Dienstag ist Normentag. Heute geht es um ein Thema, das viele Leser von cci Branchenticker stark interessieren dürfte und zu dem wir hoffentlich viele Antworten von Planern, Anlagenbauern und Betreibern erhalten werden: Hat die Corona-Pandemie die Planung und Ausführung von LüKK-Anlagen verändert?
Zentrale Lüftungs- und Klimaanlagen zum Betrieb in Nichtwohngebäuden, zum Beispiel in Büros, Besprechungsräumen, Gewerbebauten, Restaurants, Einzelhandel und Veranstaltungsgebäuden, werden meist auf Basis der DIN EN 15251 „Eingangsparameter für das Raumklima“ (künftig DIN EN 16798 Teil 1) oder ähnlichen technischen Regeln projektiert. Dabei sind neben thermischen Aspekten der Luftkonditionierung die Qualität der Luftfiltration (ein- oder zweitstufig? welche Filterklassen?) sowie die Größe des Außenluftvolumenstroms zentrale Aspekte der Anlagendimensionierung. In den meisten Fällen wurden Lüftungsanlagen vor der Corona-Pandemie mit Außenluftvolumenströmen zwischen etwa 30 m³/h bis 50 m³/h pro Person oder 3 m³/h bis 5 m³/h pro m² projektiert. Damit wird in normal besetzten Räumen ein CO2-Gehalt in der Luft von etwa 1.000 bis 1.300 ppm erreicht. Doch dann kam Corona, und mittlerweile lautet die Empfehlung von Fachleuten, zur Verringerung einer möglichen Infektionsgefahr die Durchspülung von Räumen mit Außenluft zu erhöhen und dadurch einen CO2-Gehalt im Bereich von 700 bis 800 ppm anzustreben. Dazu unsere Fragen an Fachplaner, Anlagenbauer und Betreiber:
– Sehen Sie einen Trend, dass seit der Corona-Pandemie LüKK-Anlagen leistungsstärker und mit höheren Außenluftvolumenströmen geplant und ausgeführt werden?
– Werden weiterhin Lüftungsanlagen mit Umluft geplant?
– Wenn ja, welche Filtertechniken empfehlen Sie dann auf der Umluft- bzw. Zuluftseiten zur Abscheidung von möglichen Corona-Aerosolen?
– Wurden Sie schon damit beauftragt, für bestehende Gebäude (mit oder ohne Lüftungsanlage) den Einsatz von dezentralen Luftreinigungsgeräten zu planen?
Wir bitten Sie sehr herzlich, sich mit einem Statement per Kommentar unter diesen Beitrag oder einer Email an redaktion@cci-dialog.de an dieser Umfrage zu beteiligen (ggf. auch nur einzelne Fragen zu beantworten). Vielen Dank dafür!
Zur Projektierung von Außenluftvolumenströmen empfehlen wir den Beitrag „Grundlagen: Mindestaußenluftströme in RLT-Anlagen für Nichtwohngebäude“ in cci Wissensportal als Artikelnummer cci77836.
cci125909
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Ich beziehe mich auf den Artikel “Hat die Corona-Pandemie die Planung und Ausführung von LüKK-Anlagen verändert?“ vom 2. März 2021. Es wird zur Stellungnahme bezüglich der Lüftung während der Corona-Pandemie aufgerufen. Da Kalthoff Luftfilter und Filtermedien GmbH ein reiner Luftfilterhersteller ist, beziehe ich die folgenden Aussagen auf genau diesen Teilbereich.
