Leser helfen Lesern: Dicke Luft wegen Klimatisierung im Hotel

(Abb. © banphote/adobe.stock.com)

Ein Sachverständiger soll die Klimatisierung eines Hotels beurteilen. Es geht darum, was für dessen Gästezimmer besser geeignet ist: Betonkernaktivierung plus Induktionsgeräte mit Kühl- und Heizungsanschluss oder konventionelle Ventilatorkonvektoren, ebenfalls mit Frischluftversorgung. Der verantwortliche Planer bezeichnet letztere Technik als veraltet.

Ein Sachverständiger wendet sich mit folgender Fallbeschreibung und Fragestellung an planende und ausführende Ingenieure unter den Lesern von cci Branchenticker:

„Auf Vorschlag eines Planers wurde eine Betonkernaktivierung für alle Stockwerke eines Hotels mit Gästezimmern als deren Grundversorgung für Erwärmung und Kühlung installiert. Jedes Gästezimmer erhielt ein Induktionsgerät mit Kühl- und Heizungsanschluss, versorgt durch eine Hochdruckklimaanlage. Ich halte Betonkernaktivierung zwar grundsätzlich für ein gutes System, jedoch nicht für die Klimatisierung einzelner Hotelzimmer. Der Planer verweist indes darauf, dass bereits zahlreiche Hotels in Deutschland so ausgestattet seien – einschließlich der Gästezimmer. Ich selbst habe bislang kein Hotelzimmer mit dieser Technik gesehen, weder in meiner Funktion als Sachverständiger und beratender Ingenieur noch auf Reisen.

Als zweckmäßige Alternative habe ich vorgetragen, zusätzlich zur Gebäudegrundheizung in den Gästezimmern Ventilatorkonvektoren einzusetzen – ebenfalls mit Frischluftversorgung. Diese könnten etwa in der Zwischendecke über dem Eingang installiert werden und sollen an einen Kaltwasser- und Heizungskreislauf angeschlossen werden, mit Umluftansaugung und Außenluftversorgung über eine Primärluftanlage – jedoch nur bei belegten Zimmern. So würden ausschließlich genutzte Zimmer klimatisiert. Zudem wäre die Betriebssicherheit erhöht. Fällt bei der Betonkernaktivierung der Zuluftventilator der Hochdruckanlage aus, sind alle Gästezimmer ohne Lufterneuerung und ohne Temperierung. Fällt dagegen ein Ventilatorkonvektor aus, ist nur ein einziges Zimmer unversorgt.

Wie sehen das die Leser von cci Branchenticker? Ist Betonkernaktivierung plus Induktion geeignet für die Klimatisierung einzelner Hotelzimmer? Und wenn ja, wo gibt es entsprechende Beispiele?“

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6 Kommentare zu “Leser helfen Lesern: Dicke Luft wegen Klimatisierung im Hotel

  1. Da wir als ein wichtiger Anbieter von Klimakomplettlösungen (Hersteller von Chiller bzw. Wärmepumpen, Zentrallüftungsgeräte, Induktionsgeräte und Gebläsekonvektoren) für Hotels, bezogen auf die Zimmerklimatisierung technologieoffen sind, also sowohl Induktionsgeräte mit patentierter integrierter Volumenstromregelung als auch Gebläsekonvektoren zum Heizen und Kühlen anbieten, möchten wir zu diesem Thema auch über unsere Erfahrungen berichten.

    Es gibt als Herausforderung nicht nur den Energieverbrauch, Schall, Behaglichkeit, Heiz- und Kühlleistung, sondern auch der zur Verfügung stehende Platz für den Einbau von Klimalösungen, die optische Einbettung ins Gesamtkonzept, besondere Regelungsanforderungen und nicht zuletzt auch die zu erwartenden Gästeanforderungen.

