Imtech: Was läuft zur Zeit?

Rückblick über die Entwicklungen der letzten Woche.

(Abb. Imtech)Weitere Insolvenzen

Imtech Brandschutz GmbH
Die Imtech Brandschutz GmbH, Alzenau, hat am 25. August beim Amtsgericht Hamburg einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gem. § 270a InsO gestellt. Dem hat das Gericht zugestimmt. Imtech Brandschutz ist eine rechtlich selbstständige, hundertprozentige Tochter der insolventen Imtech Deutschland GmbH und war bislang von der Insolvenz der Mutter nicht unmittelbar betroffen. Zum vorläufigen Sachwalter von Imtech Brandschutz wurde Rechtsanwalt Dr. Tjark Thies von der Hamburger Kanzlei Reimer Rechtsanwälte bestellt. Er übernimmt die Aufgabe, die Geschäftsführung zu beraten, zu überwachen und die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu prüfen. Dabei arbeitet er mit Peter-Alexander Borchardt zusammen, dem vorläufigen Insolvenzverwalter von Imtech Deutschland und ebenfalls Partner der Kanzlei Reimer Rechtsanwälte. Zu einem weiteren Geschäftsführungsmitglied von Imtech Brandschutz wurde der Sanierungsexperte Alexander Reus von der Münchner Anwaltskanzlei Anchor Rechtsanwälte berufen.
Imtech Brandschutz beschäftigt rund 450 Mitarbeiter. Deren Löhne und Gehälter sind für zunächst drei Monate durch die Bundesagentur für Arbeit abgesichert.
„Es haben sich bereits Interessenten für eine sanierende Übertragung des Unternehmens nach der geplanten Insolvenzeröffnung gemeldet“, so Reus.

Imtech Austria Anlagentechnik GmbH
Die Imtech Austria Anlagentechnik GmbH, Linz, hat beim Landesgericht Linz den Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens gestellt.
Imtech Austria hatte Haftungen für Imtech Deutschland übernommen. Mit deren Insolvenz war auch die Liquidität der Imtech Austria gefährdet.Imtech Austria wurde 2009 als Tochtergesellschaft von Imtech Deutschland gegründet und ist im Bereich Anlagentechnik tätig – in den Bereichen Brandschutztechnik, Elektrotechnik, Gebäudeautomation, Gebäudemanagement, Sanitärtechnik, Sicherheitstechnik und Infrastruktur.
Vom Konkurs sind 22 Arbeitnehmer und 69 Gläubiger betroffen. Das Unternehmen soll voraussichtlich trotz guter Auftragslage geschlossen werden.
Das Unternehmen unterhält eine Zweigniederlassung in Graz-Puntigam.
Die Geschäftsführung von Imtech Austria hat mittlerweile fällige Außenstände auf ein neues Geschäftskonto bei der Raiffeisenbank einbezahlt. Damit soll die Liquidität wieder gesichert sein.
Die holländische Imtech I B.V. hatte zwar eine sogenannte harte Patronatserklärung für Imtech Österreich abgegeben, hatte dann aber den Österreichern mitgeteilt, dass mit keiner Erfüllung der Patronatserklärung gerechnet werden könne.
Das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstärigkeite (EGT) der Imtech Austria betrug 2014 -7,62 Mio. €, der Jahresverlust 7,44 Mio. €. Nur durch Auflösung von Kapitalrücklagen in Höhe von 8 Mio. € und einem Gewinnvortrag von 1,05 Mio. € konnte ein Bilanzgewinn in Höhe von 1,6 Mio. € ausgewiesen werden. Die Verbindlichkeiten wurden mit 10,86 Mio. € beziffert, davon entfielen 9,25 Mio. € auf Forderungen von Unternehmen.

