Leser helfen Lesern: Corona-Sicherheit für eine RLT-Bestandsanlage

Durch welche Maßnahmen kann bei bestehenden RLT-Anlagen mit Sorptionsrotoren eine maxiale Sicherheit gegen Corona erzielt werden? (Abb. © cci Dialog GmbH)

Bei der heutigen Anfrage geht es um eine größere RLT-Bestandsanlage in einem Gerichtsgebäude, die nun im Hinblick auf eine maximale Sicherheit gegen eine Übertragung und Ausbreitung von Corona-Viren überprüft und gegebenenfalls technisch aufgerüstet werden soll. Ein Leser, Mitarbeiter in einem Liegenschaftsamt eines Bundeslandes, erläuterte cci Branchenticker folgende Herausforderung.

Es ist davon auszugehen, dass die nachfolgend geschilderte Problematik kein Einzelfall ist, sondern möglicherweise derzeit bei vielen Unternehmen, die zentrale RLT-Anlagen zum Beispiel in Bürogebäuden betreiben, diskutiert wird. Insofern würden wir uns sehr über viele Zuschriften und Anregungen von Lesern freuen, da diese dazu beitragen können, hier für die LüKK probate Lösungen oder zumindest Lösungsansätze zu entwickeln.

In einem größeren Gerichtsgebäude versorgt eine zentrale Klimaanlage (Luftleistung 20.000 m³/h) mehrere Gerichtssäle sowie weitere Räume und Zonen. Die Abluft wird aus allen Bereichen gesammelt und ins RLT-Gerät zurückgeführt. Das etwa fünf Jahre alte Zentralgerät ist ausgestattet unter anderem mit einem Sorptionsrotor (Enthalpierotor) zur Wärme- und Feuchterückgewinnung und auf der Zuluftseite mit einer einstufigen Luftfilterung ISO ePM2,5 (F7), die sich vor der WRG befindet. Einen weiteren Zuluftfilter gibt es nicht. Auf der Abluftseite befindet sich vor der WRG ein ISO ePM10-Filter (M5). Im normalen Betrieb wird die CO2-geregelte Lüftungsanlage nicht mit der Nennluftleistung betrieben, da der CO2-Gehalt in der Abluft als Führungsgröße für den Außen- und Zuluftvolumenstrom meist zwischen 600 und 800 ppm beträgt und so eine gute Luftqualität in den Räumen signalisiert.
Nun verlangt der Nutzer des Gebäudes von der Landesbehörde als seinem „Vermieter“ eine Überprüfung der Lüftungsanlage im Hinblick auf ein mögliches Risiko, dass aus der Abluft Corona-Viren zur Zuluft übertragen werden und somit in den Zuluft-versorgten Räumen ein erhöhtes Infektionsrisiko entstehen könnte. Hier wird besonders der auch Feuchte übertragende Sorptionsrotor als Risikofaktor gesehen.

Welche Lösung würden Sie für diese Herausforderung für eine sehr starke Minimierung einer möglichen Corona-Übertragung auf die Zuluft vorschlagen? Gibt es für solche Fälle offizielle Handlungsempfehlungen? Zu berücksichtigen ist noch, dass mögliche Investitionen durch das Bundesprogramm für öffentliche Gebäude gefördert werden, die späteren Betriebskosten (zum Beispiel Filterwechsel) aber nicht. Im Technikraum steht noch ausreichend Platz für eine eventuelle Vergrößerung der Lüftungsanlage zur Verfügung.

Bitte schicken Sie Ihre Anregungen (Lösungsvorschläge) an redaktion@cci-dialog.de oder schreiben Sie als Mitglied von cci Wissensportal ihre Lösung direkt in das untere Kommentarfeld. Vielen Dank für Ihre Mithilfe!

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10 Kommentare zu “Leser helfen Lesern: Corona-Sicherheit für eine RLT-Bestandsanlage

