Chemikalien im Trinkwasser nach Innenrohrsanierung

Zum Schutz vor zu bleihaltigem Trinkwasser werden Trinkwasserleitungen aus Blei saniert. Von einer gängigen Methode der Innenrohrsanierung rät der TÜV Nord eindringlich ab.

(Abb. © fotandy/Fotolia.com) Um Kosten zu sparen, wird bei der Instandhaltung von Innenrohren häufig das Relining-Verfahren verwendet Bei dieser Sanierungsmethode wird Epoxidharz verwendet. Allerdings beinhaltet Epoxidharz als Bestandteil auch Bisphenol A (BPA). Dies ist eine Chemikalie, die die hormonell basierte Kommunikation der Körperzellen stört und sich daher tiefgreifend auf die Gesundheit auswirken kann. Besonders für Schwangere ist BPA gefährlich, da die Substanz die Plazenta durchdringen und zu Entwicklungsstörungen sowie Geburtsfehlern führen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass keines der eingesetzten Harze beim Umweltbundesamt (UBA) als unbedenklich registriert ist.

„Nicht nur das bei dieser Methode eingesetzte Material ist kritisch zu betrachten. Auch das Verfahren an sich ist fragwürdig, da gültige Richtlinien zur Umsetzung, Prüfung und Qualifizierung fehlen und es dadurch fraglich ist, ob es den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht“, so David Dreesen, Mitarbeiter des Arbeitsgebiets gefährliche Stoffe bei TÜV Nord. Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) zog seine Richtlinien zurück und distanzierte sich so von dieser Methode. Einige Wasserversorger haben das Verfahren in ihrer Region ganz verbieten lassen. Dennoch wird die Methode von zahlreichen Unternehmen angeboten und eingesetzt.

Besonders problematisch ist, dass es keine vorgeschriebenen, regelmäßigen und systematischen Kontrollen der Wasserqualität nach einer Innenrohrsanierung mit Epoxidharz gibt. Unklar ist, wie viele Schadstoffe nach einer solchen Behandlung ins Trinkwasser gelangen. Auch die wissenschaftliche Debatte ist noch nicht beendet. „Wir empfehlen daher Immobilienbesitzern und -betreibern immer eine klassische Rohrsanierung, das heißt den Austausch der alten Leitungen. Sie ist zwar kostenintensiver, aber gesundheitlich ist man auf der sicheren Seite,“ so Dreesen. „Mieter können sich bei den Hauseigentümern erkundigen, ob vorhandene Leitungen mit Epoxidharz saniert wurden. Wenn ja, sollten sie auf jeden Fall eine regelmäßige Überprüfung der Wasserqualität fordern.“

Bei der Innenrohrsanierung mit dem Relining-Verfahren werden zunächst die Rohrleitungen getrocknet und durch Sandstrahlen von Rost und Ablagerungen gereinigt. Dann wird die Epoxidharzbeschichtung aufgetragen. Hierbei müssen bestimmte Mischungsvorschriften, Temperaturen und Aushärtungszeiten beachtet werden. Das Verfahren ist fehleranfällig: Werden Fehler bei der Rohrreinigung gemacht, bleiben Rostrückstände zurück. Dann kann die Beschichtung nicht einwandfrei aufgebracht werden. Eine zu kurze Trocknungsphase nach dem Auftragen des Epoxidharzes kann zu einer höheren Belastung des Wassers führen. Bleirohre können bei unsachgemäßer Behandlung schnell Schaden nehmen. Zusätzlich wird durch das Strahlen die Oxidschicht zerstört, die das Trinkwasser sonst vor dem Blei schützt. Wenn es dann zu einem Fehler beim Auftragen des Epoxidharzes kommt, kann der Bleigehalt im Wasser enorm steigen.

Artikelnummer: cci34884

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