Fernweh: Der Prüfstein Wohnungslüftung

Urlaub ist zunächst einmal eine Zeit, in der man nicht arbeiten muss. Falsch, ich präzisiere – in der man nicht für seinen Brotherrn tätig sein muss. In meinem Sommerurlaub stand Arbeit an: Umzug! Und eine ganz praktische LüKK-Erfahrung.

Im Juni haben mein Mann und ich das perfekte Mietshaus für uns gefunden. Das Passivreihenhaus (Baujahr 2000) ist mit einem Wohnungslüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung und einem Erdreichwärmeübertrager zur Vortemperierung der Zuluft ausgestattet. Der Restwärmebedarf zur Raumbeheizung und zur Brauchwassererwärmung wird über ein Nahwärmenetz gedeckt. Die ersten Tage des Urlaubs haben wir also genutzt, um das Wirkungsfeld LüKK, auch einmal so richtig live in der alltäglichen Praxis kennenzulernen. Kurz gesagt – der erste Urlaub diente dem gegenseitigen Kennenlernen: die Lüftungsanlage und wir.

Kennenlerntag 1: Die Gerätefilter müssen regelmäßig gewechselt werden, wurde meinem Mann und mir vom Vermieter mitgeteilt. Bei der Außenluftansaugung … nicht so wichtig, das läuft. Wir entdeckten zudem ein Merkblatt zur empfohlenen fachgerechten Wartung des Geräts. Wann und ob die Wartung durchgeführt wurde, war aus den Unterlagen nicht ersichtlich. Wir schauten uns also erst einmal die Filter im Gerät (Zuluft und Abluft) an. Dunkelgrau. Sofort wurden neue Filter bestellt, und aus G3-Luftfiltern F7 bei der Zuluft gemacht. Die alten wanderten schnellstmöglich in die Tonne.

Abbildung 1: Zuluftfilter (Alle Abb. cci Dialog GmbH) Kennenlerntag 2: Richtig interessant wurde es bei der Ansaugung („das läuft“). Dort soll eigentlich ein dünnes Filtervlies in sinnvoller Ausrichtung auf einem Gitter positioniert sein. Zu sehen war ein dicker, dunkelgrauer Klumpen, der aus mehreren „aneinandergewachsenen“ Filtermatten bestand (ca. 8 cm hoch, richtig wäre ein dünnes Filtervlies gewesen) und auch noch falsch positioniert war. (Abb. 1) Die Öffnung habe ich erstmal wieder geschlossen und den Anblick bis zum nächsten Tag verdrängt.

Abb. 2 Abbildung 3 Abbildung 4 Abbildung 5 Abbildung 6 Kennenlerntag 3: Die Öffnungsklappe war immer noch da. Inklusive Filtervliesklumpen. Handschuhe an, unter Würgereiz Klumpen raus, neues Vlies rein (Abb. 2, 3, 4, 5 und 6). Da kam ich ins Grübeln. KWL ist auf dem Vormarsch, ja. Zu recht. Immer dichtere Häuser brauchen kontrollierte Lüftung. Aber wer kümmert sich eigentlich darum, dass die Anlagen gewartet werden, angefangen bei der richtigen „Pflege“ und Auswahl der Filter? Und wie sehen wohl die Luftleitungen von innen aus? Sollten diese nicht einmal inspiziert werden? Wissen die Nutzer dieser Anlagen eigentlich Bescheid, was sie tun müssen? Oder sagen sie sich: Ich schalte die Anlage einfach aus – weil zu laut, zu teuer (Filternachkauf), lieber Fenster öffnen….? Vor allem, wenn sie „Zweitnutzer“ sind und nicht derjenige, der die Installation der Anlage veranlasst hat. Und nur mal so: Allein in unserer Siedlung sind knapp 30 Häuser mit KWL ausgestattet.

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Artikelnummer: cci35272

3 Kommentare zu “Fernweh: Der Prüfstein Wohnungslüftung

  1. Hallo zusammen.
    Urlaub leider schon vorbei.
    So oft wie möglich aus Bayern an die nördlichste Nordsee – chillen und viel Fisch essen.
    Raus aus der Hektik.
    Das ist Urlaub für uns.
    Ach ja – unser KWL läuft wunderbar und pfeift kein Liedchen. Wird auch regelmäßig gewartet – durch mich.
    Grüße aus der herrlichen fränkischen Schweiz. Hier kann man auch schön Urlaub machen.
    Günther Ottinger, Löser+Körner, Architekten+Generalplaner, Nürnberg

  2. Ihre persönliche Erfahrung deckt sich mit der Praxis auch in der Schweiz.
    Warum erkennt die Branche dies nicht als Chance?
    Habe Ihren Artikel mit Schmunzeln auf http://www.svlw.ch übernommen.
    Freundliche Grüsse Martin Bänninger, Schweizerischer Verein für Luft- und Wasserhygiene

  3. Als Sachverständiger erlebe ich leider immer wieder solche oder ähnliche Fälle: Es wurden keine korrekten Lüftungskonzepte erstellt. Lüftungsanlagen sind nicht hydraulisch abgestimmt. Über die notwendigen Wartungen weiß kaum einer Bescheid. In manchen Anlagen sind Wartungsarbeiten erst nach erheblichen Demontagearbeiten möglich. Die Firmen beraten die Kunden weder im Vorfeld noch nach Installation der Anlagen ausreichend. Nach meiner Einschätzung besteht noch ein großes Potenzial bei den Installateuren zur Erweiterung des Wissens um die kontrollierte Wohnungslüftung.

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