  1. Für die beschriebene Herausforderung sehe ich mehrere Lösungsansätze, mit denen sich das Risiko der Übertragung von Corona-Viren aus der Abluft in die Zuluft minimieren ließe.
    Zunächst sollte geprüft werden, wie die Ventilatoren in der Lüftungsanlage angeordnet sind. Denn bei Verwendung eines Rotationswärmetauschers könnte es zielführend sein, die Ventilatoren druckseitig statt saugseitig zu positionieren. Die Ventilatoren sind aus technischen Gründen oft saugseitig angeordnet. Abhängig unter anderem von den Druckverhältnissen und von dem Vorhandensein einer Spülsektion, beträgt die Übertragung dann üblicherweise zwischen 1 und 3 %. Mit druckseitig angeordneten Ventilatoren kann dagegen keine Übertragung mehr von der Abluft in die Zuluft stattfinden.
    Weiter reduziert ergänzendes technisches Equipment den Übertrag von Viren aus der Abluft in die Zuluft. Hier empfehlen wir unsere Lösungen zur UV-C-Bestrahlung und/oder bipolare Ionisierung.
    UV-C-Bestrahlung ist ultraviolett und wirkt desinfizierend. Sie tötet virale und bakterielle Mikroorganismen im Luftstrom oder auf Oberflächen ab, indem sie deren DNA empfindlich stört. UV-C-Licht wäre hier eine gute Ergänzung, auch weil es sich unkompliziert – im RLT-Gerät selbst oder in den Luftkanälen – nachrüsten lässt.
    In den Zuluftkanälen – in Raumnähe installiert – können auch bipolare Ionisierungsmodule die Luftqualität in den Räumen optimieren. Hierbei werden der Zuluft positive und negative Ionen zugesetzt. Diese verteilen sich im Raum und ziehen dann jeweils entgegengesetzt geladene Teilchen an, wachsen und können besser von der RLT-Anlage gefiltert werden. Indem so Partikel aus der Luft gebunden werden, verbessert sich die Luftqualität und es erreichen weniger Viren und Bakterien die Räume, in denen sich Personen aufhalten.
    Weitere gesundheitsfördernde Lösungen für Gebäude fassen wir bei Johnson Controls unter dem Dach OpenBlue Clean Air zusammen, siehe hier (https://www.johnsoncontrols.com/de_de/openblue/openblue-clean-air).
    Gert Bakkeren, Regional Product Director EMEAI, Johnson Controls

  2. Die Techmark GmbH bietet Luftreinigungsprodukte für vorhandene oder neue RLT-Anlagen. Diese können in die Lüftungskanäle unterschiedlicher Größe eingebaut werden. Dies erfolgt in den meisten Fällen als Plug’and’Play Einbau. Die Geräte arbeiten mit der Photokatalyse und Titandioxid, also UV-Strahlung.
    Vielleicht können diese Geräte Ihrem Leser weiterhelfen. Ein paar Hinweise zur eingesetzten Technik:

    Die PCO™ -Technologie der TM-Micropure-Module nutzt die kombinierte Wirkung von Strahlen aus einer speziellen UV-Lampe mit einer Katalysatorstruktur aus einer Metalllegierung mit einer Wabenmatrix. Diese besteht hauptsächlich aus TiO2 (Titandioxid) und, in geringem Umfang, aus drei anderen Metallen. Bei den vom Luftstrom durchflossenen Modulen kommt es zu einer photokatalytischen Reaktion, bei der Hydroxylradikale (• OH) und Wasserstoffperoxid (H2O2) in minimalen Mengen erzeugt werden können – nicht höher als 0,02 ppm. H2O2 und • OH ermöglicht die Desinfektion sowohl des Luftstroms als auch der Oberflächen der Lüftungskanäle dank der hohen Effizienz bei der Zersetzung von Krankheitserregern. Wirksam gegen Bakterien, Viren, Schimmelpilze, Allergene, Gerüche, organische und flüchtige Verbindungen.

    Weitere Informationen finden Sie auf unseren Webseiten (https://www.techmark.de/de/Luftreinigungsprodukte.html)

    Markus Pich, Techmark GmbH

  3. Modulare Luftreinigung ist für uns eine tägliche Aufgabe.

    Individuell auf Ihr Projekt abgestimmt, entkeimt das AirStream Modul Ihre Zu- oder Umluft und beseitigt bis zu 99,9% aller luftgetragenen Viren, Keime und Bakterien. Das AirStream Modul eignet sich sowohl zur Neuprojektierung als auch zur Nachrüstung Ihrer raumlufttechnischen Anlagen.

