Imtech: Was tut sich derzeit?

Rückblick über die Entwicklungen der letzten Woche.

(Abb. Imtech) Niederlande
Nach dem Gebäudeausrüster Imtech Deutschland ist auch dessen niederländische Muttergesellschaft insolvent. Royal Imtech (sowie Imtech Capital B.V., Imtech B.V. and Imtech Group B.V.) wurde am 13. August vom Bezirksgericht in Rotterdam für bankrott erklärt. Das Gericht setzte Treuhänder ein. Bereits am Dienstag hatte sich das Unternehmen unter einen Schutzschirm geflüchtet, der es vor dem Zugriff seiner Gläubiger schützt und der als Vorstufe zur Insolvenz gilt. Durch den begrenzten Gläubigerschutz war Royal Imtech Aussetzung seiner Zahlungsverpflichtungen gewährt worden.

Der Mutterkonzern wird jetzt zerschlagen. Unmittelbar nach der Entscheidung war die Hafendienstleistungssparte Imtech Marine an den niederländischen Fahrradhersteller (Gazelle, Derby Cycle) und Autoimporteur Pon Holdings sowie den Finanzinvestor Parcom Capital verkauft worden. Auch Imtech Nordic ist verkauft. Allerdings wurde hier kein Käufer genannt. Stattdessen wurde dafür von den Geldgebern eine neue GmbH gegründet. Die beiden Konzerntöchter gelten als werthaltigste Teile des Konzerns. Diese Transaktionen soll die Weiterbeschäftigung von 7.300 Imtech-Mitarbeitern, darunter 1.300 in den Niederlanden sichern. Insgesamt hatte Imtech weltweit 22 000 Mitarbeiter. Für andere Imtech-Töchter, etwa in Spanien, Belgien, Großbritannien und Irland sowie das Verkehrs- und Infrastrukturgeschäft seien Übernahme-Gespräche im Gange. Auch für das niederländische Geschäft gebe es „viel Interesse“. Die Gläubigerbanken von Imtech können durch den Erlös aus der Zerschlagung hoffen, einen Teil ihres Gelds zurückzuerhalten, denn sie haben ein Vorrecht auf die Erlöse, die aus den Verkäufen entstehen. Nach früheren Angaben steht Imtech mit mehr als 1,2 Mrd. € in der Kreide. Im ersten Halbjahr 2015 betrug der operative Verlust des Konzerns nach Medienberichten 45 bis 50 Mio. €.

Weder der Verkauf der Marine-Sparte noch der mögliche Verkauf der anderen Sparten von Imtech wird für die Aktionäre irgendeinen Nutzen haben. Sie gehen komplett leer aus. Die Börse Euronext hat den Handel mit den Aktien des Unternehmens eingestellt. Erst im Oktober 2014 führte Royal Imtech eine Kapitalerhöhung durch. 600 Mio. € flossen dem Unternehmen zu. Weil es nicht genügend Käufer für die neuen Aktien gab, blieben die mit der Kapitalerhöhung beauftragten Banken, die Commerzbank und drei niederländische Großbanken, auf den Aktien sitzen. Ihnen gehören seitdem 47 % der Anteile. Allein die Commerzbank zeichnete Aktien für 70 Mio. €. Die haben sich jetzt in Luft aufgelöst.

Deutschland
Der vorläufige Insolvenzverwalter von Imtech Deutschland, Peter-Alexander Borchardt, betonte, die Pleite der Muttergesellschaft habe „keinen nennenswerten Einfluss“ auf das deutsche Insolvenzverfahren. Der Konzern in den Niederlanden schulde Imtech Deutschland zwar noch 21 Mio. € für die Finanzierung des laufenden Geschäfts, man könne aber nicht mit einer Begleichung dieser Forderung rechnen. Weitere vertragliche Forderungen gegenüber der ehemaligen Muttergesellschaft bestehen voraussichtlich nicht. Stattdessen konzentriere sich Borchardt auf die Verhandlungen mit den kreditgebenden Banken von Imtech Deutschland. Mehrere Banken hätten eingefrorene Guthaben in hoher einstelliger Millionenhöhe freigegeben. Imtech Deutschland ist an 960 Baustellen beteiligt und will alle Arbeiten weiterführen. Das Insolvenzgeld werde pünktlich ausgezahlt werden. Es gibt noch keine Entscheidungen, was einzelne Standorte von Imtech anbetrifft.
Derzeit gebe es viele Gespräche mit Subunternehmen. „Es sieht so aus, als ob uns die meisten die Stange halten“, erklärte Harald Prokosch, Leiter der Unternehmenskommunikation am Sitz in Hamburg gegenüber der SZ. Allerdings sollen einige Subunternehmer die Arbeit eingestellt haben, was sie rechtlich angreifbar macht. Mehrere Unternehmen, die zum Teil große Auftragsvolumen von Imtech erhalten haben, teilweise sogar ausschließlich für das Unternehmen arbeiten, haben sich inzwischen bei der Düsseldorfer Handwerkskammer gemeldet. „Die meistgestellte Frage sei: Müssen wir unseren Vertrag noch erfüllen“. Die Antwort lautet „ja“. Die Unternehmen, die teilweise seit langem in Planungen mit ihrem Auftraggeber Imtech involviert sind, hätten Angst, weiter in Vorleistung zu gehen und in einem Gläubigerverfahren leer auszugehen. Immerhin, „keines der Unternehmen, dass sich bei uns gemeldet hat, ist existenzgefährdet“, so die Düsseldorfer Handwerkskammer.

Artikelnummer: cci35135

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