Verkauf
Imtech Contracting geht an Getec
Imtech Deutschland hat ihre selbstständige Contracting-Tochter an die Getec-Gruppe, Magdeburg, verkauft. Gemeinsame Projekte mit der Muttergesellschaft gibt es kaum. Imtech Contracting realisiert seit 1993 Contracting-Modelle und hatte 2014 mit 130 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 60 Mio. € erwirtschaftet.
Die Getec-Gruppe, 1993 in Magdeburg gegründet, bietet mit sechs Tochtergesellschaften ebenfalls Energiedienstleistungen an. Der Konzern erwirtschaftete 2014 mit 1.000 Mitarbeitern rund 721 Mio. €.
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Belegschaft von Imtech Contracting soll komplett übernommen werden.
Neuer Geschäftsführer wurde Willy Grözinger, der zuvor kaufmännischer Geschäftsführer der Buderus-Gruppe war. Die Kartellbehörde muss dem Verkauf noch zustimmen.
„Der Verkauf stärkt weiter unsere Fähigkeit, das Kerngeschäft von Imtech Deutschland zu sanieren“, so Imtech-Geschäftsführer Felix Colsman in einer Pressemitteilung.
Experten rechnen mit einer weiteren Zerschlagung von Imtech Deutschland.

Baustellen
Am 6. August stellte Imtech Deutschland beim Hamburger Landgericht den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Zunächst musste man dadurch auch für die Betriebe aus dem Handwerk, die auf den rund 950 Baustellen als Subunternehmer tätig sind, Konsequenzen befürchten. Inzwischen scheint sich die Lage jedoch zu stabilisieren. Wie Imtech mitteilte, läuft der Betrieb auf einem Großteil der 950 Imtech-Baustellen in Deutschland regulär weiter.

Berlin
Imtech ist in Berlin nicht nur am BER im Geschäft, sondern hat auch für elf landeseigene Firmen gearbeitet. Insgesamt gab es 443 öffentliche Aufträge seit 2012. Dies geht aus den Antworten des Senats auf eine Anfrage der Piraten-Fraktion hervor. Demnach haben neun Beteiligungsgesellschaften des Landes seit 2012 bis heute Geschäfte mit der Firma abgeschlossen.

Hauptstadt-Airport BER
Der Bau kann nicht wie vorgesehen im März 2016 fertiggestellt werden. Es deuten sich mindestens drei Monate Verzögerungen an. Die Arbeiten seien derzeit sieben bis neun Wochen in Verzug, davon drei Wochen aufgrund der Imtech-Pleite.
Der Flughafen hatte nach der vorläufigen Insolvenz von Imtech mit Imtech ein Abkommen geschlossen, wonach das Unternehmen die Arbeiten während des vorläufigen Insolvenzverfahrens fortsetzt. Ein wesentliches Problem ist aber weiterhin, dass nur ein Teil der von Imtech beauftragten Subunternehmen die Arbeit am BER wieder aufgenommen hat. „Wir wissen nicht, wie lange es dauert, bis die Firmen vollständig an der Brandschutzanlage weiterarbeiten“, wird Flughafenchef Mühlenfeld zitiert.
Imtech bleibt weiter für die Elektrik und damit für die Stromtrassen zuständig und ist inzwischen wieder „mit 80 Prozent“ seiner früheren Mannschaft auf der Baustelle.
Imtech ist aber aus der Arbeitsgemeinschaft mit Caverion (Arge IMCA) ausgestiegen. Die Arge baut im Terminal die Heizungs-, Sanitär-, Klima- und Sprinkleranlage. Imtech habe dort seine Leute abgezogen. Caverion macht allein weiter. Doch das Unternehmen brauche einige Wochen, um die Arbeiten mit eigenen Kräften allein wieder hochzufahren.
Die Flughafengesellschaft habe inzwischen 4,5 Mio. € an Imtech nach deren Insolvenz für erbrachte Leistungen überwiesen.
Infolge der Insolvenz ist mit einer weiteren Kostensteigerung zu rechnen. Es werde teurer, alleine dadurch, dass die Baustelle länger dauert.
Unklar ist derzeit, welche Auswirkungen die Imtech-Insolvenz auf die Meilensteine anderer Unternehmen hat, etwa von Siemens, was weitere Verzögerungen bedeuten kann. „Was Imtech baut, beeinflusst auch den Umbau und die Steuerung der Entrauchungsanlage“, sagte der Flughafenchef.

