- Geplante Obsoleszenz bei LüKK-Produkten
- Link zur Studie
Der Volksmund vermutet, dass Hersteller durch eingebaute Mängel die Lebensdauer ihrer Produkte verkürzen (geplante Obsoleszenz).
(Abb. © Teteline/Fotolia.com) Auch unsere Trendumfrage zum Thema „Geplante Obsoleszenz bei LüKK-Produkten“ (hier) bestätigt dies. Aber wie hoch ist der Realitätsgehalt dieser Vermutung? „Sollbruchstellen“ sind laut der vom Bundesumweltamt in Auftrag gegebenen 315-seitigen Studie des Ökoinstituts und der Universität Bonn „Einfluss der Nutzungsdauer von Produkten auf ihre Umweltwirkung: Schaffung einer Informationsgrundlage und Entwicklung von Strategien gegen Obsoleszenz“ – im Rahmen der Studie – nicht nachweisbar.
Im Bereich der Haushaltsgroßgeräte, etwa bei Waschmaschinen, Wäschetrocknern und Kühlschränken, sei zwar – so Ines Oehme, beim Bundesumweltamt für die Bereiche Öko-Design, Umweltkennzeichnung und umweltfreundliche Beschaffung zuständig, am 11. Mai vor dem Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung – in der Tat zu beobachten, dass der Anteil der Geräte, die in den ersten fünf Jahren kaputt gingen und ersetzt werden mussten, seit 2004 stark angestiegen sei. Gestiegen sei aber auch der Anteil der Verbraucher, die ein neues Gerät kaufen, weil ihnen das alte nicht mehr gefällt, obwohl es noch funktionsfähig ist („Wegwerfmentalität von Konsumenten“). Insbesondere bei Fernsehern sei der Austausch von einem Wunsch nach Innovation geleitet, was man als „psychologische Obsoleszenz“, bezeichnen könnte.
Die Studie zeigt: Verbraucher tauschen Produkte tatsächlich nach immer kürzerer Zeit aus. Die Lebensdauer von großen Haushaltsgeräten verkürzte sich zwischen 2004 und 2012 im Schnitt von 14,1 auf 13 Jahre. Bei Notebooks sank sie zwischen 2005 und 2012 von 6 auf 5,1 Jahre. Und Unternehmen planen tatsächlich die Lebensdauer ihrer Waren. Zwar gibt es keine Hinweise, dass absichtlich Schwachstellen in Geräte eingebaut werden. Unternehmen aber analysieren die sich wandelnden Vorlieben von Verbrauchern und den technologischen Fortschritt und kalkulieren auf der Basis solcher Daten, wie lange ein Gerät voraussichtlich im Gebrauch sein wird. Für die Produktion gilt dann: Es bringt nichts, zum Beispiel ein Smartphone zu bauen, das zehn Jahre hält, wenn sich die meisten Verbraucher bereits nach fünf Jahren ein neues kaufen, weil sie zum Beispiel eine bessere Kamera wollen.
Der immer schnellere Austausch von Elektrogeräten hat Folgen für die Umwelt. Nach Angaben des Ökoinstituts wurden 2014 allein in Deutschland mehr als 24 Millionen Smartphones, sieben Millionen Tablets und acht Millionen Fernseher verkauft. Für Herstellung, Vertrieb und Entsorgung solcher Geräte wird viel Energie benötigt, entsprechend hoch sind die CO2-Emissionen. Gefragt sind damit auch Verbraucher, nicht jedem neuen Techniktrend hinterherzulaufen. Mit Blick auf die Umweltwirkung sei eine langlebige Nutzung von Produkten meist von Vorteil, selbst wenn neuere Produkte eine bessere Energieeffizienz hätten. So führt der Kauf eines 20 % energieeffizienteren Notebooks zu einer Amortisationszeit zwischen 17 und 44 Jahren. Dass eine Reparatur der Geräte in Deutschland teils teurer ist als die Produktion der Geräte in Billiglohnländern, sei ein nicht aufzulösendes Dilemma („ökonomische Obsoleszenz“).
(Abb. cci Dialog GmbH) Anmerkung
Die Studie rehabilitiert die Unternehmen und findet den wahren Schuldigen im Konsumenten. Jemand, der sein Smartphone als Statussymbol benutzt, muss es zwangsläufig in kurzen Zeitabständen austauschen. Mit einem „iPhone 5“ von 2012 kann man eben keine Bewunderer mehr um sich scharen. Die Unternehmen reagieren somit lediglich auf ihre unvernünftigen Kunden, wenn sie weniger langlebige Komponenten (zum Beispiel aus Kunststoff) in ihren Geräten verbauen.
Wenn in unserer gestrigen Trendumfrage nur 27 % der Antwortenden LüKK-Geräte mit „eingebautem Verfallsdatum“ zu kennen glauben, kann das daran liegen, dass LüKK-Geräte (noch) nicht so „sexy“ sind wie Smartphones oder andere Statussymbole und daher – noch – einen längeren Lebenszyklus haben. – Ihr Wüster
Wir haben uns für Sie durchgeklickt. Mitglieder finden den Direktlink zur Studie auf Seite 2.
Artikelnummer: cci43524
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