Kältemittel R1234yf wieder unter Beschuss

Bislang stand das Kältemittel R1234yf für Pkw-Klimaanlagen wegen seiner Brandgefährlichkeit in der Kritik. Neuere Analysen zeigen nun, dass Abbauprodukte von R1234yf Gewässer schädigen und Algen vergiften.

Honeywell vertreibt R1234yf unter dem Markennamen „Solstice yf“. (Abb. © Honeywell) In einem Artikel der Autorin Christiane Köllner auf springerprofessional.de geht es um Folgendes: Seit R1234yf in Pkw-Klimaanlagen immer mehr verwendet wird, werden laut Umweltbundesamt (UBA) immer höhere Konzentrationen der Chemikalie in der Atmosphäre nachgewiesen. Das synthetische Kältemittel entweiche vor allem aus Pkw-Klimaanlagen und zunehmend auch aus stationärer Kälte-Klima-Technik, so die Behörde. Abbauprodukte von R1234yf gelängen über Niederschläge in Gewässer und könnten dort Algen schädigen. Eine Kleine Anfrage vom April an die Bundesregierung bestätige die Erkenntnisse des UBA, so der Artikel..
Das UBA berichtet, dass bereits im Jahr 2012 die Schweizer Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in 3.580 m Höhe am Jungfraujoch R1234yf in der Luft nachgewiesen habe. Im Jahr 2015 habe die Empa über ihre Ergebnisse der kontinuierlichen atmosphärischen Messungen von drei neu eingeführten halogenierten Stoffen berichtet: R1234yf, R1234ze(E) und 1233zd(E). Diese Stoffe werden vor allem als Ersatz für klimaschädliche Kältemittel und zur Kunststoffschäumung eingesetzt. Die aktuellen Auswertungen der Empa-Messungen bis Ende 2017 zeigten nun, dass die neuen Stoffe immer öfter und in höheren Konzentrationen in der Atmosphäre nachweisbar seien.
In der Atmosphäre bildet sich aus R1234yf vor allem die schwer abbaubare Trifluoressigsäure (TFA). Bei einer atmosphärischen Lebensdauer von etwa zwei Wochen bildet R1234yf nahezu 100 Prozent der persistenten TFA. Das TFA-Bildungspotenzial von R134a beträgt hingegen 7 bis maximal 20 % bei einer Lebenszeit von 14 Jahren.
Was Trifluoressigsäure (TFA) so problematisch macht, ist dessen extreme Wasserlöslichkeit, Algengiftigkeit und Persistenz. Die Säure wird mit den Niederschlägen in die Gewässer eingetragen. TFA soll laut UBA  zur Versauerung von Gewässern beitragen Mit den üblichen Reinigungsmethoden der Wasserwerke wie Ozonierung und Aktivkohleadsorption sei TFA aus dem Wasser nicht entfernbar.
Daher rät das UBA, auf fluorierte Kältemittel wie R1234yf künftig zu verzichten und stattdessen auf umweltverträglichere Stoffe und Verfahren zu setzen. Als Alternative zu synthetischen Kältemitteln, wie das derzeit flächendeckend eingesetzte R1234yf, bietet sich R744 an, also Kohlendioxid (CO2).

R1234yf war bereits 2013 in die Schlagzeilen gekommen, weil Daimler sich gewehrt hatte, das Kältemittel in seinen Autos einzusetzen. Der Streit endete damit, dass das Kraftfahrt-Bundesamt nach eigenen Tests „keine ernste Gefahr“ in dem Kältemittel des US-Konzerns Honeywell sah – und Daimler zur Verwendung des neuen Kältemittels verdonnert wurde, Rückruf inklusive. Zum Thema siehe auch hier.

Artikelnummer: cci71298

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