Klimawandel in Zukunft deutlich stärker

16 Bundesbehörden und -institutionen veröffentlichten Vulnerabilität-Studie zu den Folgen des Klimawandels in Deutschland.

Künftige Änderungen der Temperatur in Deutschland. Die Grafik zeigt die mittlere Anzahl von Tagen mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 °C. (Abb. Deutscher Wetterdienst DWD)
Die Folgen des Klimawandels werden sich künftig auch in Deutschland verstärkt bemerkbar machen. Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts wird die Gefahr von Hochwassern oder Hitzewellen zunehmen. Damit wird das Schadenspotenzial des Klimawandels für Natur, Gesellschaft und Wirtschaft steigen. Das ist das Ergebnis der so genannten Vulnerabilitätsanalyse – einer deutschlandweiten Studie zur Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel. Sie bildet die Grundlage für Vorsorgemaßnahmen der Bundesregierung und dient dazu, die Strategie zur Anpassung an den Klimawandel weiterzuentwickeln. In der Vulnerabilitätsanalyse wurden erstmals auch sozioökonomische Szenarien wie Veränderung der Landnutzung, ökonomische und demographische Entwicklung betrachtet.
Die Vulnerabilitätsanalyse untersucht zwei wahrscheinliche Szenarien, die sowohl klimatische als auch sozioökonomische Veränderungen berücksichtigen

Für ihre Studie untersuchten die Forscher die zu erwartenden Veränderungen bis 2050 und bis 2100. Sie gingen dabei sowohl von einem gemäßigten Szenario mit moderatem Klimawandel und geringen sozioökonomischen Veränderungen aus, als auch von einem Szenario mit stärkerem Wandel: Selbst für den Fall eines schwachen Klimawandels ist mit Beeinträchtigungen zu rechnen, ein starker Klimawandel kann ganz erhebliche Gefährdungen mit sich bringen.
Die Ergebnisse zeigen: Deutschlands Regionen werden unterschiedlich stark vom Klimawandel betroffen sein. So sind beispielsweise Ballungsgebiete in Ostdeutschland und im Rheintal durch Hitzewellen besonders gefährdet. Hier kann bis zur Mitte des Jahrhunderts die Anzahl der heißen Tage pro Jahr auf 15 bis 25 Tage ansteigen. Heute gibt es 8 bis 12 solcher Tage mit einem Tagesmaximum der Lufttemperatur von mindestens 30 °C. Als Folge muss in den Städten mit Gesundheitsproblemen, aber auch mit Hitzeschäden an Straßen und Bahnanalgen gerechnet werden, wie die Forscher berichten. Ebenfalls potenziell gefährdet ist die Kühlwasserversorgung von Kraftwerken.

Insgesamt wird sich die Regenmenge bis 2050 zwar nur wenig verändern, doch in den ohnehin schon trockenen Gebieten in Ostdeutschland verstärkt die Erwärmung die Situation noch. Dies wird vor allem die Wasser-, Land- und Forstwirtschaft beeinträchtigen. Ernteeinbußen und Trockenstress für den Wald sind zu erwartende Auswirkungen. Im norddeutschen Tiefland könnte die Anzahl der Überschwemmungen durch Flusshochwasser zunehmen, Süddeutschland ist dagegen durch Überschwemmungen infolge von Starkregen besonders bedroht. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wird es voraussichtlich häufiger zu Frühjahrs- und Sommertrockenheit kommen. Dies wird die Auswahl der Nutzpflanzen und die Erträge in der Land- und Forstwirtschaft beeinflussen. Gleichzeitig kann die deutsche Landwirtschaft durch eine längere Vegetationsperiode durchaus auch vom Klimawandel profitieren, beispielsweise durch den Anbau von wärmeliebenden Kulturpflanzen, wie die Sojabohne oder die Sorghum-Hirse.

Die Vulnerabilitätsanalyse wurde im Rahmen der Ressortforschung vom Netzwerk Vulnerabilität erarbeitet. Das Netzwerk Vulnerabilität wurde 2011 im Auftrag der Bundesregierung gegründet. Heute besteht das Netzwerk aus 16 Bundesbehörden und -institutionen aus neun Ressorts und einem wissenschaftlichen Konsortium, finanziert durch das BMUB und koordiniert durch das Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (KomPass) im UBA.

Stimmen

  • Rita Schwarzelühr-Sutter, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB): „Vor dem Hintergrund aktueller Warnungen über die möglichen Folgen der Klimaänderung wird deutlich, dass wir Deutschland klimasicher machen müssen.“
  • Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA): „Die Ergebnisse zeigen, worauf wir uns vorbereiten müssen, welche Regionen besonders betroffen sein werden. Wir müssen künftig mit häufigeren Hitzewellen, Starkregen und Hochwasser rechnen. Gleichzeitig wird der Klimawandel in der Zukunft auf andere sozioökonomische Bedingungen als heute treffen.“
  • Paul Becker, Vize-Präsident des Deutschen Wetterdiensts (DWD): „Unsere Ergebnisse zur Klimazukunft in Deutschland sind schon jetzt so belastbar, dass sie für die Begründung politischen Handelns nutzbar sind.“

Hier findet sich die Publikation „Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel“ sowie eine Karte, die die Folgen des Klimawandels in Deutschland darstellt.

Artikelnummer: cci35441

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