    Die Module bestehen aus verzinktem Blech, Edelstahl oder optional Aluminium und können in Klimaanlagen oder andere Lüftungseinrichtungen integriert werden, unabhängig ob es um die Nachrüstung in bestehende Systeme oder um eine Neuprojektierung geht. Ferner besteht die Möglichkeit, die UVC-Leuchten direkt in Lüftungsgeräte zu integrieren. Mit dem eigenständigen Klimamodul AirStream C ist auch die effektive Luftentkeimung von größeren Räumen ohne Lüftungsanlage möglich

    Aktuell werden viele Projekte von uns ausgestattet. Messehallen, Lebensmittelproduktionen, Schulen, Schwimmbäder und vieles mehr. Sehr gerne helfen wir Ihnen in der Projektierung und Auslegung.

    Inaktivierung von Viren, Abtötung von Bakterien und Schimmelpilzen, Lampenleistung auf den benötigten Volumenstrom abgestimmt, Kein zusätzlicher Druckverlust durch Installation an den Kanalinnenwänden, Geringer Montageaufwand, Optionale Stromüberwachung.

    Mehr Informationen finden Sie auf unseren Webseiten.

    https://www.baero.com
    Dennis Rösing Sales Manager

  4. Hallo – in mehreren Veröffentlichungen wird seit Jahren darüber berichtet, dass mit Ionisierungsstufen
    im Zuluftkanal kurz vor dem Luftaustritt die Zuluftqualität (Beseitigung von Feinstaub, Bakterien….)
    erheblich verbessert werden kann (siehe GSB; bioclimatic u. A.) – was bisher leider noch in keiner
    entsprechenden Normen berücksichtigt wurde – doch mit Co 19 kommt hier eventuell Bewegung rein? Werden in den Endverteilungen der Zuluft entsprechende Ionisierungsgeräte (auf den Volumenstrom
    bezogen – der nachträgliche Einbau ist meist einfach möglich – wird auch von den Herstellern angeboten) vorgesehen, wird in der Zuluft das beseitigt, was der Filter noch passieren lässt (ist mit entsprechenden Messgeräten auch nachweisbar).
    Von UVC – Strahlern ist dies ebenfalls seit vielen Jahren bekannt und wird bisher meist nur zur Nachbehandlung von Küchenabluft eingesetzt (siehe REVEN).
    Ich versuche deshalb, bestehende Anlagen nachträglich mit Ionisierungsgeräten zu verbessern, da hier
    der Einbau und die notwendige Wartung einfacher ist.
    Beste Grüße – Dr. Bredenbeck

  5. Rotationswärmetauscher mit oder ohne Enthalpie Rückgewinnung haben in der Regel eine Leckage Rate von 1-2%. Bei einem durchgängigen CO2 Gehalt von 600 – 800 ppm scheint die Luftqualität der Innenräume durchaus hochwertig zu sein. Die Möglichkeit Corona Viren in hoher Konzentration in der Abluft vorzufinden, durch die mittels der Leckage Rate die Zuluft kontaminiert wird, ist an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen.
    Was aus dem Text im Eingang nicht hervorgeht, ist die Position der Ventilatoren, durch deren Einbausituation bestimmt sich ja, in welche Richtung die Leckage fließt.
    Bei einer grad erst 5 Jahre alten Lüftungsanlage gehe ich von einer hohen Dichtigkeit in gesamten System und auch von einer hygienisch korrekten Platzierung der Außenluftansaugung und Fortluftelemente aus.
    Das Förderprogramm der Bundesregierung sollte besser für Gebäude genutzt werden, deren Lüftungstechnik mehr als überaltert ist, wenn denn überhaupt vorhanden.

    Mit freundlichen Grüßen
    Jan Behrens, Lindab Innovation Hub

  6. Eine RLT-Bestandsanlage zu ertüchtigen um die Möglichkeiten der Corona-Übertragung zu minimieren ist für uns inzwischen Alltag. Dabei ist es nicht entscheidend ob es einen Umluftanteil gibt oder ein Rotationswärmetauscher die mögliche Übertragungsquelle darstellt. Als Lösung werden UV-C Strahler in der Zuluft möglichst endständig in das Lüftungsgerät integriert. Da in den Lüftungsgeräten eine Luftgeschwindigkeit von weniger als 3 m/s die Regel ist liegt man in den wirtschaftlichen Bereich von UV-C Installationen. Durch die meist fehlende Reaktionsstrecke von 1 m ist es wichtig eine gleichmäßige UV-C Wand im Querschnitt zu installieren, so dass die Viren möglichst nahe an den Strahlern vorbei fließen. Bei solcher Installation gibt es keinen nennenswerten zusätzlichen Druckverlust, daher muss der vorhandene Ventilator nicht in der Leistung erhöht werden. Ebenfalls ist eine ISO ePM 2,5 (F7) Filterung meistens vorhanden was eventuelle Clusterbildung der Mikroorganismen unterbindet. Sollte die Installation im Gerät nicht möglich sein ist auch eine Installation im Zuluftkanal möglich. Zu erwähnen ist noch das bei der UV-C Technik kein Ozon gebildet wird und somit die Luft nicht verändert sondern nur entkeimt wird. Diese Lösung ist schon sehr häufig realisiert worden auch bereits in einem Landtagshaus. Zusätzlich zu dieser Ausrüstung muss natürlich auf einen ausreichenden Luftwechsel bzw. Durchgang durch das Entkeimungsgerät geachtet werden. Zurzeit wird ein 6 facher Luftwechsel/Durchgang angestrebt. Der fehlende Luftvolumenstrom muss dann zusätzlich zur Lüftungsanlage mit Luftreinigern, mobil oder Deckengerät, realisiert werden.

