Frage an die Leser: Soll- und Ist-Raumklima?

Wie beurteilen Sie den Unterschied zwischen Soll und Ist? Diese Frage kam nun bei Veröffentlichung der neuen DIN SPEC 15240 auf.

Gute Luftqualität, gute Temperatur, aber grausam niedrige Luftfeuchte: Hier zeigt sich deutlich der Unterschied zwischen Wunsch- und Wirklichkeits-Klima (Abb. cci Dialog GmbH) Im täglichen Leben wäre der Unterschied zwischen Soll und Ist zum Beispiel, wenn am Monatsende noch mindestens 1.000 € auf dem Konto sein sollten, es aber nur noch 100 € sind. Im Entwurf zur DIN SPEC 15240 „Energetische Inspektion von Klimaanlagen“ (August 2018) fand ich bei den Begriffsdefinitionen ein „Soll-Klima“ und ein „Ist-Klima“ – und deren Interpretation hat zumindest mich ein wenig verwundert.

Wie würden Sie ein Soll- und ein Ist-Klima definieren? Bitte erst einen Moment nachdenken und dann auf Seite 2 die „Norm-Lösung“ nachlesen und mit Ihrer Definition vergleichen. Kommen Sie zum gleichen Ergebnis wie die Norm?

Artikelnummer: cci61969

4 Kommentare zu “Frage an die Leser: Soll- und Ist-Raumklima?

  1. Die Begriffsdefinitionen zu „Soll-“ und „Ist-Klima“ im Entwurf der DIN SPEC 15240, übrigens genau gleichlautend zur derzeit geltenden Version der Norm, müssen vor dem Hintergrund gesehen werden, dass diese Norm für die Durchführung der energetischen Inspektion von Klima- und Lüftungsanlagen vorgesehen ist. Diese Inspektion erfolgt gemäß EnEV erstmals nach einem Zeitraum von 10 Jahren nach Inbetriebnahme. Man darf daher nicht davon ausgehen, dass die damaligen Planungsgrundlagen noch 1:1 mit den heute tatsächlich vorhandenen Anforderungen an die Anlage, dem „Soll-Klima“, übereinstimmen.
    Der Gründruck der Norm kann noch bis zum 20. November 2018 kommentiert werden. Ein für eine DIN SPEC nicht zwingend vorgeschriebenes, aber in diesem Fall ausdrücklich von den Regelsetzern gewünschtes Verfahren. Der Normenausschuss, dem der Unterzeichner angehört, würde sich über einen passenden Änderungsvorschlag, übrigens nicht nur an dieser Stelle, freuen.
    Clemens Schickel

  2. Aus Sicht der Regelungstechnik (DIN IEC 60050-351) sind Soll- und Istwerte Momentanwerte.
    Der Istwert entspricht dem aktuellen Wert der Regelgröße, also der zu beeinflussenden Größe.
    Der Sollwert ist der aktuelle Wert der Führungsgröße, also dem Vorgabe- bzw. Zielwert der Regelung.
    Die Differenz aus Soll- und Istwert ist Regeldifferenz bzw. aus Ist -und Sollwert die Regelabweichung.
    Im Idealfall sind Regelabweichung bzw. Regeldifferenz gleich Null.
    Der Regelkreis besitzt mindestens noch eine Stellgröße, um die
    Regelgröße zu beeinflussen.

    So gesehen, wurden Soll- und Istwert bereist definiert.

    Im Unterschied zur Definition der DIN SPEC 15240 ist der Istwert kein möglicher Raum-Klimawert, der erreicht werden könnte, sondern real und messbar.
    Und der Sollwert ist ein Wert, der wirklich beeinflussbar ist, über eine Stellgröße.
    Der Soll-Klimawert kann auch eine Vorgabe für die Luftfeuchtigkeit enthalten, ohne dass dieser Wert wirklich durch eine Klimaanlage beeinflusst werden kann, (weil diese zum Beispiel keinen Nacherhitzer enthält).
    Schließt die Klimaanlage nach dieser DIN auch eine Zuluftanlage mit einer thermischen Beeinflussung ein?

    Der Anspruch, dass die Definitionen normenübergreifend gleichlautend sind, ist auch eine Führungsgröße. Der Istwert weicht hier noch vom Sollwert ab. Die Regeldifferenz ist ungleich Null.
    Die Störgröße ist hier fehlendes Wissen, was wiederum menschlich ist.

  3. Das Wort „können“ beim Ist-Klima kann eigentlich entfallen.

    Das Sollklima ist der zu erreichende Klimazustand, der vertraglich vereinbart ist oder nach vereinbarten Regeln definiert ist. Eine Messunsicherheit, je nach Messgerät ist zu berücksichtigen. Den Einfluss des Außenzustandes hat der Planer zu berücksichtigen, die inneren Lasten sollten aber vom Nutzer angegeben werden. Oft sind die inneren Lasten höher als dem Planer seinerzeit angegeben.

    Auch der maximale Außenluftzustand ist allerdings bei dem heutigen Wetter ein schwierig zu bestimmender Wert. Stimmen unsere Regeln wie die VDI 2078 noch im vollen Umfang?

    Freundliche Grüße Reinhard Siegismund

  4. Naja, Normendeutsch ist eben oftmals etwas gewöhnungsbedürftig. Die Begriffe „Nutzer/Betreiber“ und „erwartet“ beiten viel Raum für Interperetationen. Der Nutzer, z.B. die Person im Büro kann natürlich ein ganz anderes Klima „erwarten“ (z.B. vollklimatisiert, max. 26 °C, r. F. 40-60 %) als bei der Planung des Gebäudes vorgesehen (Sparlösung mit ein bischen Lüftung (30 m³/h und Person) ohne Kühlung). Dann muss der Nutzer eben auf ein besseres Raumklima warten…

    Von diesem Blickpunkt aus gesehen ist die Wortwahl gar nicht so unglücklich.

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