IMK: deutsches Rezessionsrisiko nach Brexit-Votum von 8,8 auf 21 % gestiegen

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Das britische Votum für den EU-Ausstieg hat die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession gerät, spürbar steigen lassen.

(Abb. © bluedesign/Fotolia.com) Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Für den Zeitraum von Juli bis Ende September 2016 weist der IMK-Indikator eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 21 % aus. Im Juni betrug das Rezessionsrisiko lediglich 8,8 %. Das nach dem Ampelsystem arbeitende Frühwarninstrument bleibt aber noch im „grünen Bereich“ (keine Rezessionsgefahr bei Werten unter 30 %). Die stärksten negativen Impulse erhalte der Indikator aktuell von den Finanzmärkten, insbesondere den Börsen. In der Konjunkturprognose geht das IMK davon aus, dass der Brexit bereits 2017 spürbare Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland haben wird. Das IMK rechnet damit, dass die Unsicherheit die Investitionsdynamik in der deutschen Wirtschaft weitgehend zum Stillstand bringt und das schwache Pfund die deutschen Exporte nach Großbritannien dämpft. Daher hat das Institut seine Wachstumserwartung für 2017 kürzlich auf 1,3 % reduziert. Das IMK plädiert in dieser Situation dafür, dass der Staat in Deutschland und anderen Euro-Ländern den Stau bei den öffentlichen Investitionen beschleunigt auflöst. Damit könne er auch den Unternehmensinvestitionen dringend benötigte Impulse verleihen.
In der EU27 werde die Wirtschaft als Resultat des britischen Referendums weniger stark wachsen, nämlich um 1,7 bis 1,8 % (Prognose vorher 1,9 %) und 2017 um 1,4 bis 1,7 % (statt 1,8 %). Bis 2017 würde das für die EU27 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,25 bis 0,5 % bedeuten. Trotz des sinkenden Wechselkurses für das britische Pfund, der die wirtschaftlichen Auswirkungen für Großbritannien abfedert, sei das Land selbst jedoch von den Auswirkungen des Referendums am stärksten betroffen: Bis 2017 ist laut der Analyse ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Großbritannien um 1,0 bis 2,75 % bis 2017 möglich.

Der IMK-Konjunkturindikator bündelt Informationen über die aktuelle Wirtschaftslage. In den Konjunkturindikator fließen Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Auch werden Stimmungsindikatoren berücksichtigt. Das IMK nutztdie Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Frühwarnsystem signalisiert eine Rezession, wenn die Industrieproduktion über fünf Monate um mindestens 1 % schrumpft.

Die 22 Seiten starke IMK-Report zur konjunkturellen Lage in Deutschland zur Jahresmitte 2016 (Nr. 115, Juni 2016) ist auf www.boeckler.de zu finden. Wir haben uns für Sie durchgeklickt. Mitglieder finden den Direktlink auf Seite 2. Der nächste Report erscheint im August.

Artikelnummer: cci43702

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