Luftleitungen: Anwenderwissen aus der Praxis

Was sind Themen, die die Hersteller von Luftleitungen und deren Zubehör und deren Kunden immer wieder beschäftigen? In Ergänzung des Sonderteils „Luftleitungen“ in cci Zeitung 09/2020 hat cci Wissensportal umfassende und wertvolle Tipps und Bildmaterial von Marktteilnehmern erhalten, die in diesem Beitrag vorgestellt werden.

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Leitfragen, die cci Wissensportal Marktteilnehmern stellte, waren:
„Was sind Themen, die die Hersteller von Luftleitungen und deren Zubehör und deren Kunden immer wieder beschäftigen? Was sind Ihre ein bis drei wichtigsten Hinweise für die Installation von Luftleitungen, was muss man unbedingt beachten?“

Hier die Informationen der Unternehmen (in alphabetischer Reihenfolge):

Aerotechnik E. Siegwart:
„Ohne ein vernünftiges Zusammenspiel aller Verfahrensbeteiligter (Planer, Hersteller, Monteur und Betreiber) ist eine qualitativ hochwertige, dem Stand der Technik entsprechende Lüftungsanlage nicht realisierbar. Als Hersteller von Lüftungskomponenten beschränkt sich unser Einfluss auf Entwicklung, Fertigung und technischen Support.
Hier nun unsere Punkte:
– Passgenauigkeit von runden Lüftungsprodukten im Durchmesser durch Einhaltung der geltenden DIN-Normen: Um die Einhaltung der vorgegebenen Toleranzbereiche garantieren zu können, kalibrieren wir die Steckenden unserer Formstücke seit einigen Jahren durch ein selbstentwickeltes, hydraulisches Pressverfahren.
– Fachgerechte Montage nach Anleitung des Herstellers (Montagevorschriften): Der Einsatz einer ganzen Verkettung von Subunternehmern aus Kostengründen führt oft dazu, dass ahnungslose Hilfskräfte zum Einsatz kommen, die keine fachgerechte Montage ausführen können.
– Luftdichtheit von Systemen im Hinblick auf Energieeinsparung und CO2-Vermeidung: Wir setzen hier seit Jahren auf ein Doppellippendichtungssystem und die bereits angesprochene Presskalibrierung der Steckenden. Solche vormontierten Dichtungssysteme haben sich zumindest in Deutschland und einigen anderen EU-Ländern vollständig durchgesetzt. Es gibt aber immer noch Länder, in denen der Einsatz unüblich ist.
– Gehäuseleckage an Bauteilen auf Baustellen, vor und nach der Montage: Hier ist oft entscheidend, dass die Lüftungskomponenten bei Transport zur und Lagerung auf der Baustelle, sowie durch sachgemäße Handhabung keinen Schaden nehmen.
– Hygienevorgaben der Anlagenbetreiber: Die Grundsauberkeit der Lüftungsanlage kann nur durch vernünftige Lagerung und fachgerechte Handhabung der Einzelkomponenten vor und bei der Montage gewährleistet werden.
Nach Inbetriebnahme helfen möglichst glatte Flächen: Wir setzen hier seit Jahren auf überlappungsfreies Laserschweißen, um gut zu reinigende Flächen ohne störenden Versatz anbieten zu können.“

Doppellippendichtungssystem (Abb. Aerotechnik E. Siegwart)

Airleben GmbH:
„Die wichtigsten Fragen für den Kunden haben sich in den letzten Jahren nicht sonderlich verändert. Lieferzeit, Qualität und Preis bleiben konstant sehr wichtig. Der Energiesparfaktor von hoher Luftdichtheit spielt zunehmend eine große Rolle. Trotz der heutigen Schnelllebigkeit und dem hohem Arbeitsdruck muss auf saubere und sorgfältige Handhabung mit den Bauteilen bei Transport, Lagerung und Montage geachtet werden. Häufig beobachtete Fehler sind, dass Bauteile fallen gelassen, über die Flanschseite gezogen oder nicht spannungsfrei montiert werden. Bei der Montage werden Bauteile nicht für Ihre eigentliche Bestimmung verwendet und es findet oft keine Qualitätskontrolle vor der Montage auf der Baustelle statt. Daher werden zuvor beschädigte Bauteile montiert und die geforderte Luftdichtheit ist nicht mehr gewährleistet. Die Montageempfehlungen des Herstellers sind zwingend zu beachten.
Wenn eine Luftdichtheitsprüfung gefordert ist, muss diese während des Baufortschritts erfolgen. Weiterführende Montagen (Isolationen, Verkleidungen, Schließen von Wand oder Decke) dürfen zu dieser Zeit noch nicht erfolgt sein. Als Hersteller empfehlen wir, immer eine Luftdichtheitsprüfung durchzuführen.“

