Coffee to go, auf die Hand, ist eine der größten Umweltsünden im Genusssegment überhaupt. Nun kam zum Jahresende eine gute Nachricht: Der Blauer Engel zeichnet ab sofort ressourcenschonende Mehrwegbechersysteme aus.
Mehrwegbecher gibt es inzwischen übrigens überall zu kaufen – auch in der schicken Edelstahlvariante – wer also noch oder mal wieder ein Geschenk sucht … (Abb. © moquai86/stock.adobe.com) Den ersten Kaffee „auf die Hand“ gab es in Deutschland 1996. Mittlerweile greifen deutschlandweit 70 % der Verbraucher häufig oder gelegentlich zu Coffee-to-go-Bechern. Neueste Erhebungen des Instituts für Energie- und Umweltforschung gGmbH
(ifeu) im Rahmen eines aktuellen Forschungsvorhabens beziffern im Außer-Haus-Verkauf eine Gesamtmenge von 2,8 Mrd. Einwegbechern jährlich, davon etwa 1,2 Mrd. To-go-Becher. Für die Einwegbecher werden Ressourcen, wie Holz und Kunststoff sowie Wasser und Energie, benötigt – und das, obwohl die Nutzungsdauer der Einwegbecher nur wenige Minuten beträgt.
Sie werden vielleicht schmunzeln und sich sagen: „Na ja, was sind schon Pappbecher gegen ‚echte‘ Umweltsünden oder gar im Vergleich zur globalen Erwärmung?“
Ich finde, man muss klein und bei sich selbst anfangen. Letztens ging ich äußerst verfroren einkaufen, nachdem ich einige Stunden bei meinem Pferd im eiskalten Stall verbracht hatte.
Da stand er plötzlich, glänzte mit vielen bunten Knöpfchen und lachte mich an:
Ein Kaffeeautomat. Nur wenige Sekunden trennte mich von einem heißen Milchkaffee.
Wie auch auf zig Autobahnraststätten: Da kann man mal eben den soeben erworbenen Klo-Wertgutschein im Kaffeeautomat versenken, im Tausch gegen ein leckeres Heißgetränk im – mal wieder – Pappbecher. (Es sei denn, man heißt Manfred Stahl und sammelt diese Zettel so lange, bis man sich eine ganze Raststätte leisten kann!)
Ich widerstand dem Kaffeeautomaten.
Aber tun Sie das auch? Und die anderen LüKKler, die viel unterwegs sind, im Auto, mit der Bahn, dem Flieger … schnell mal einen Kaffee gezogen … Ich als Koffeinjunkie finde das menschlich, aber eigentlich einer Branche, die für regenerative Energie einsteht und für die Lebenszykluskosten kein Fremdwort darstellt, unwürdig. Daher begrüße ich den Ansatz des Blauen Engels für Kaffeebecher.
Hier also die (gute) Nachricht:
Der Blauer Engel zeichnet ab sofort ressourcenschonende Mehrwegbechersysteme aus. Ziel ist es, Einwegbecher zu reduzieren und umweltverträgliche Mehrwegbechersysteme zu stärken. Die Kriterien beinhalten sowohl Anforderungen an die Becher selbst als auch an die Anbieter. So müssen bei der Herstellung der Mehrwegbecher und -deckel beispielsweise umwelt- und gesundheitsbelastende Materialien vermieden werden. Zudem müssen die Becher eine Lebensdauer von mindestens 500 Spülzyklen aufweisen, am Ende ihrer Lebensdauer zurückgenommen und einer werkstofflichen Verwertung zugeführt werden. Weiterhin muss ein Pfand auf Becher und Deckel gefordert werden. Die Anbieter müssen sich überdies verpflichten, die „Guten Regeln“ für den Heißgetränke-Ausschank einzuhalten: Kunden soll immer erst der Mehrwegbecher und -deckel angeboten werden oder kundeneigene Becher befüllt werden.
Wenn Anbieter wie Bäckereien vorrangig Mehrwegbecher anbieten und auch von Kunden mitgebrachte Becher füllen, können sie ihr Engagement für die Umwelt nunmehr mit dem neuen Blauen Engel sichtbar gegenüber den Verbrauchern kommunizieren. Das Umweltzeichen wurde durch die Jury Umweltzeichen mit einer Laufzeit von
drei Jahren beschlossen.
Mehr dazu gibt es hier.
Früher war mehr Lametta. Schöne Weihnachten wünscht Sabine Andresen.
Artikelnummer: cci62720
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Gute Denkanstoß zum mobilen Konsum afrikanischen Kaffees (aus ToGo). ;o) 1,2mrd Kaffeebecher im Jahr sind übrigens 3,3mio pro Tag oder 4,8mio pro Arbeitstag. Berge von Müll für wenige Minuten Genuss!
P.s.: Ich pack mich weg! Manfred Stahl kauft sich eine Raststätte – für die Rente? 😀