Regenerativ ist nicht automatisch auch grün

Obwohl Island zum Beispiel keine Kohlegruben hat, wird – auf dem Papier – die Hälfte der Energie aus fossilen Brennstoffen erzeugt.

(Abb. © picoStudio/stock.adobe.com) Island verbraucht rund 18 Mrd. kWh aus 100 % regenerativen Quellen – Geothermie und Wasserkraft. Man stutzt über eine Statistik der nationalen Energiebehörde. Danach wurde 2018 über die Hälfte der Energie aus fossilen Brennstoffen erzeugt, ein Drittel aus Kernkraft und bloß ein Zehntel aus Wasserkraft und Geothermik. Dabei verfügt Island über keine Atommeiler, Kohlegruben oder Stromkabel nach Europa, woher man dreckigen Strom importieren könnte. Des Rätsels Lösung sind Ursprungsgarantien. Stromproduzenten können auf ihre regenerative Energie Zertifikate beantragen und an Unternehmen in Europa verkaufen, die ihre Energiebilanz vergrünen wollen. Die „sauberen“ MWh, gehen – auf dem Papier – ins Ausland, und dafür importiert Island „dreckige“ MWh. 2019 verdiente der staatliche Energieriese Landsvirkjun mit dem Zertifikatehandel 6,4 Mio. €. Die verkauften Zertifikate entsprechen knapp 90 % des Gesamtenergiebedarfs der isländischen Schwerindustrie. Was lernen wir? Regenerativ ist nicht automatisch auch grün. Wer einen grünen Stempel will, kann ja Ursprungsgarantien erwerben.

Artikelnummer: cci85439

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