Wickelfalzrohre (Abb. Airleben)

BerlinerLuft.Technik GmbH

„Sowohl aus Hersteller- als auch aus Kundensicht geht es hauptsächlich um Preise und Lieferzeiten. Aus Herstellersicht:
Qualität und Ausführung
– in Bezug auf die Anforderungen und gesetzlicher Vorgaben wie Druckstufen, Dichtigkeit, Material, Beständigkeit, Schall, Druckverlust
– in Bezug auf den Einsatz, zum Beispiel bis zu welchen Strömungsgeschwindigkeiten, können welche Ausführungen verwendet werden?
In der Fertigung:
Kapazitätsauslastung, Lieferzeiten: Wie können Durchlauf/Produktionszeiten und somit Lieferzeiten verkürzt werden?
Aus Kundensicht: Preise und Lieferzeiten im Vergleich zum Wettbewerb
Service: Beratung, Auslegung, Bestellung und Flexibilität
In Bezug auf die Ausführung:
– Verbindungen (Modulkantung, Flansch, Bord)
– hohe Qualität bei Sichtmontage (Optik)
– im Außenbereich (Witterungseinflüsse)
– Beständigkeit bei gefalzten Kanälen: Temperatur, aerosolatdicht, Fett und Kondensat
– Anforderungen und gesetzliche Vorgaben (Druckstufe, Dichtigkeit, Material,
Beständigkeit, Schall, Druckverlust)
Bei der Installation von Luftleitungen ist grundsätzlich wichtig:
Bereits bei Transport und Anlieferung müssen Beschädigungen (zum Beispiel durch Belastung, falsche Lagerung) und Verschmutzungen der Bauteile vermieden werden. Die Montage muss fach- und DIN-gerecht und durch qualifiziertes Fachpersonal erfolgen.
Montagevorbereitung:
Kontrolle der Flanschflächen auf Beschädigungen und Beulen. Kontrolle der aufgebrachten Dichtmassen auf Risse, Schrumpfungen und Beschädigungen. Überprüfung auf Sauberkeit und Trockenheit der Bauteile.
Hängung:
Nach statischer Erfordernis, spannungsfreie Verlegung, Körperschallentkopplung
Dichtheitsprüfung:
Wird die geforderte Luftdichtheitsklasse eingehalten? Abschnittsweise nach Prüfnorm vor Verschluss und weiteren Bearbeitungsstufen durchführen, protokollieren und eventuell nachbessern.“
Luftleitungsteil, gefalzt und verzinkt (Abb. Berliner Luft)

DL Lufttechnik:
„Drei Punkte werden nach unserer Erfahrung bei der Montage oft unterschätzt:
– Die korrekte Wahl des Dichtungsbands und die Verlegung.
– Das passende Drehmoment bei den Eckverschraubungen und den Profilklammern. Zu geringes Drehmoment = keine ideale Komprimierung der Weichdichtung, zu großes Drehmoment = kein gleichmäßiger Anpressdruck, sichtbar klaffende Flanschprofil zwischen den Profiklammern und Eckbereichen. Beides führt zu hohen Luftleckraten.“
Doppelwandleitung Verbindung Vorlegeband Verbindung (beide Abb. DL Lufttechnik)

LAB GmbH Lüftungs- und Anlagenbau:
„Speziell bei Auslässen, wie unseren Lüftungstürmen, sind immer wiederkehrende Themen der Luftvolumenstrom, die Architektur der Ausführung sowie der Anspruch an die Bauteile bezüglich Schallentwicklung.“