    Zum Thema Energieverbrauch wurde schon einiges geschrieben, bei unseren Auslegungen der beiden Lösungen Induktionsgeräte und Gebläsekonvektoren, können wir festhalten, dass beide Lösungen den gleichen Energieverbrauch hätten, wenn die Lüftungsanlage bedarfsgerecht betrieben werden würde. Dies ist uns in vielen hundert Projekten, sowohl im Business-Hotelbereich über 150 Zimmer oder auch im Luxus-Segment noch nicht untergekommen. Wir hoffen, dass sich dieser Missstand mit der neuen ErP ändern wird. Wenn Induktionsgeräte nicht bedarfsgerecht geregelt werden, muss der Druckverlust am Gerät gebypasst werden, damit keine zusätzliche Energie im „Leerlauf“ entsteht – bei Gebläsekonvektoren geschieht dies durch Ausschalten des Gerätes. Da wir Planer und Hotelbetreiber projektbezogen und ganzheitlich beraten, fällt die individuelle Aussage nach der energetisch besten Lösung natürlich differenzierter aus, aber grundsätzlich tun sich die Lösungen hier nicht viel, da wir unsere Gebläsekonvektoren immer auf ca. 5W Leistungsaufnahme im Auslegungspunkt auslegen und dies entspricht ungefähr der Leistungsmehraufnahme an unseren Zentralgeräten bei Induktionsgeräten.

    Beim Schall scheiden sich manchmal die Geister, Tatsache ist, dass alle unsere Lösungen Eurovent zertifiziert sind und wir immer die Schallvorgaben der Planer oder Hotelbetreiber umsetzen, d.h. egal ob mit Induktionsgeräten oder mit Gebläsekonvektoren legen wir am Betriebspunkt den Schallleistungspegel in der Regel zwischen 34 und 38 dB(A) aus, dass entspricht, bei einer angenommen Raumschalldämpfung von 6 dB(A), einem Schalldruckpegel von 28 – 32 dB(A). Im Schlafmodus legen wir den Schalldruckpegel der Geräte immer kleiner oder deutlich kleiner als 25 dB(A) aus. Diese Anforderungen erfüllen wir mit Induktionsgeräten und Gebläsekonvektoren.

    Den Nachweis, dass unsere Geräte die „Behaglichkeitsnorm“ DIN EN ISO 7730 einhalten, weisen wir individuell durch CFD-Simulation der Gästezimmer nach, dies gilt auch gleichermaßen für die Induktionsgeräte (ORION II) und für die Gebläsekonvektoren (HyFlex-Geko Hotel). Den Nachweis erbringen wir für beide Betriebsarten, also sowohl für den Heiz- als auch für den Kühlfall.

    Oft ist ein wichtiger Grund für die Gebläsekonvektoren die Heiz- und Kühlleistung und wir möchten hier auch gerne sagen warum. Wie ich oben schon erwähnt habe, gibt es oft vom Planer in der Anlaufphase einen hohen bis zu 50%-igen Aufschlag auf die Heiz- und Kühllastberechnung, damit die Zimmer schneller auf die Solltemperatur gebracht werden können. Für die Induktionsgeräte ist dies oft das Ausschlusskriterium, für die Gebläsekonvektoren eine Herausforderung an den einzuhaltenden Schall. Dazu kommen dann aber auch Gästeanforderungen, denn bei sehr hohen Außentemperaturen kann man sich als Hotelbetreiber nicht hinter Vorschriften und Richtlinien zurückziehen, sondern es gelten hier die Gästebewertungen, die auch bei +35°C und mehr, ein angenehmes Raumklima einfordern und eine Raumtemperatur von 6K unter der Außentemperatur erfüllt die Gästeanforderung nicht immer. Viele Hotelbetreiber fordern daher die Möglichkeit einer Turbostufe und erhöhen so die Heiz- und Kühlleistung nicht selten um mehr als 100% bei Gebläsekonvektoren.
    Dazu steht und fällt die Technologieentscheidung immer durch das Zimmer mit der höchsten Anforderung, denn kein Betreiber möchte Hybridlösungen, also sowohl Induktionsgeräte als auch Gebläsekonvektoren in seinen Hotelzimmern.

