Warum ist der BER in die Katastrophe geschlittert?

Prof. Engelbert Lütke Daldrup, Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB), erklärte am 12. Februar, das deutsche „überbordende Regulationswesen“ habe unter anderem zu den katastrophalen Zuständen beim Hauptstadt-Fluchhafen geführt.

cci Zeitung berichtet regelmäßig über die Entwicklungen beim Hauptstadt-Fluchhafen (Abb. © Ewald Fröch/Fotolia.com) Ein Problem sei die Flut an Normen, von Bund und Land, vom DIN oder vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Bis ins kleinste Detail sei alles vorgeschrieben. Das führe, wird Lütke Daldrup in der Berliner Zeitung zitiert, dazu, dass der TÜV als Prüfinstitution einen 2-€-Dübel moniere, dessen Ausbau und Ersatz schon einmal 1.000 € kosten könne, weil ein Aggregat ausgebaut werden müsse, das über den Dübel befestigt sei.

Der VDI mochte das nicht auf sich sitzen lassen. In einer Presseerklärung fordert er eine andere Sichtweise auf die Situation: „Wer nach anerkannten Regeln der Technik plant und baut, erhält am Ende auch eine genehmigungsfähige Planung bzw. ein abnahme- und betriebstaugliches Gebäude. Der Vorteil bei der Anwendung von Normen und Richtlinien ist, dass sie eine Transparenz für alle Baubeteiligten schaffen und im Vorfeld von Fachleuten aus genau den Kreisen erstellt wurden, die später mit der Planung, Errichtung und Abnahme der Gebäude beauftragt werden“, so Thomas Terhorst, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik. Ein weiterer wichtiger Grundsatz aus Sicht des VDI sei es, die Gebäude erst vollständig zu planen und dann mit der Realisierung dieser Planung zu beginnen. Nur so sei es den Bauschaffenden möglich, über den gesamten Zeitraum des Projekts den Überblick zu behalten.

Rund 2,8 Mrd. € sind inzwischen in das einst für 1 Mrd. € geplante Terminal geflossen. Lütke Daldrup sprach von der „Gesamtfinanzierung“, die gesichert werden müsse. Allein die Verzögerungskosten der BER-Baustelle bezifferte er auf 300 bis 400 Mio. € bis 2020. Hinzu kommen aber noch Finanzierungskosten, um Zins- und Tilgungszahlungen für laufender BER-Kredite – ohne seit 2012 kalkulierte höhere BER-Einnahmen – aufbringen zu können.

Der Eröffnungstermin 2020 sei aber „verlässlich, realistisch, extrem gegengecheckt“. „Wir können gern eine Kiste guten Wein riskieren“, so Lütke Daldrup. Viel verlieren kann er nicht dabei: Einem Bericht des ARD-Magazins „Report Mainz zufolge bekommt Lütke Daldrup zusätzlich zum Monatsgehalt von rund 33.000 € für seine Tätigkeit als Chef der Flughafengesellschaft noch ein monatliches Ruhegeld von 1321,48 € (aus seiner früheren Tätigkeit als Staatssekretär in Berlin), außerdem kann er noch Bonuszahlungen erwarten.

Artikelnummer: cci59729

Ein Kommentar zu “Warum ist der BER in die Katastrophe geschlittert?

  1. Interessantes Thema welches hier angesprochen wird!
    „überbordendes Regulierungswesen“ ist meines Erachtens eine Überregulierung der Technik aber natürlich auch des Verwaltungsapparates.
    Der VDI hat natürlich aus seiner Sicht recht und Herrn Lütke Daldrup kann man mit seiner Äußerung auch verstehen. Ich denke hier kann sich die Theorie die Hände schütteln.
    Aber was sagt den der Praktiker und damit meine ich z.B. den Anlagenbauer der die Technik nach DIN, VDI, … einbauen muss, wenn vertraglich vereinbart.
    Erste Frage: Welcher Praktiker kennt denn aus dem Ärmel geschüttelt 100 und mehr Normen im Detail, so das er behaupten kann er hat keinen Fehler nach den anerkannten Regeln der Technik gemacht?
    Zweite Frage: Welche Planer setzt seine Planung nach allen anerkannten Regeln der Technik um und macht keine Fehler?
    Dritte Frage: Brauchen wir wirklich diesen Regulierungsaufwand in Bürokratie, Bau und Technik um funktionierende Gebäude zu bauen.
    Vierte Frage: Glaubt irgendjemand in der Technik, dass mit den heutigen Normenwerken Gebäude besser funktionieren als noch vor 30 Jahren?
    Dieses Fragespiel kann man sicherlich noch viel weiterführen.
    Ist es nicht Zeit, sich wirklich über unser „überbordendes Regulierungswesen“ in allen Bereichen aktiv Gedanken zu machen?
    Blockiert nicht sogar ein „überbordendes Regulierungswesen“ Entwicklungen in der TGA Technik?

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