Metu Meinig AG:
„Ein optimaler Luftstrom wird aus unserer Sicht mit runden Luftleitungen erreicht. Außerdem wird bei gleichem Querschnitt weniger Material benötigt als bei rechteckigen Kanälen. Mit runden Luftleitungen ist es einfacher, eine höhere Luftdichtheit zu erreichen. Problemzonen sind insbesondere die Verbindungen und die Falze beziehungsweise Nähte. Dort treten die höchsten Leckagen auf. Geschweißte Nähte und angeformte Flansche reduzieren diese Leckagequellen. Mit den heute verfügbaren Technologien können wir wirtschaftliche Luftleitungen mit einer Luftdichtheit herstellen, die die Klasse D (DIN EN 12237) übertrifft und die Klasse ATC 1 (DIN EN 16798-3) erreicht. Flüssigkeits- und öldichte Luftleitungen sind möglich. Luftleitungen mit glatten Innenflächen erzeugen wenig Reibung und reduzieren Turbulenzen, Geräusche und Druckabfälle. Sie sind außerdem leichter zu reinigen und tragen zur Energieeffizienz bei. Die Rohrbauteile sollten einfach und ohne Zusatzmaßnahmen fehlerfrei installierbar sein. Verbindungselemente mit nur einer Schraube zum Festziehen beschleunigen die Montage und den Zeitaufwand vor Ort erheblich. Moderne Verbinder sorgen dafür, dass die Bauteile stufenlos drehbar und austauschbar sind (zum Beispiel für das flexible Umrüsten von Maschinenanschlüssen). Rohrbauteile sollten leicht und trotzdem stabil sein. Angeformte Flansche verleihen den Bauteilen auch bei dünneren Blechstärken viel Stabilität. Ein Vorteil bei der Handhabung auf der Baustelle (zum Beispiel Montage in großer Höhe). Vollständig luftdichte Luftleitungen können nur erreicht werden, wenn keine Löcher für Montage oder Aufhängezwecke in sie gebohrt werden. Wenn ein Loch in der Kanalwand unvermeidbar ist, muss die Hülse von hoher Qualität mit einer angemessenen Dichtung sein.“

Flüssigkeits- und öldichte Luftleitungen (Abb. Metu)

Mez-Technik GmbH:

„Mit stillschweigend akzeptierten durchschnittlichen Leckageraten von 15 % und mehr bieten Luftleitungssysteme großes Potenzial für Energie- und Kosteneinsparungen sowie Effizienzsteigerungen. Dies entspricht gemäß der DIN EN 16798-3 der zweitschlechtesten Dichtheitsklasse ATC 6 und damit 2,5-mal der schlechtesten Dichtheitsklasse A (gemäß der früheren DIN EN 13779). Im Schnitt geht daher fast ein Fünftel des gesamten geförderten Luftvolumens in Zwischendecken, Schächten und andernorts verloren. Dichte Luftleitungssysteme stellen die grundlegende Basis für den in Normen geforderten wirtschaftlichen (VDI 2067 Blatt 1) und hygienischen Betrieb (VDI 6022) dar. Zudem stellen zuverlässig dichte Luftleitungssysteme mit einer garantierten Dichtheitsklasse – im Idealfall mindestens C (= ATC 3 = 0,22 % Verluste) – die Grundlage für minimale Kosten und Emissionen sowie eine maximale Energieeffizienz dar. Eine vorab garantierte Dichtheit für Luftleitungssysteme (mit der Dichtheitsklasse C) setzt allerdings voraus, dass eine Abdichtung des gesamten Luftleitungssystems vorgenommen wird. Es ist zum Beispiel nicht untypisch, dass eine RLT-Anlage in C ausgeschrieben und gefertigt wird, und im Ergebnis durch viele Faktoren bei Dichtheitsklasse A endet. Diese kann messtechnisch nachgewiesen und anschließend durch eine konventionelle händische Abdichtung der Leckagen durchaus wieder auf die ursprünglich geforderte Dichtheitsklasse C gebracht werden. Allerdings nur mit einem erheblichen Zeit- und Kostenaufwand und einer guten Zugänglichkeit des gesamten Luftleitungssystems.“

Da Luftleitungssysteme meist parallel mit anderen Gewerken entstehen, liegen sie vermeintlich oft „im Weg“, werden unsachgemäß „überschritten“, verziehen sich und werden dadurch undicht.