Zitat aus Artikel: „– Wenn ja, welche Filtertechniken empfehlen Sie dann auf der Umluft- bzw. Zuluftseiten zur Abscheidung von möglichen Corona-Aerosolen?“
Filtertyp:
Ich empfehle den Einsatz von handelsüblichen (Faser-) Raumluftfiltern wie sie in der VDI 6022 oder der EN 16798 beschrieben werden. Die Filterklasse sollte je nach Anwendung und Bedarf erhöht werden. Die Filter scheiden die Viren ab und geben sie nicht wieder frei. Da es keinen „Nährboden“ für sie gibt, werden die Viren nach einiger Zeit inaktiviert. Zusätzliche Beschichtungen oder Behandlungen des Filtermaterials sind nicht notwendig, da sie bestenfalls die Zeit reduzieren, bis das Virus inaktiv ist. Auch die Entsorgung kann unter den schon bekannten Sicherheitsmaßnahmen erfolgen, da aus vorher genannten Gründen keine Ansammlung von aktiven Corona-Viren stattfindet. Wird der Filter nicht beschädigt, ist eine Freisetzung nicht zu erwarten.
Auch weitere Techniken wie der Einsatz von UV-Strahlung können zielführend sein. Diese benötigen allerdings häufig selbst eine Vorfiltration durch Faserfilter und sind aufgrund elektronischer Komponenten weniger verlässlich und störanfälliger.
Umluft vs. Zuluft:
Generell kann Außenluft als Virenfrei betrachtet werden und es ist bei 100% Außenluftanteil keine zusätzliche Filtrierung notwendig. Die Einhaltung gängiger Empfehlungen und Normen reicht hier völlig aus. Sobald es einen Umluft-Anteil gibt, ändert sich das und ich empfehle ein entsprechendes Upgrade, wie es im nächsten Teil beschrieben wird.
Filterklasse:
Häufig beobachten wir den Einsatz sehr hoher Filterklassen wie z.B. Schwebstofffilter der Klasse H14 nach EN1822-1. Der damit einhergehende, hohe Druckverlust führt zu Problemen mit der Dichtigkeit und oft kann der notwendige Volumenstrom nicht aufrecht erhalten werden.
Mittlerweile ist nachgewiesen, dass auch gute ISO ePM1 -Filter (vormals ca. F9) effektiv die Virenlast reduzieren können. Diese sind gerade bei Problemen mit der Druckdifferenz eine gute Alternative. Um die best-mögliche Filtereffizienz zu erreichen, reichen auch Schwebstofffilter der Klasse E11 aus. Dafür gibt es mehrere Argumente:
1. E11 besitzt eine Mindest-Effizienz von 95%, H14 von 99,995%. Der Unterschied von ca. 5% in der Effizienz wird durch die geringere Druckdifferenz des E11-Filters in den Schatten gestellt. Bei gleicher Druckdifferenz kann fast die doppelte Menge Luft durch einen E11-Filter strömen, ein Raumvolumen also doppelt so oft gereinigt werden.
2. Liegt eine Belastung durch Corona-Viren vor, muss es eine Quelle für diese geben. In der Regel bleibt die Quelle eine Zeit lang bestehen, d.h. die Virenzahl in der Luft kann nicht auf 0 gesenkt werden. In diesem Fall ist ein schneller Abtransport der Viren wichtiger als eine 100%ige Abscheidung durch einen Filter mit geringerem Volumenstrom.
3. Die Effizienz von Schwebstofffiltern nach EN 1822 bzw. ISO 29463 bezieht sich auf den „worst case“. Es wird die Partikelgröße geprüft, die am leichtesten durch den Filter kommt. Mit großer Wahrscheinlichkeit weicht die Größe eines aktiven Corona-Virus davon ab und die Effizienz steigt noch einmal deutlich.
Fazit:
Es kommt auf das Verhältnis von Luftwechselrate zu Filtereffizienz an, wenn das Risiko einer aerosolgetragenen Corona-Infektion minimiert werden soll. Aus diesem Grund lohnen sich häufig schon hochwertige ISO ePM1-Filter.
Mit freundlichen Grüßen | Best regards
i.A. Nils Juttner | M.Sc. | Engineering and Development
Kalthoff Luftfilter und Filtermedien GmbH
Hallo,
wir planen aktuell die Sanierung einer RLT-Zentrale mit mehreren Anlagen.
