Einen Wecker mit Internetradio, bitte!

Redakteur Rolf Grupp macht sich Gedanken zum Massenmarkt für Smart Homes.

Wer möchte sich nicht auch vor sein Haus stellen und von dort aus die Heizung bedienen können? (Abb. © Artur Marciniec/Fotolia.com) In den letzten zwölf Monaten haben wir über vier Marktanalysen zum Thema Smart Home berichtet. Darin wird von wachsendem Kundeninteresse an fernsteuerbaren Beleuchtungssystemen, automatischer Temperaturregulierung, programmierbaren Haushaltsgeräten und ähnlichen Anwendungen geredet, was es schon länger gibt und mit Smart Home erst einmal noch recht wenig zu tun hat, solange die Geräte nicht untereinander vernetzt sind. Aber immerhin kann man auf diese Weise zu Aussagen gelangen, wie: „Insgesamt nutzen aktuell 536.000 Haushalte irgendeine Art von Smart Home Applikation (Plattform- oder Insellösung). Bis 2018 sind 1,3 Mio. zusätzliche Haushalte zu erwarten.“ – Aussagen, die quasi keinen Wert haben, denn wenn ich mir heute einen Wecker kaufe, ist der natürlich eine programmierbare Insellösung und somit eine Smart Home Applikation.

Auch das Statistikportal Statista GmbH, Hamburg, hat Daten und Fakten zum Markt für Smart Homes zusammengetragen (Artikelnummer cci47198). Die Analyse „Statista 2016: Der Markt für Smart Homes“ wurde von einem begeisterten Zahlenjongleur erstellt. So ergibt sich beispielsweise, dass 92 % der 16- bis 29-Jährigen mit einem monatlichen Einkommen über 5.000 € Smart Homes interessant finden. Das wären immerhin 162.000 der insgesamt rund 16 Mio. Haushalte, die Smart Homes interessant finden. Daraus ist dann zu schließen, dass es in Deutschland 176.000 Haushalte von 16- bis 29-Jährigen mit einem monatlichen Einkommen über 5.000 € gibt. Andererseits sind das aber nur 1 % der interessierten Haushalte. Und die 15,6 Mio. Haushalte sind auch nur 39 % aller deutscher Haushalte. Oder andersherum: 61 % der deutschen Haushalte sind nicht am Smart Home interessiert, nicht einmal am programmierbaren Wecker.

„Normale“ Leute, die nicht reich auf die Welt kommen, teilt die Analyse ein in Personen, die ein Haushaltsnettoeinkommen zwischen 2.000 und 5.000 € haben und arme Schlucker, die sich mit unter 2.000 € monatlich begnügen müssen. Aus der letzten Gruppe sind knapp 44 % an Smart Homes interessiert. Aber bei dem Einkommen wird es beim bloßen Interesse bleiben (es sei denn, sie kaufen sich einen programmierbaren Wecker).

Rund 7,1 Mio. Haushalte haben ein Haushaltsnettoeinkommen zwischen 2.000 und 5.000 € UND sind interessiert. Das sind dann diejenigen, an die sich der Smart-Home-Massenmarkt richten muss. Von diesen nutzen allerdings erst 383.000 (5,4 %) bereits eine Form von Smart Home (zum Beispiel den programmierbaren Wecker) und 186.000 (2,6 %) sind prinzipiell bereit, Geld auszugeben oder planen sogar eine Anschaffung (zum Beispiel den programmierbaren Wecker). Das Potenzial ist groß!

Eine Aussage aus der Analyse kann ich voll und ganz unterstreichen: „Unabhängig jeglicher Preissegmentierung steht oder fällt die Erschließung des Massenmarktes trotz allem mit der Einführung einheitlicher Technologiestandards und dem Angebot offener Systeme, die die Integration von – bis dato – Insellösungen und Geräten anderer Hersteller ermöglichen, und so den nötigen erkennbaren Mehrwert für den Endkunden schaffen.“

Anlässlich der Berichterstattung über die diesjährige Messe Light + Building in cci Zeitung 05/2016 schrieb ich: „Das traute Heim soll endlich smart werden. Jedenfalls wenn es nach den unzähligen Ausstellern geht, die Lösungen für die Hausautomation anboten. Derzeit ist es nur mit großem Zeitaufwand möglich, sich einen Überblick über die verschiedenen Smart-Home-Lösungen und ihre Sinnhaftigkeit zu verschaffen. Man kann nur hoffen, dass bald eine Konsolidierung stattfindet. Interessenten rate ich, noch abzuwarten.“ An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert.

Artikelnummer: cci43445

Ein Kommentar zu “Einen Wecker mit Internetradio, bitte!

  1. Ja, Ja – lieber Rolf Grupp,
    da hätten die Heim-Automatisierer statt zu mauern lieber mal zu den Gebäude-Automatisierern rüber gucken sollen – dort gibt es seit 20 Jahren die einheitliche, offene (weil genormte) und herstellerneutrale Kommunikation der „Smart“-Geräte mit „BACnet“ und zwar vom Feldgerät bis zum Bediengerät. Aber auch der SmartHome Markt wird noch lernen, dass man dazu eine einheitliche Sprache der programmierten Anwendungen für die Kommunikation untereinander benötigt. Manche brauchen eben etwas länger zu merken, dass ein Datentransport-Bus alleine nicht reicht, wenn jeder Hersteller in dem Bus anders spricht.

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