    Hartmut Engler
    Oxytec GmbH

  7. „Gebäude gesünder machen“ oder welche Faktoren vor Infektionsübertragungen schützen.
    Der beste Schutz vor Infektionsübertragungen ist ein ganzheitlicher Ansatz: Auf 16 Seiten fasst das Whitepaper von Condair neueste Erkenntnisse zusammen. Gesunde Gebäude sind das Ergebnis vieler Faktoren. Welche Zusammenhänge es gibt und wie die richtigen Massnahmen optimal kombiniert werden können, lernen Sie in dem aktuellen Whitepaper, welches Sie bei uns beziehen können unter http://www.condair.de und unter http://www.condair-systems.de
    Werner Adler, Condair Group

  8. Guten Tag.
    Zu diesem Anwendungszweck können wir unsere Technologie (es geht um Ionisationssysteme , Anm. der Red.) empfehlen: Hundertfach bewährt, einfach in der Nachrüstung und preiswert im Unterhalt. Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite http://www.airoclean.ch
    Thomas Feldmann, AIR-O-CLEAN AG

  9. Hallo liebe CCI-Redaktion,
    bezugnehmend auf den o.g. Artikel hätten wir einen möglichen Lösungsvorschlag zur Minimierung der Gefahr durch Kontaminierung der Zuluft mit Viren. Solche Bestandsanlagen lassen sich mit Hilfe unseres UVC-Moduls mit relativ geringem Aufwand erweitern. Das Lüftungsgerät kann in seiner Konstruktion unangetastet bleiben, denn die Module werden in das Lüftungskanalnetz integriert. Das Modul sorgt über UVC-Strahlung für eine Luftentkeimung in der Zuluft und ist eine äußerst zuverlässige und umweltfreundliche Methode der Luftdesinfektion in RLT-Anlagen. Der Frequenzbereich der Strahlung ist so gewählt, dass kein Ozon entsteht und die behandelte Luft somit unbedenklich für den Menschen ist.
    Der Vorteil gegenüber der Nachrüstung von HEPA-Filtern ist, dass diese Module mit einem deutlich geringerem Druckverlust auskommen und der Wartungsaufwand für einen zuverlässigen Betrieb und langlebigen Betrieb deutlich geringer ausfällt. Dieses System entspricht den Hygieneanforderungen gemäß VDI6022.
    Bei Fragen können Sie sich gerne an mich, Thomas Landgraf (E-Mail: thomas.landgraf@systemair.de), wenden.
    Dipl.-Ing. Thomas Landgraf, Systemair GmbH

  10. Die interessante Frage nach dem Umgang mit der jeweils installierten, individuell konfigurierten Raumlufttechnischen Anlage (RLT-Anlage) in Corona-Zeiten stellt sich gerade vielen Betreibern und Nutzern solcher Anlagen. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat eine Arbeitsgruppe von Mitgliedsunternehmen des BTGA (Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung e.V.) aktuell einen Praxisleitfaden erarbeitet, der sich mit „Planung und Betrieb von RLT-Anlagen bei erhöhten Infektionsschutzanforderungen“ befasst. Dieser BTGA-Praxisleitfaden wird in Kürze auf der Homepage des BTGA (www.btga.de) zum kostenfreien Download zur Verfügung gestellt und kann auch für die Beurteilung in diesen Fall und zur Unterstützung bei der Erarbeitung möglicher Maßnahmen herangezogen werden.
    Clemens Schickel, Technischer Referent BTGA

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