In deutschen Städten wird es kühler

Ursache ist aber nicht etwa ein Ende der Klimaerwärmung, sondern eine Trickserei des deutschen Wetterdiensts.

(Abb. cci Dialog GmbH) Unter einer Tropennacht versteht man in der deutschsprachigen Meteorologie eine Nacht, in der die niedrigste Lufttemperatur nicht unter 20 °C fällt. Gemessen wird in einer Standard-Wetterstation in 2 m Höhe. In diesem Sommer gab es in Karlsruhe einige davon. Ich maß auf meinem Balkon (in rund 5 m Höhe am Stadtrand) mehrere Male um Mitternacht Temperaturen knapp unter 30 °C. Doch wie verwundert war ich, als ich diese Werte mit der Temperaturmessung des deutschen Wetterdiensts für Karlsruhe vergleichen wollte: nie mehr als 22 °C. Stutzen musste, als ich las, wo neuerdings der Standort der Karlsruher Wetterstation ist: in Rheinstetten, einer kleinen Gemeinde südlich des Stadtkreises Karlsruhe. Die Temperaturen dort sind keinesfalls repräsentativ für die Verhältnisse in Karlsruhe, sondern natürlich deutlich niedriger.
Das Ganze machte mich stutzig und ich recherchierte. Glücklicherweise hatte Julia Hackenbruch vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Rahmen ihrer Doktorarbeit die Temperaturverteilung in Karlsruhe untersucht. Vom 7. auf den 8. August 2015 maß sie zum Beispiel in der Karlsruher Weststadt um Mitternacht über 28 °C, während die offizielle Messstation bereits unter 22 °C anzeigte, fast 7 K Temperaturunterschied. in der Innenstadt dürfte der Unterschied noch höher gewesen sein.

Früher konnte Karlsruhe sommerliche Hitzerekorde brechen, und dies, obwohl auch bereits die damalige Messstation in der Hertzstraße keinesfalls die Innenstadttemperaturen abbilden konnte. Seit der Verlagerung der offiziellen Messstation nach Rheinstetten wird „offiziell“ Karlsruhe keine sommerlichen Hitzerekorde mehr brechen. „Offiziell“ ist damit alles bestens, und die Karlsruher können bei den Rheinstettener Temperaturen sicherlich besser schlafen – wen interessiert schon die Realität: Zum Beispiel gab es 2003 in Karlruhe einen Rekord an Hitzetoten in den örtlichen Alten- und Pflegeheimen und bundesweit Negativschlagzeilen. Damit ist jetzt glücklicherweise Schluss. Wenn die Alten jetzt sterben, kann es sich nicht mehr um „offizielle“ Hitzetote handeln. Niemand muss mehr aktiv werden, Gegenmaßnahmen, wie zum Beispiel eine Klimatiserung der Heime, ist unnötig.

Natürlich meint es der Deutsche Wetterdienst gut: Der Wetterdienst will durch die Verlagerung eine für die gesamte Region repräsentative Temperatur ermitteln. Nicht nur in Karlsruhe, sondern in ganz Deutschland wurden deshalb die Stationen aus den städtischen Backöfen hinaus ins Grüne verlagert.

Zum Stichwort „messen“ fällt mir gerade mal folgender Witz ein:
Der Arzt misst den Puls eines Patienten, und sieht dafür auf seine Armbanduhr.
Plötzlich ruft er: „Oh mein Gott!“
Der Patient wird bleich und fragt schockiert: „Was ist?“
Darauf der Arzt ganz hektisch: „Nicht jetzt. Ich verpasse meine Golfverabredung!“

In diesem Sinne bis nächsten Donnerstag.

Artikelnummer: cci35249

Schreibe einen Kommentar

E-Paper