Redakteur Grupp macht sich Gedanken, warum Fortbildung ein Stiefkind-Dasein fristet.
(Abb. © Trueffelpix/Fotolia.com) In Ausgabe 03/2015 von cci Zeitung schrieb ich über die Umfrageergebnisse unserer Trendumfrage zum Thema Fortbildung. Das Ergebnis war etwas beunruhigend. 16 % können (oder wollen) sich nicht fortbilden, weil sie zu viel zu tun haben. 47 % schaffen gerade das Nötigste an Fortbildung.
Die Umfrage zeigte aber auch, dass viele Arbeitgeber offenbar gar nicht wollen, dass sich ihre Mitarbeiter fortbilden, denn diese werden gezwungen, die Fortbildung aus eigener Tasche zu bezahlen und dafür einen oder zwei Urlaubstage zu opfern. Ein fortgebildeter Mitarbeiter könnte ja mehr Geld fordern (schließlich ist seine Kompetenz gewachsen) oder gar den Arbeitgeber wechseln wollen.
Fortbildung heißt ja meist: Besuch von Tagungen und Seminaren. Da geht locker ein Arbeitstag drauf, oft auch mehrere. Ein Mitarbeiter könnte natürlich auch auf die Idee kommen, sich ein Fachbuch zu kaufen, zum Beispiel zum Thema „Hygiene in raumlufttechnischen Anlagen“. Das ist normalerweise deutlich billiger. Aber welches Fachbuch? Nehmen wir mal eines, das gerade in der „3., durchgesehenen Auflage“ erschienen ist. Da ist der Inhalt ja wohl aktuell. Denkste. Möglicherweise hat es den Stand von 2006 und lediglich ein neues Make-up. Außerdem kann man so keine Fortbildungspunkte erwerben. Also doch Seminar. Möglicherweise vertrödelt man dann seinen Tag aber bei einer Werbeveranstaltung. Aus dem Programm kann man das nicht ohne Weiteres ablesen. Allein das Suchen nach seriösen Angeboten kann einem den Feierabend ausfüllen. Man kann sich doch an den Angeboten (s)eines Fachverbands orientieren, oder? Leider ist es so einfach nicht. Nehmen wir mal den BTGA, immerhin eine der bedeutendsten Organisationen der Gebäudetechnik-Branche. Gerade mal drei (eigene) Angebote findet man auf der BTGA-Website, und bei anderen Verbänden ist es auch nicht anders. Also doch ein professioneller Anbieter. Zum Beispiel das Haus der Technik. Als ich auf deren Website war, funktionierte die Suche nicht. Kann ja vorkommen. Beim Fortbildungswerk Haus- und Betriebstechnik werde ich fündig: „Hygiene in Raumlufttechnischen Anlagen Kategorie A nach VDI 6022“ für 750 € – 2 Tage in Stuttgart oder Berlin. Also lange Anfahrt und Übernachtung.
Das Ergebnis unserer Umfrage zur Fortbildung war etwas beunruhigend, aber ich verstehe jetzt deutlich besser, warum man Fortbildung hinten runter kippen lässt.
Rolf Grupp, Redaktion cci Zeitung
Artikelnummer: cci43220
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