Verzogene Luftleitungsbauteile, falsch angebrachte Luftklammern und scheinbar beliebig aufgebrachtes Dämmmaterial sind auf Baustellen keine Seltenheit und beeinflussen die Dichtheit gesamter Systeme negativ. (beide Abb. Mez-Technik)

Neuberger GmbH:
„Ein Hauptthema, das uns als Hersteller für metallische Luftleitungen und Komponenten beschäftigt, ist die Umsetzung von hygienischen Anforderungen aus der VDI 6022, die hauptsächlich durch den Folienverschluss an den Luftleitungsenden erfüllt wird. Der Anteil dieser Zusatzleistung beträgt derzeit zirka 60 % aller Luftleitungsprodukte. Die Umsetzung in der Auftragsvorbereitung, der Produktion und dem Transport wirft täglich Probleme auf und führt letztendlich zu Kosten, die dem zu erzielenden Nutzennicht entsprechen.
Ein weiteres Thema, was uns beschäftigt: Bei Kundenbestellungen fehlen häufig technische Angaben. Eine oder mehrere Angaben zur Materialart, Druckstufe, Dichtheitsklasse und Hygieneanforderung werden nicht genannt oder werden als Standard vorausgesetzt.
In der Mehrheit aller LV-Ausschreibungen werden zudem noch alte Bezeichnungen für die Druckstufe 1+4 / 2+5 nach DIN24190/91 verwendet. Die Unübersichtlichkeit im aktuellen Normenwerk sowie dessen widersprüchliche Angaben tragen nicht zur Akzeptanz in der Branche bei. Weitere Probleme sind Fragen zu den Dichheitsklassen. Häufig gibt es Erklärungsbedarf, insbesondere wenn es um die zusätzlichen Anforderungen als ‚fettdicht‘ oder ‚kondenswasserdicht/ aerosolatdicht‘ geht. Der Grund ist, dass diese technischen Anforderungen aus der Praxis an die Luftleitungsbauteile durch die Dichheitsklassen A bis D (EN 1507) nicht abgedeckt sind.
Wichtige Hinweise für die Installation von Luftleitungen sind behutsamer Transport und Sichtkontrolle vor der Montage, Dichtbandverklebung kreuzweise an den Ecken und Dichtbandabmessungen sowie Profilklemmenverwendung nach Vorgabe.“

Beispiel für ein Luftleitungsteil mit einer weich-verlöteten Falzverbindung auf der Bauteilaußenseite. Erfüllt die Option „fettdicht“ und „aerosolatdicht“ (Abb. Neuberger)

Renson:
„Es muss ein guter Lüftungsplan erstellt werden, so dass die Luftleitungen so kurz und gleichmäßig wie möglich zwischen der Lüftungsanlage und den verschiedenen Ablassventilen im Haus verlegt werden können. Der Querschnitt der Rohre muss so groß sein, dass die Luftgeschwindigkeit in den Rohren weniger als 2,5 m/s beträgt. Dadurch wird ein geringerer Druckverlust, ein geringerer Stromverbrauch und eine geringere Geräuschentwicklung durch das Belüftungssystem gewährleistet.“

Flache ovale Luftleitungen aus Kunststoff zur Einarbeitung in Estrich oder Beton, Integration in Unterböden, Zwischenwände und -decken auch bei geringen Einbautiefen (Abb. Renson)

Rentschler Reven GmbH:
„Die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung zwingen viele Industriebetriebe zu einer Produktionspause. Diese Zeit sollten die Unternehmen zu Reftrofit-Maßnahmen für ihren Maschinenpark nutzen. Auch die LüKK-Anlagen haben oft ein Upgrade nötig. Ratsam ist es, ein besonderes Augenmerk auf die Abluftanlage zu richten.
Problematisch sind oft lange, waagrechte Abluftkanäle, die ölhaltige Aerosole transportieren. Bei vielen mittelständischen Metallverarbeitern sind die Lüftungsanlagen und das Leitungsnetz so alt wie die Betriebe selbst – und nicht mehr dicht. Öl tropft aus undichten Stoßfugen auf den Boden, auf die Maschinen, mitunter auch auf Schaltschränke. Das Öl entsteht durch Kondensation des Aerosolates an den kalten Luftleitungswänden. Der Ölverlust ist freilich zu ersetzen. Durch die undichten Stellen nimmt auch die Saugleistung des Ventilators ab. Vielen Lohndrehereien in Baden-Württemberg und in NRW, die NC-Drehteile für die Fahrzeugindustrie und den Maschinenbau fertigen, ist das Problem bekannt. Mancher Betriebsleiter lässt behelfsmäßig Auffangbleche und -wannen unter den Leckstellen anbringen oder Drainageleitungen verlegen. Das sind freilich Provisorien, die weder den Leistungsschwund des Ventilators noch den Schmieröl-Verlust verhindern. Da die spanenden Metallverarbeiter immer dünnflüssigere Schmieröle verwenden, bilden verölte Luftleitungen außerdem eine beträchtliche Brandlast.
Wir raten in solchen Fällen dringend zu einer Erneuerung der maroden Kanalstränge und zum Austausch des oft völlig verölten Abluftventilators durch eine moderne, ErP-konforme Motor-Laufradeinheit. Das Problem undichter Abluftkanäle stellt sich auch bei Lebensmittelproduzenten, die backen, braten, frittieren und beschichten. Hier kommen waagrechte Leitungsstränge mit über 100 m Länge vor, die bis zu 1.000 Liter Kondensat anreichern. Dadurch entsteht auch die Gefahr, dass die Luftleitung durch die Gewichtszunahme durchhängt oder gar abstürzt.“

