Multifunktionale OPs energieeffizient und sicher belüften

Jährlich werden in Deutschland rund 16,2 Mio. Operationen durchgeführt, bei denen in etwa 225.000 Fällen (1,9 %) postoperative Wundinfektionen auftreten. Ein Faktor hierbei kann das Zusammenbrechen der Schutzwirkung der turbulenzarmen Verdrängungsströmung (TAV-Strömung) im Wundbereich über dem OP-Tisch sein. Dies soll nun verbessert werden.

Visualisierung der Luftströmung beim Einsatz einer TAV-Decke im OP (Abb. HRI) Zur Belüftung von Operationsräumen der höchsten Reinheitsanforderung (Raumklasse Typ 1a) ist laut DIN 1946 Teil 4 „Raumlufttechnische Anlagen in Gebäuden und Räumen des Gesundheitswesens“ ein TAV-Deckenfeld von rund 10 m² sowie ein 100-facher Luftwechsel mit etwa 11.000 m³/h vorgeschrieben. Allein zur Luftbeförderung und Luftkonditionierung ergibt sich damit pro OP ein energetischer Aufwand von rund 30 MWh/a. Nichtsdestotrotz reichen die OP-Decken mit TAV nicht aus, um im Realbetrieb bei Operationen die Schutzwirkung am OP-Tisch sicherzustellen. Dadurch kann sich die Gefahr von Wundkontaminationen erhöhen.

Um eine maximale Schutzwirkung in OPs zu gewährleisten und gleichzeitig den steigenden Anforderungen der Nutzung von OPs gerecht zu werden, wird seit März am Hermann-Rietschel-Institut (HRI) der TU-Berlin ein dreijähriges Forschungsprojekt zur energieeffizienten Belüftung von multifunktionalen OPs durchgeführt. Gefördert wird das Vorhaben mit etwa 800.000 € durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Ziel ist die Entwicklung von integralen Schutzkonzepten in Operationsräumen. Hierfür werden systematische Erregerpotenziale luftgetragener Keime, deren Emissions- und Ausbreitungscharakteristiken sowie Wege des Keimeintrags in die Raumluft des OPs untersucht. Ausgehend von dieser Gefährdungsanalyse sollen geeignete lüftungstechnische Schutzkonzepte mit größtmöglicher Schutzwirkung und damit minimalem Risiko für das Auftreten von postoperativen Wundinfektionen bei geringerem Energiebedarf entwickelt werden.
Zur detailgetreuen Nachbildung realer OP-Verhältnisse und zur Durchführung der experimentellen Untersuchungen wird am HRI ein modularer Forschungs-OP mit moderner OP-Ausstattung inklusive Strömungs-, Partikel- und Kontaminationsmesstechnik aufgebaut. Die Kombination aus variabel einstellbarer Strömungsform, realen Einbauten und messtechnischer Ausstattung bietet dabei die Möglichkeit, Kontaminationsmechanismen und Schutzwirkungen zu untersuchen.

Artikelnummer: cci51496

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