Die Volumenströme werden wir kontrollieren, können sie allerdings nicht
nennenswert erhöhen da das Kanalsystem ausserhalb der Zentrale nicht angepasst wird.
Die MSR wird komplett erneuert, Anpassungen sind daher einfach.
Hier eine kurze Auflistung:
Schwimmbad
RLT mit Umluft, Präsenztaster und Zeitprogramm für reinen Außenluftbetrieb
(eigentlich sinnlos, Chlor ist ein Desinfektionsmittel)
Schwimmbad-Nebenräume
RLT mit Umluft, Funktionsanbindung Umluft an RLT Schwimmbad
Küche
Außenluft VDI2052
Gastro-Bereich
RLT mit Umluft wg. Heizbetrieb, Zeitprogramm für reinen Außenluftbetrieb
Turnhalle
RLT mit Umluft wg Heizbetrieb, Präsenztaster und Zeitprogramm für reinen Außenluftbetrieb
Turnhalle Nebenräume
RLT mit Umluft, Funktionsanbindung Umluft an RLT Turnhalle
Insgesamt werden wir die Anlagen „nur“ erneuern und die „Corona Funktionen“ auf die MSR beschränken.
Bleiben sie Gesund
Rolf Tschersich
Hier ein paar Antworten zu Ihren Fragen.
Ich beziehe die Antworten nur auf meinen aktuellen Planungs- und Auftragsstand
Büro und Veranstaltungsgebäude mit 5 Lüftungsanlagen
Großer Foyer- und Versammlungsbereich: maximal 30 m³/h ohne Umluftanteil Filterung M5 / F7 variabler Volumenstrom mit CO2-Messung / heizen + kühlen
Veranstaltungsbereich für 400 Personen: maximal 30 m³/h ohne Umluftanteil Filterung M5 / F7 variabler Volumenstrom mit CO2-Messung / heizen + kühlen
Büro- und Arbeitsräume: natürliche Lüftung ohne Raumkühlung
Umkleide und Sozialbereiche: 11 m³/h * m² ohne Umluftanteil Filterung M5 / F7 variabler Volumenstrom / heizen
Küchenbereich: Auslegung nach VDI 2052 Filterung M5/F7 / heizen
Bürogebäude
Vorhandene Lüftungsanlagen nur in Teilbereichen
VRV/VRF-Anlagen als Nachrüstung zur Umluftkühlung für 83 Büroräume die auf der „Sonnenseite“ liegen
Weitere Lüftungsanlagen im Bestandsgebäude nicht möglich und auch nicht erwünscht.
Fensterlüftung in Einzelbüros
Bürogebäude
Umbau von Einzelbüros in Großraumbüros in 3 Etagen.
Raumkühlung mit Kühldecken und Kaltwasser 16/19°C
Zentrale Lüftungsanlage nicht gewünscht. Lüftung individuell über öffenbare Fenster.
Dezentrale Luftreinigungsgeräte wurden bei mir bisher nicht nachgefragt
Die Planung von Lüftungsanlagen mit einem größeren Außenluftvolumenstrom als 30 m³/h wurden bisher nicht nachgefragt.
Hier werden vom Bauherrn und den Architekten (m/w/d) weder die Flächen für die erforderlichen zentralen noch die Kosten zur Verfügung gestellt.
Der Einsatz von Aerosolabscheidern bei Lüftungsanlagen mit reinem Außenluftbetrieb macht keinen Sinn.
Ich gehe davon aus, dass die Auftraggeber keine großartige Änderung bei der Fachplanung von Lüftungs- und Kälteanlagen wünschen, weil dies zu einer Verteuerung der Anlagentechnik sowie zu einem höheren Platzbedarf für Technikräume und Schächte führen wird.
Corona wird (hoffentlich) bald Historie sein, dann hätte man eine große Anlagentechnik, die man so nicht mehr benötigen würde.
Ich wünsche einen angenehmen Tag.
Gruß Anton Tienes