Betagte waagrechte Abluftkanäle haben oft Leckstellen.
Der völlig verölte Abluftventilator bildet eine gefährliche Brandlast. (beide Abb. Rentschler Reven)

Robert Geiger Technische Bauteile GmbH:
„Themen bei Luftleitungen sind natürlich Luftdichtigkeit bei Jalousieklappen und auch bei flexiblen Verbindungen, sowie Ex-Schutz. Ein großes Thema ist natürlich auch die Lufthygiene mit den entsprechenden Prüfungen und Zulassungen sowohl bei Jalousieklappen als auch bei flexiblen Verbindungen, je nach Einsatzbereich.“

Rokaflex:
„Luftleitungen haben die Aufgabe, die Verteilung der Luft an dem Ort des Bedarfes in einer definierten Qualität sicherzustellen oder eben die belastete Luft aus Räumen des Gebäudes zu entfernen. Dabei wird der Planer, Errichter mit den verschiedensten Aufgabestellungen konfrontiert. Häufig sind es weit verzweigte Netze – die Lebensadern im Gebäude – die ihre Errichter genau deshalb mit den unterschiedlichsten Aufgabenstellungen konfrontieren. Ist für den späteren Nutzer Sauberkeit und Hygiene von Bedeutung, bedeutet es für den Hersteller, Händler, Logistiker und Monteur die Reinheit der Oberfläche bis zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Anlage sicher gewährleisten zu müssen. Mit der VDI 6022 haben Fachleute eine Reihe von Vorgaben hierzu definiert. Der vorgesehene Verschluss von Bauteilenden auf der Baustelle ist sicher sinnvoll und richtig, der Verschluss für den Hersteller von Rohren nach der Fertigung des Bauteiles wohl ein zusätzlicher Vorgang, aber richtig. Anders als bei einem Kanal, der bei einer Länge von 1.500 mm bei Zugänglichkeit von beiden Enden sicher gereinigt werden kann, ist dies bei Rohren mit 3, 5 oder 6 m Länge als Standard nicht möglich, der Verschluß der Enden nach der Fertigung die richtige und logische Konsequenz, um ein sauberes Bauteil in den Bau einbringen zu können. Formteile kleinerer Durchmesser werden ab Werk in Wellboxen verpackt, also einer abgeschlossenen Einheit geliefert. Hier ist die Sauberkeit gewährleistet, ohne dass es zu einem höheren Ressourcenverbrauch durch zusätzliches Verpackungsmaterial oder Logistikaufwendungen kommt, die wegen eines höheren Raumbedarfs bedingt durch schlechtere Möglichkeiten, Bauteile auf dem LKW zu schachteln, verursacht würden. Größere Durchmesser benötigen einen Folienverschluss oder eine Reinigung vor/bei der Montage, um den gewünschten Grad an Sauberkeit für den Betrieb der Anlage gewährleisten zu können. Erwartung, Verständnis und die Ideen der am Prozess beteiligten Personen sind vielfältig, nicht immer logisch oder praktisch umsetzbar.
Die Nutzung veralteter, aber auch uneinheitliche Aussagen und Begriffe in bestehenden Normen und Verordnungen sind problematisch, führen immer wieder zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen. Was bedeutet Hoch-, Mittel- oder Niederdruck, in welchem Abschnitt der Anlage soll was gelten? Wie grenzen sich Druckstufen ab, welche Rolle spielt der Betriebsdruck im Teilabschnitt einer Anlage für die Wahl des richtigen Prüfdruckes bei der Dichtigkeitsprüfung? Die anstehende Überarbeitung der Normen auch im Hinblick auf die von der EU gewünschte CE-Kennzeichnung von Luftleitungsbauteilen bringt hier hoffentlich eine Vereinfachung und mehr Klarheit.
Ein weiterer Punkt ist die Dichtigkeit der Leitungssysteme. Auch wenn eine Montage einer Leitung entsprechend der Vorgaben des Lieferanten oder des Herstellerverbandes für Luftleitungen ausgeführt wurde, zeigt sich bei der Prüfung häufig nicht das gewünschte den Anforderungen entsprechende Ergebnis. Erfreulich ist zumindest, dass sich die Erkenntnis was, wann und wie gemessen werden soll langsam im Bewusstsein der Beteiligten verankert. Für die Verfehlung der Vorgaben und für zu hohe Leckagen muss sich dann häufig der Luftleitungshersteller rechtfertigen, obwohl Komponenten ursächlich sind, die zwar Teil des Prüfabschnittes sind, aber nicht von ihm geliefert wurden und konstruktionsbedingt keinesfalls die Realisierung einer Dichtheitsklasse „C“ zulassen.
Am Anfang und Ende des Leitungssystems stehen Ansaug- und Fortluftelemente. Diverse Richtlinien fordern Beachtung, finden aber auch nicht oder erst viel zu spät Berücksichtigung. Es beginnt mit der Frage nach Sicherheit gegen Eindringen von Schlagregen und Maßnahmen, um Wasser abzuleiten. Es geht weiter über das zulässige Geräuschniveau am Aufstellort (Summe der Geräusche aus dem System, Ventilator, Schalldämpfer und Klappen sowie dem Eigengeräusch der Haube selbst versus der Vorgaben aus der Immissionschutzrichtlinie (TA Lärm)). Weitere Aspekte sind die richtige Einbindung der Dachdurchführung in den konstruktiven Dachaufbau, die sinnvolle Gestaltung von Isolierung und Wasserableitung.
Grundsätzlich sind die Montageempfehlungen der Hersteller bzw. des Herstellerverbandes für Luftleitungen unbedingt zu beachten und umzusetzen. Dies beginnt bei runden Bauteilen mit der richtigen Abhängung und bei der Verbindung von Bauteilen mit dem Setzen von Schrauben und Nieten in der Folge jeweils gegenüberliegend und nicht in Reihe – im oder gegen den Uhrzeigersinn, dem vorzugsweisen Einsatz vorkonfektionierter Komponenten und Verzicht auf Bastelarbeiten am Bau. Und schließlich: Einer rechtzeitigen Prüfung fertig gestellter Leitungsabschnitte auf Leckagen, bevor weitergehende Arbeiten wie die Isolierung oder das Schliessen von Steigschächten oder Decken erfolgen.“

