Carrier will Viessmann kaufen

(Abb. © Viessmann)
Geschäftsführer Max und sein Vater Prof. Martin Viessmann (Abb. © Viessmann)

Im Februar hatte cci Branchenticker über die Umsatzsteigerung der Viessmann-Gruppe, Allendorf, im Jahr 2022 um 19 % auf 4 Mrd. € (Wärmepumpen: + 60 %) berichtet. Auf der ISH im März in Frankfurt präsentierte die Gruppe ihre geplanten Investitionen in die Weiterbildung ihrer Fachpartner und das ehrgeizige Ziel, die Wärmepumpenproduktion im Laufe der nächsten Jahre zu versiebenfachen. Und nun kam am Montagabend die überraschende Nachricht, dass Viessmann kurz vor dem Verkauf an den US-Klimatechnikkonzern Carrier stehen soll.

So berichtete beispielsweise tagesschau.de, um nur eine der zahllosen Veröffentlichung zu zitieren: „Laut übereinstimmenden Berichten des Wall Street Journal und der Nachrichtenagentur Reuters steht der Heizungsbauer Viessmann vor einer Übernahme durch den US-Konzern Carrier Global aus Florida. Bei dem Geschäft soll es um einen Kaufpreis von rund 12 Mrd. US-$ gehen.“ Laut Reuters befinde sich Carrier in fortgeschrittenen Verhandlungen über eine Übernahme des LüKK-Herstellers. Das Handelsblatt habe nach eigenen Angaben eine Bestätigung der Transaktion von Personen aus dem Unternehmensumfeld erhalten. Weder Viessmann noch Carrier äußerten sich bisher öffentlich zum geplanten Deal. Der Bitte von cci Branchenticker um eine Stellungnahme kam Viessmann nicht nach und war auch nicht zu erreichen. (Inzwischen gibt es eine offizielle Mitteilung – siehe „Update“ weiter unten)
Die Süddeutsche Zeitung präzisierte in einer Veröffentlichung, dass die Kühltechnik-Sparte (Geschäftsbereich Refrigeration Solutions) kein Teil des Deals sei. Climate Solutions ist der größte Geschäftsbereich und im Wachstum begriffen – allein dieser Geschäftsbereich erzielte 2022 einen Umsatz von 3 Mrd. €. Zum Produktportfolio gehören unter anderem Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln und Lüftungslösungen.
Viessmann werde laut SZ bei dem Verkauf mit rund 11 Mrd. € inklusive Schulden bewertet. In einem Bericht des Wall Street Journal hieß es, dass die Eigentümerfamilie Viessmann den Kaufpreis zum Teil in Aktien, zum Teil in bar erhalten werde. Nach einer Vermutung des britischen Portals Cooling Post, das sich auch auf das Wall Street Journal von Montagabend beruft, könnte der Abschluss noch in dieser Woche bekannt gegeben werden.
Bislang ist Viessmann in Familienhand – in vierter Generation. Die Unternehmensgruppe wurde 1917 von Johann Viessmann gegründet und beschäftigt 14.500 Mitarbeiter, die auch vom Unternehmen selbst als „Mitglieder der Viessmann-Familie“ bezeichnet werden.

Update

Inzwischen gibt es eine offizielle Mitteilung mit allen Informationen zur Übernahme:

https://www.viessmann.family/de/newsroom/unternehmen/viessmann-group-stellt-sich-neu-auf-und-geht-damit-naechsten-schritt-als-eigenstaendiges-familienunternehmen

Im Focus erschien dazu heute früh ein Gastkommentar von Thorsten Giersch, Chefredakteur von „Markt und Mittelstand“ und ehemaliger leitender Redakteur beim Handelsblatt:

https://www.focus.de/immobilien/bauen/ausverkauf-statt-wirtschaftswunder-das-erste-opfer-der-waermepumpe_id_192079139.html

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Ein Kommentar zu “Carrier will Viessmann kaufen

  1. Liebe Kollegen,
    als ich gestern die ersten Nachrichten vom Verkauf von Viessmann hörte, bekam ich von politisch eher rechts stehenden Kollegen diese Nachricht:

    „neben Konzern wie z.B. „Braun“ und etc. und unserer jetzigen Regie-rung wird in dieser Woche von den USA der größte private deutsche Hersteller für Heizkessel und Wärmepumpen „Viessmann“ für 11 Milli-arden US-Dollar aufgekauft und es gibt keinen Einspruch vom Kartell-amt, kaum einer merkt es von den Einheitsmedien unter dieser Regie-rung Viessmann war zu erfolgreich und auch noch in Russland am Ball. Gute Nacht Deutschland! Jetzt arbeiten damit mindestens fast 15.000 Menschen von Viessmann und zugehörige Zulieferer in ähnlicher Grö-ßenordnung auch noch für die USA. Durch die schwachsinnige Ent-scheidung mit dem Wärmepumpenbefehl der jetzigen deutschen Regie-rung, werden de facto administrativ weitere Milliarden € in die Kassen der USA gelenkt (analog z.B. wie bei der Coronaimpfherstellung). Ergo ist Deutschland mit unserer jetzigen Regierung nur noch eine Marionetten der USA.“

    Ich war über diese Nachricht erstaunt und denke heute das ist für unser Land und unser Europa vielleicht nicht das Beste. Allerdings, wie ich in den Nachrichten heute hörte, ist der Kaufinteressent Carrier in der Bran-che als seriös und leistungsfähig gut bekannt. Eine solide Firma und mei-ne Luftwärmepumpe, allerdings im Sommer zum Kühlen, habe ich schon im Jahr 2007, schon damals der Lieferzeit wegen, von Carrier und bin seit vielen Jahren auch als Verbraucher zufrieden. Als Planer und Sach-verständiger kann ich über Carrier nicht schlecht berichten. Carrier ge-hört zu den weltweit ersten und technisch überzeugenden Herstellern im Fachgebiet Klima- und Kältetechnik. Mit den technischen Handbüchern von Carrier konnte ich in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts viel Wissen über Klimatechnik und den Kältekreislauf erlangen. Auch Viess-manm ist als kompetenter Hersteller von guten Geräten eingeführt und ist nach meiner Erfahrung bei Mängeln immer hilfsbereit, kulant und einsich-tig mit den Kunden umgegangen.
    Aber trotzdem, wir verkaufen viel technisches Wissen ins Ausland. Muss das immer wieder sein? Warum nicht Bosch oder eine andere große Fir-ma aus unserem Land? Bosch hat allerdings Buderus übernommen und das würde dann wohl dem Kartellamt unerwünscht sein. Oder könnte wenigstens ein Europäer oder ein Konzern der EU oder besser noch als heutiger Hesse: aus Hessen.
    Wenn bei uns einfach so große wichtige Produzenten einfach von Je-dermann, der das Geld hat, gekauft werden können, z.B. von Chinesen oder z.B. Gasspeicher von Russen ist für den Bürger nicht so leicht zu verstehen. Aber ich will jetzt nicht Politiker werden. Mit den vorstehenden Argumenten gewinnt die AFD Wähler. – Ich meine diese Umwandlung sollte in der heutigen Zeit gut begründet werden. Als Kenner der Branche und global denkend kann man dies auch positiv sehen. – Aber der brutale Krieg mit Einsatz von zuvor langfristig strategisch geplanten und erzeug-ten Abhängigkeiten der vorgesehenen Kriegsgegner durch den Angreifer und auch die digitalen Angriffe machen uns empfindlicher und klein karierter für solche Meldungen. Eigentlich will ich dies als Erdenbürger diese Entwicklungen global und positiv sehen, auch fachlich für unsere Branche ist dies vielleicht gut – die zunehmend autokratische Entwicklung unserer Völker, mit ihren gegenüber anderen Ländern rücksichtlo-sen und eigensüchtigen Herrschern, verändern unser Denken und Handeln. Auch die USA könnte sich da verändern.
    Freundliche Grüße Reinhard Siegismund

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