„Der schlafende Riese“ oder die Konfrontation mit der Wirklichkeit

Bei der Veranstaltung „Gebäudetechnik – Energieeffizienz und Ressourcenschonung für heute und morgen“ sollten aktuelle Technologien und rechtliche Rahmenbedingungen diskutiert werden. Doch die Redner und Podiumsgäste hatten andere Pläne. cci Branchenticker war mit Hauptstadtkorrespondent Benjamin Meißner vor Ort.

Von links: Thorsten Herdan (BMWi), Uwe Großmann (Vorstandsvorsitzender des VDMA-AMG, Siemens), Oliver Krischer (B90/Die Grünen) und Joachim Mahrholdt (Moderator) bei der Paneldiskussion „Markteinführung neuer Technologien – Welche Rahmenbedingungen braucht es?“ (Abb. VDMA)
Am 30. November luden die BDI-Initiative „Energieeffiziente Gebäude“ und das VDMA-Forum Gebäudetechnik zu einer gemeinsamen Veranstaltung nach Berlin. In Vorträgen und Podiumsdiskussionen sollte vor allem der Bundesregierung die Richtung zu einer „technologieoffenen“ Förderpolitik gewiesen werden. Doch statt der Suche nach konstruktiven Lösungen verhaspelten sich die Akteure in politischen Positionen und Produktwerbung.

130 Jahre

So liege es an der Politik, dass die Bürger und Immobilienbetreiber nicht sanierungswillig seien. Gemäß einer Rechnung von Dr. Carsten Voigtländer (Geschäftsführer der Vaillant Gruppe, Remscheid) würde Deutschland bei der derzeitigen Renovierungsquote (1 % pro Jahr) 130 Jahre benötigen, um den aktuellen Bestand veralteter Heizungen zu ersetzen. Deshalb müsse die Politik technologieoffene Förderprogramme auf den Weg bringen. Doch „technologieoffen“ stand an diesem Tag nicht für eine zukunftsorientierte Förderpolitik, sondern für die Förderung alter Technologien, wie zum Beispiel Gas- und Öl-Brennwert. Wolf Hartmann, Vorstandsvorsitzender der LTG Aktiengesellschaft, Stuttgart, untermauerte diesen Wunsch nach staatlich geförderter Erschließung noch ungenutzter Marktpotenziale, indem er den Bereich der Nichtwohngebäude „energetisch und bezüglich der Sanierung“ als einen „schlafenden Riesen“ bezeichnete.

Thorsten Herdan, Leiter der Abteilung Energiepolitik – Wärme und Effizienz im Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), erteilte dem Wunsch nach zusätzlichen Förderungen jedoch eine klare Absage. Die Förderpolitik müsse sich „an den Klimazielen von Paris ausrichten und nicht an wirtschaftlichen Interessen einzelner Unternehmen“. Dazu gehöre auch, „eine Ölbrennwertheizung nicht mehr zu fördern, da sie primärenergetisch nicht zu unseren Klimazielen“ passe.
Prof. Hans-Martin Henning (stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer ISE, Freiburg) wagte den technologischen Blick in die Zukunft und setzte alle Hoffnungen zur Erreichung der Klimaschutzziele auf eine nationale Vernetzung der Energieverbraucher und Erzeugungsarten.

Zu guter Letzt meldete sich noch ein Vermieter aus dem Auditorium zu Wort. Auf seinen Ausruf: „Was interessiert mich 2050? Ich muss jetzt die Wohnung warm bekommen!“, konterte der Moderator augenzwinkernd: „Sie konfrontieren uns ja mit der Wirklichkeit!“

Naemi Denz, VDMA, Mitglied der Hauptgeschäftsführung, Abteilungsleiterin Technik und Umwelt, Geschäftsführerin Abfall- und Recyclingtechnik, bei ihrem Schlusswort. (Abb. cci Dialog GmbH)
Das Schlusswort gehörte Naemi Denz (Mitglied der Hauptgeschäftsführung des VDMA). Sie nutzte es für einen Appell an alle Beteiligten: „Aus der Phase der Planung muss nun das Tun folgen.“

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in cci Zeitung Ausgabe 02/2017.

Artikelnummer: cci44248

Schreibe einen Kommentar