Am 30. April hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur nächsten Runde des Wärmepumpengipfels nach Berlin geladen. Doch dieses Treffen war wohl eines zum Vergessen. Dabei wäre es angesichts sinkender Verkaufszahlen dringend geboten, die Wärmepumpe im Gespräch zu halten. Derweil versucht die Industrie, den Markt über finanzielle Anreize zu fördern.
Ziel des jüngsten Wärmepumpengipfels war die Unterzeichnung eines gemeinsamen Positionspapieres aller Beteiligten zu groß angelegten Kommunikationsmaßnahmen bezüglich des Wärmepumpenhochlaufs. Doch dazu ist es nicht gekommen. Wie ein Teilnehmer gegenüber cci Branchenticker berichtet hat, gab es zu viele Änderungswünsche, sodass letztlich zu viele Unterschriften verweigert wurden. Also hat das BMWK das sogenannte „Faktenblatt zum Wärmepumpen-Einsatz“ im Alleingang veröffentlicht – oder sollte ich eher sagen auf seiner Website versteckt? Denn dort konnte ich das Faktenblatt (siehe „Anhänge“ am Ende dieses Beitrags) nur nach intensiver Suche finden.
Es scheint, als sei der vollmundigen Erklärung, ab diesem Jahr 500.000 Wärmepumpen in Deutschland zu installieren, die Luft ausgegangen. Die anfängliche Euphorie und Redseligkeit sind auf der Strecke geblieben. Während sich nach den bisherigen Wärmepumpengipfeln die Meldungen überschlugen und aus allen Richtungen über Redaktionen und Endverbraucher hereinbrachen, herrscht nun Schweigen. Es wirkt fast, als hätte es vergangene Woche gar keinen Wärmepumpengipfel gegeben.
Dabei gäbe es gute Gründe, gerade jetzt darüber zu reden, wie der Einsatz von Wärmepumpen (wieder/weiter) forciert werden könnte. Denn Fakt ist: Der vielfach propagierte Wärmepumpenhochlauf ist ins Stocken geraten – nicht nur in Deutschland, sondern europaweit. Wer die Medienberichte der vergangenen Wochen verfolgt hat, kann zu keinem anderen Urteil kommen. An der Lieferfähigkeit der Industrie liegt das nicht. Die hatte reichlich investiert und sieht sich nun einer Nachfrage konfrontiert, die deutlich unter den Erwartungen liegt. Stiebel Eltron hat darauf mit Kurzarbeit reagiert (cci2730399).
Also müssen wir reden. Denn für die Wärmewende muss man in die Köpfe der Verbraucher kommen – und darüber auch an deren Geldbeutel. Entscheidungen für oder gegen eine Wärmepumpe werden in der Regel nicht aus ökologischer Überzeugung getroffen, sondern aus ökonomischen Gründen. Letztlich entscheiden die Kosten über das Gelingen oder Scheitern der Wärmewende.
Die Hersteller lassen sich daher einiges einfallen. Um Bedenken bezüglich Investitionszuschüssen durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Eschborn, zu zerstreuen, wurden zunächst Fördergarantien gegeben (siehe zum Beispiel cci265708). Das jüngst von Viessmann vorgestellte Ratenkaufmodell ist noch im Bereich zu erwartender Marktfördermaßnahmen. Dass Buderus indes eine Cashback-Aktion mit Tchibo gestartet hat, ist kreativ. Zwar bezweifle ich, dass der Kaffee-und-mehr-Händler dem Wärmepumpenhochlauf den nötigen (Koffein-)Schub verschafft, aber vielleicht folgt ja als nächstes eine gleichermaßen effiziente wie erschwingliche Volks-Wärmepumpe!?
Siehe auch „Meinung: Wärmepumpen-Optimismus“ (cci272435), von Florian Fischer am 24. April.
Peter Reinhardt, peter.reinhardt@cci-dialog.de
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