Imtech: Was läuft zur Zeit?

Rückblick über die Entwicklungen der letzten Woche.

(Abb. Imtech)Verkauf
Imtech soll bis November verkauft werden. Für den insolventen Bauausrüster Imtech Deutschland soll möglichst schnell ein Investor gefunden werden. Eine Zerschlagung will der Insolvenzverwalter vermeiden. „Wir wollen einen schnellen Verkauf“, wird der vorläufige Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt zitiert. Schließlich würden jetzt von Bauherren Verträge für 2016 und die Folgejahre vergeben. Das Unternehmen soll mit seinen 38 Niederlassungen als Ganzes verkauft werden. Nach Abschluss des Firmenverkaufs will man prüfen, ob Tatbestände der Insolvenzverschleppung vorliegen. Kontakte mit dem Kartellamt oder der Staatsanwaltschaft habe es bislang nicht gegeben.
Es gab 150 qualifizierte Anfragen aus dem In- und Ausland. Vierzig davon hätten die für das weitere Verfahren nötigen Vertraulichkeitserklärungen unterzeichnet, Voraussetzung für einen Zugang zu den Unternehmensinterna. Von den 40 Interessenten an Imtech – „zu 90 Prozent strategische Wettbewerber aus dem In- und Ausland, die hier flächendeckend Fuß fassen wollen“ – hätten sich zehn als „hervorragend“ für die Übernahme geeignet gezeigt, so der Insolvenzverwalter. Knapp eine Handvoll habe erste Angebote für den Großteil des Unternehmens abgegeben. Der Kaufpreis sei aber nur ein Argument bei der Auswahl im Bieterverfahren. Wesentlicher sei, dass der Großteil der bisher rund 4.210 Mitarbeiter übernommen werde. Dadurch entfielen spätere Lohnansprüche gegenüber Imtech. Dass Imtech trotz seiner Skandale so interessant sei, liege am Alleinstellungsmerkmal im Bereich intelligenter Elektro-Haustechnik und einer anerkannt guten Arbeit.

Soll und Haben
Der Umsatz für Deutschland und Osteuropa betrug im vergangenen Jahr 860 Mio. €, der Verlust (Ebitda) 126 Mio. €. Bei Anmeldung der Insolvenz hatte Imtech 85 Mio. € Verbindlichkeiten, im Wesentlichen gegenüber Lieferanten. Hinzu kommen rund 50 Mio. € Forderungen unter anderem von der Bundesagentur für Arbeit sowie weitere noch unbezifferte Regressforderung wegen gekündigter Bauverträge. Außerdem könnten bis zu 400 Mio. € Verbindlichkeiten aus Bürgschaften anfallen. Imtech selbst hat gegenüber Kunden Forderungen von 162 Mio. €, von denen aber rund 70 Mio. € strittig seien. Eine Insolvenzquote, also das Verhältnis des noch vorhandenen Vermögens zur Summe aller Verbindlichkeiten, nannten die Insolvenzverwalter noch nicht. Die Auftragsbücher seien gefüllt: Von Januar bis Juli 2015 seien bereits Aufträge im Wert von 330 Mio. € eingegangen. Im gesamten Vorjahr waren es 626 Mio. €.

Baustellen
Die Insolvenzverwalter haben die Zahl der Baustellen und Projekte von 850 auf rund 650 zurückgefahren. Eingestellt wurden Vorhaben, die sich nicht rechneten, so Borchardt. Die Kalkulation bei diesen Aufträgen sei zu knapp gewesen. Die Beziehungen zu den Lieferanten und Subunternehmern seien stabil. Von den rund 4.400 Service- und Wartungsverträgen sei bislang nur einer gekündigt worden.

– BER
Am Berliner Flughafen sind derzeit 140 Imtech-Mitarbeiter (80 % der früheren Mannschaft) beschäftigt. Ihre Zahl soll aufgestockt werden, um Verzögerungen durch das Insolvenzverfahren wieder aufzuholen, so Borchardt – ohne eine Zahl zu nennen. In der Zeit kurz vor dem Insolvenzantrag bis November werde Imtech am Flughafen Leistungen im Volumen von rund 9 Mio. € erbringen. „Wir wollen Sorge tragen, das BER-Projekt bei einem Eigentümerwechsel gut anzubinden“, so Borchardt. Der Rückzug Imtechs aus der Arge IMCA an, einer Arbeitsgemeinschaft mit Caverion, die im Terminal die Haustechnik (Heizung, Klima, Sprinkleranlage) baut, sei keine Entscheidung Imtechs gewesen. Mit der Insolvenz sei der Vertrag der Arge hinfällig gewesen. Caverion und der Flughafen hätten entschieden, dass Caverion die Leistungen allein übernehme. Die bauliche Fertigstellung des Hauptstadtflughafens wird sich voraussichtlich um ein Vierteljahr verzögern, hatte Mühlenfeld Ende der Woche mitgeteilt. Die Arbeiten sollten eigentlich im März 2016 abgeschlossen sein.

Heidenheim
Die Insolvenz von Imtech hat auch Folgen für die millionenschwere Sanierung des Klinikums Heidenheim. Aktuell kommt es in den Bereichen Elektrik/Elektronik und Brandschutz zu Verzögerungen, weil noch ausstehende Arbeiten, mit denen Imtech beauftragt ist, nicht fortgeführt werden. „Im Moment läuft gar nichts,“ so der Klinikum-Geschäftsführer: Wann und mit wem es weitergehe, sei derzeit offen. Imtech zählte zum Kreis der Haus- und Hoflieferanten der Klinik-Gesellschaft.

Immobilienfonds
Durch Imtech-Insolvenz droht dem Immobilienfonds Substanzwerte Deutschland 7 eine ungewisse Zukunft. Imtech war Alleinmieter der Immobilie des Hannover Leasing Fonds in Frankfurt. Laut Hannover Leasing sei „bislang stets von einer Fortführung des Geschäftsbetriebs auszugehen” gewesen. Schließlich seien alle Mieten bezahlt worden, auch die Augustmiete. Doch schon im September, wenn der Insolvenzverwalter seine Hand über die Konten hält, könnte das aus Gründen der Liquiditätsschonung ein Ende haben.
Der Fonds Substanzwerte Deutschland 7 wurde von der Hannover Leasing 2011 mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 64 Mio. € auf den Markt gebracht. Rund 30 Mio. € wurden über die Deutsche Hypo finanziert. Bisher wurden Ausschüttungen in Höhe von 15 % des Nominalkapitals an die rund 750 Anleger ausgezahlt.
Die Zukunft des Fonds sieht wie folgt aus:
– Wird Imtech an ein Unternehmen verkauft, das die Verpflichtungen an dem Fonds mitsamt des Mietvertrags übernimmt, könnte der neue Eigentümer beispielsweise die Konditionen des Mietvertrags neu verhandeln.
– Imtech könnte innerhalb einer dreimonatigen Frist nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens den bestehenden Mietvertrag kündigen.
– Bleiben die Mietzahlungen zwei Monate aus, kann die Fondsgesellschaft kündigen. Hannover Leasing sucht bereits nach einem Nachfolgemieter.
– Kann die Finanzierung nicht mehr bedient werden, hat die Deutsche Hypo zwei Möglichkeiten: Sie kann zusätzliche Sicherheit verlangen oder auch den Kredit fällig stellen. Die Bank wird vermutlich aber zunächst abwarten, ob ein neuer Mietvertrag eine für sie günstigere Verzinsung als die derzeitigen 4,6 % bietet. Die Höhe der Verzinsung wird sich auf die Ausschüttung des Fonds auswirken.

Artikelnummer: cci40330

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