Klimaziele um 15 % verschärfen

Klimaziele zu 2020 um 15 Prozent verschärfen – ist dieser Vorschlag von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen realistisch oder nur Wunschdenken?

Der größte Beitrag zur Emissionsminderung kam 2019 von der Energiewirtschaft – Folge gestiegener Emissionshandelspreise und der wachsenden Bedeutung erneuerbarer Energien. (Abb. © kbarzycki/stock.adobe.com) Von 40 auf 55 Prozent unter den Emissionswert von 1990. Eine solche Nachschärfung des Klimaziels bis 2030 hat jüngst EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Rede in Brüssel vorgeschlagen. Die Wirtschaft und die Industrie könnten das laut einer Folgenabschätzung der EU-Kommission bewältigen. „55 Prozent sind sehr ambitioniert, aber technisch – und bei entsprechenden Rahmensetzungen auch international wettbewerbsfähig und sozialverträglich – realisierbar“, findet Harald Bradke vom Verein deutscher Ingenieure (VDI). Wichtig sei dabei die Ersetzung fossiler Energieträger, in erster Linie von Kohle, der Zubau erneuerbarer Energieanlagen und Stromspeicher sowie Strompreise, die konkurrenzfähig zur Verbrennung zu Kohle sind. Anstelle von Heizöl und Erdgas sieht Bradke elektrische Wärmepumpen, anstelle von Verbrennungsmotoren – Elektromotoren.
Eine wichtige Rolle spielt aus seiner Sicht auch der Wasserstoff, der Überschussstrom chemisch speichern kann. „Benötigt wird dieser grüne Wasserstoff vor allem als Rohstoff in der chemischen Industrie und als Reduktionsmittel in der Roheisenproduktion, aber auch für schwere Lastkraftwagen, Schiffe und Flugzeuge, weniger für Autos oder die Rückverstromung“, so Bradke.

Vor allem der Altbau beziehungsweise dessen Sanierung bieten effizienztechnisch noch Luft nach oben. „Die vielfältigen dortigen Hemmnisse müssen durch finanzielle Anreize, aber auch Vorschriften überwunden werden“, betont Bradke. Beim Bau neuer Gebäude biete der Baustoff Holz großes Einsparungspotenzial, denn so vermeide man die CO2-intensive Zementproduktion und außerdem speichere Holz das aus der Luft aufgenommene CO2 auf lange Zeit. Bradkes Fazit lautet: „Dieser Umbau des gegenwärtigen auf fossilen Energieträgern basierenden Systems in ein treibhausgasneutrales Energiesystem erfordert von allen große Anstrengungen. Es bietet aber auch große Chancen. Es wird viele neue Arbeitsplätze in der Umbauphase schaffen, die Kosten für die überwiegend importierten fossilen Energieträger senken und für die europäische Industrie mit innovativen nachhaltigen Produkten große Chancen auf dem Weltmarkt schaffen.“

Artikelnummer: cci91204

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