustausch, für die Lufthygiene führt das zu Problemen“, wird Heinz-Jörn Moriske, Geschäftsführer des Umweltbundesamts (UBA) in der FAZ zitiert.

Der Begriff „ökologisch“ bezieht sich nur auf Herkunft, Zusammensetzung und Produktion eines Baustoffs. Die Qualität der Innenraumluft bemisst sich vor allem nach der Summe der in ihr enthaltenen flüchtigen organischen Verbindungen (Total Volatile Organic Compounds, TVOC). Es gibt aber keinen gesetzlich festgeschriebenen Grenzwert, wie hoch die Summe dieser Stoffe in Wohnräumen sein darf. Das UBA nennt Richtwerte: bis zu 1.000 µg TVOC je m³ gelten als gesundheitlich „noch unbedenklich“. 300 µg TVOC gelten als „unbedenklich“. Doch wurde dieser Wert bereits 1999 vom „Erfinder“ dieses Werts kritisch hinterfragt [in „Richtwerte für die Innenraumluft“, Seite 275, hier].

Moriske stellt klar: „Das CE-Kennzeichen hat für die Gesundheit keine Aussagekraft.“ Er empfiehlt auf Kennzeichen wie den „Blauen Engel“ zu achten oder „natureplus“. Zum Beispiel der TÜV Rheinland vergibt das Zertifikat „schadstoffgeprüft“.
Ein schadstoffgeprüfter Neubau ist keine Selbstverständlichkeit. Unter der luftdichten Gebäudehülle, die die Energieeinsparverordnung (EnEV) vorschreibt, werden hunderte Materialien verbaut. Dämmstoffe, Holzwerkstoffplatten, Fugenmörtel und Kleber, Bauschaum, Bodenbeläge und Farben – alle dünsten aus, und die flüchtigen Substanzen konzentrieren sich in den Innenräumen und können zu Atemwegs- oder Hauterkrankungen führen.

Artikelnummer: cci51718

Schreibe einen Kommentar