Wickelfalzrohre mit blauem Folienverschluss (Abb. Rokaflex)

Wiedemann Dienstleistungs- und Verwaltungsgesellschaft:
„Die Dichtheitsanforderungen an Luftleitungen und lüftungstechnische Komponenten gewinnen zunehmend an Bedeutung. Im Zuge der Energieeinsparverordnung (EnEV) und den stetig steigenden Anforderungen an die Hygiene von Raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) müssen Luftleitungen mit erhöhten Anforderungen an die Luftdichtheit hergestellt und montiert werden. Zulässige Leckagen werden in der Regel bereits bei der Planung der RLT-Anlagen definiert. Wir geben unseren Kunden Montageempfehlungen an die Hand, die die richtige Vorgehensweise aller notwendigen Schritte vom Transport über die Lagerung auf der Baustelle bis zur Endmontage beschreibt.“

Fertigung von Luftleitungen (Abb. Wiedemann)

 

Artikelnummer: cci89510

2 Kommentare zu “Luftleitungen: Anwenderwissen aus der Praxis

  1. Das ist eine gute Vorstellung von Luftleitungen. Wenn man sich die Baustellen ansieht, dann könnte man meinen, dass es noch nie eine Aufklärung von seitens der Hersteller gegebn hätte. ZUm Beispiel: Anstat das Rohr/Bogen etc zu nieten, wird einfach ins Rohr geschraubt. Was dann passiert, kann man sich ja Vorstellen. Der Beitrag ist wirklich seht gut.
    Olaf Mayer(SV)

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