Integrierte Leitstelle Nordoberpfalz (ILS) in Weiden
Kurz vor Vollendung des Digitalfunks im Bereich der Integrierten Leitstelle Nordoberpfalz (ILS) musste der Testbetrieb gestoppt werden. Imtech war aufgrund des günstigsten Angebots bei der öffentlichen Ausschreibung mit der technischen Umrüstung der Leitstelle auf Digitalfunk beauftragt worden. „Durch die ungeklärten Eigentumsverhältnisse der Ausstattung sowie die noch ausstehenden Restarbeiten mussten im Hinblick auf die Betriebssicherheit der ILS die Digitalfunkkomponenten deaktiviert werden“, erklärte die Leitstelle in einer Pressemitteilung. Damit ist nicht sicher, ob die ILS den geplanten Termin in der ersten Oktoberhälfte für den Regelbetrieb halten kann. „Wir müssen jetzt auf die Entscheidung des Insolvenzverwalters warten. Nur er kann die Fertigstellung beantragen“, so der Geschäftführer des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Nordoberpfalz (ZRF). Derzeit habe die Imtech schon 95 % ihrer Leistungen erbracht. Die Leitstelle war schon über Digitalfunk erreichbar. Aber erst nach der Abnahme würden die Geräte in das Eigentum des ZRF übergehen. Aus diesem Grund sei der Testbetrieb vorläufig eingestellt worden. Bisher habe die ILS 75 % an die Imtech gezahlt.

Klinikum Bremen-Mitte
Bis Oktober werden die Arbeiten von Imtech-Subunternehmen zwar fortgeführt, was danach passiert, stehe in den Sternen.
Bisher sollen erst rund acht des 25 Mio. € schweren Imtech-Auftrags abgearbeitet worden sein.
Die Fertigstellung verzögerte sich bereits um vier Jahre, wird nun Ende 2018 angepeilt.
Die Kosten stiegen bisher von 230 Mio. € auf weit über 300 Mio. €.

Oper Köln
Ausgerechnet in der Bauleitung der Haustechnik der Oper wurden die Mitarbeiter von zuletzt 20 auf nun fünf reduziert. Zu den Gründen wollte sich die Verwaltung nicht äußern.
Währenddessen hat Imtech, die für die Haustechnik und die Stromversorgung zuständig ist, offenbar ihre Mitarbeiter aufgestockt. Waren zeitweise keine Mitarbeiter mehr auf der Baustelle, seien inzwischen wieder 16 Arbeitskräfte am Offenbachplatz. Das sei aber noch nicht ausreichend, um die Baustelle wirklich nach vorne zu bringen. Ein belastbarer neuer Zeitplan für die Baustelle und eine Kostenschätzung werde drei Monate dauern. Dass die Haustechnik-Bauleitung, die für diesen Terminplänen zuarbeiten muss, nun reduziert wurde, mache dieses Unterfangen nicht leichter.

Güssenhalle in Hermaringen
Aufträge von rund 390.000 € für die elektrotechnsiche Ausstattung der Güssenhalle waren an Imtech vergeben worden. Wie es nun weitergehen wird, ist derzeit offen. Die Gemeinde lässt derzeit die Optionen durch einen Fachanwalt prüfen. Ein finanzieller Schaden sei der Gemeinde bisher nicht entstanden, da von den bereits geleisteten Arbeiten bisher nur ein Teil bezahlt worden sei.
Eine Neuausschreibung der elektrotechnischen Ausstattung für die Güssenhalle würde die Gemeinde teuer kommen. Bei der Vergabe hatte der zweitplatzierte Anbieter um rund 73.000 € teurer gelegen als Imtech.

Konstanzer Klinikum
Imtech will seine Verträge auf der Großbaustelle einhalten. Der Bauausrüster hatte als günstigster Bieter innerhalb einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für ein Projekt innerhalb des 100-Mio.-€-Neubaus am Klinikum erhalten. Das Volumen des Imtech-Auftrags belaufe sich auf 10,5 Mio. €. Imtech soll im Bauabschnitt zwei, dem Funktionstrakt mit Vincentiuskrankenhaus und Tiefgarage, die Versorgung mit Starkstrom und Kälteleitungen gewährleisten. Weil bei der Auftragsvergabe im April 2014 die wirtschaftliche Situation des Unternehmens bekannt gewesen sei, seien alle eingereichten Unterlagen genau geprüft worden. Es hätten sich aber keine Gründe ergeben, weshalb Imtech der Zuschlag hätte nicht erteilt werden sollen, so ein Sprecher.

Artikelnummer: cci40093

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