Am 22. Mai ging in Karlsruhe der erstmals durchgeführte, dreitägige EST-Kongress mit über 1.000 Teilnehmern zu Ende. Für cci Branchenticker vor Ort war Georg Ernst. Er hat die wichtigsten Erkenntnisse der Karlsruher Veranstaltung für die Leser von cci Branchenticker zusammengefasst.
Georg Ernst ist wissenschafttlicher Mitarbeiter von Prof. Michael Kauffeld und arbeitet am Institut für Kälte-, Klima- und Umwelttechnik (IKKU) an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft. (Abb. G. Ernst) Unter der Schirmherrschaft von Bundesminister Sigmar Gabriel und veranstaltet von der Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH sowie dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) trafen sich Wissenschaftler, Ingenieure und Unternehmer aus aller Welt, um sich in Themen wie regenerative Energien, Energieeffizienz sowie Energiespeicherung und -netze gemeinsam auf den neusten Stand von Technik und Wissenschaft zu bringen. Die Speicherung thermischer Energie wird auch in der Kältebranche immer interessanter.
„Die thermische Energiespeicherung ist eine Schlüsseltechnologie in den Energiesystemen von morgen“, brachte es der Sitzungsvorsitzende Dr. Stefan Zunft vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) auf den Punkt. Ob bei der Beheizung, der Kühlung oder der Klimatisierung von Gebäuden und Prozessen, in allen Fällen bieten thermische Energiespeicher großes Potenzial zur Effizienzsteigerung. Stand der Technik ist die Speicherung fühlbarer Wärme, sogenannte sensible Wärmespeicher. Als Speichermaterialien kommen meist Flüssigkeiten wie Wasser oder Sole zum Einsatz. Bekanntestes Beispiel ist der Warmwasserspeicher einer Heizungsanlage. Sensible Wärmespeicher gelten als technisch ausgereift und kostengünstig. Nachteilig sind vor allem die geringe Speicherkapazität und die hohen Wärmeverluste. Vom Entwicklungsstand her gesehen folgen auf Platz zwei die Latentwärmespeicher, sogenannte Phase-Change-Materials (PCMs), meist Paraffine oder Salzhydrate. Die PCMs weisen, durch die Nutzung der Schmelzenthalpie, eine vielfach höhere Speicherkapazität auf. Zur Verbesserung der thermischen Leistung kommen auch pumpbare Suspensionen wie Paraffin-Slurries und Eisbrei zur Anwendung.
Daimler-Chef Dr. Dieter Zetsche sprach beim EST-Kongress 2015 über autonomes Fahren. (Abb. KMK/Jürgen Rösner) Noch tief in der Materialforschung befinden sich die thermochemischen Speicher. Hierbei handelt es sich um Systeme, bei denen chemische Reaktionen oder physikalische Wechselwirkungen, oft zwischen einem Gas und einem Feststoff, stattfinden, wobei Wärme aufgenommen oder abgegeben werden kann. Heute kommen vor allem Sorptionsspeicher mit Zeolith und Wasser zum Einsatz. Geforscht wird an Sorptionsmitteln wie Aktivkohle, metallorganische Gerüstverbindungen oder Kompositmaterialien auf Salzbasis. Thermochemische Speicher zeichnen sich durch sehr hohe Speicherkapazitäten aus und können die Energie oft Jahre verlustfrei speichern.
Zusammenfassend kann die Speicherung von thermischer Energie durch verschiedenste Technologien realisiert werden. Bei der Auswahl des geeigneten Systems kommt es neben den Betriebs- und Investitionskosten vor allem auf die Nutztemperatur, die Speicherkapazität, die thermische Leistung, die Speicherdauer und die Art der Energiequelle an.
Artikelnummer: cci37843
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