    Zuletzt der Platzbedarf, dieser ist bezogen auf die Gerätehöhe für Induktionsgeräte kein Nachteil gegenüber Gebläsekonvektoren, die Gerätebreite allerdings schon, da es vor allem in Businesshotels nur einen sehr schmalen Eingangsbereich gibt und dieser gibt die möglichen Abmessungen der Geräte vor.

    Fazit
    Wir haben bis heute hauptsächlich in skandinavischen Ländern (niedrigere Außentemperaturen) unsere Induktionsgeräte in Hotels im Einsatz, in Deutschland setzen wir Induktionsgeräte bzw. aktive Kühl- und Heizbalken überwiegend in Büroanwendungen ein. Dort sind diese aufgrund der integrierten Volumenstromregler sehr beliebt, da das bedarfsgerechte Lüften in Bürogebäuden aufgrund der Anforderungen der Gebäudezertifizierung (DGNB, LEED, BREEAM, WELL, EDGE, etc.), bei Neubauten bereits Einzug erhalten hat und der Platzbedarf in der Regel kein Problem darstellt.

    FläktGroup Deutschland – Vertriebsleiter Außendienst und Key Account – Dirk Kößmeier

  2. Die Nachteile von Fancoils als Heiz/Kühlsystem sind beschrieben: Akustik, Motor als Austauschteil. Dafür sprechen : Schnelle Regelung, kondensierender Betrieb, hohe Leistungsdichte. Die Betonkernaktivierung könnte als Alternative kritisch sein, wenn feuchte Luft aus der Nasszelle in den geringen Aufenthaltsraum dringt und die relative Feuchte im Raum schlagartig erhöht. Ich möchte zur Anregung geben, dass diese Aufgabenstellung auch mit einem Induktionsgerät ohne Betonkernaktivierung über der Eingangstüre des Hotelsraum, dem üblichen Installationsraum für Fancoils, gelöst werden kann. Bei Vordrücken von 100 Pa ist das Gerät quasi nicht hörbar. Durch kondensierenden Betrieb sind Leistungen von 1,5kW problemlos möglich, die Regelgeschwindigkeit entspricht dem eines Fancoils und die Strömungsform dito. Die erforderliche zusätzliche elektrische Leistung zur Kühlung/Heizung entspricht dem erhöhten Druckverlust im Luftverteilstrang: (+50 Pa bei 100 m³/h und 70% Wirkungsgrad des zentralen Ventilators = 2W) Damit sind wir effektiver als jeder Fancoil EC-Antrieb! Und geräuschlos! … nur so als Anregung!

  3. Weder konventionelle Ventilatorkonvektoren noch die Betonkernaktivierung halte ich für die geeignete Lösung zur Klimatisierung von Hotelzimmern.

    Ventilatorkonvektoren gelten zwar als bewährte Technik, bringen aber im Hinblick auf den Raumkomfort erhebliche Nachteile mit sich: Zuglufterscheinungen, Geräuschentwicklung, trockene Luft sowie ein hoher Platzbedarf im Gebäude und Wartungsaufwand. Auch die Energiekosten sind ein nicht zu vernachlässigender Faktor.

    Die Betonkernaktivierung ist für mich für Hotelzimmer aufgrund ihrer Trägheit ungeeignet. Gäste erwarten eine schnelle und flexible Anpassung an ihre individuellen Komfortwünsche. Zudem entsteht beim Kühlen stets die Notwendigkeit einer Entfeuchtung, die sich mit einer reinen Betonkernaktivierung nicht abbilden lässt, so dass ich die Frischluft über eine Lüftungsanlage vortrocknen muss.

    Als zukunftsfähige Lösung sehe ich moderne Klimadecken, welche neben dem Heizen und Kühlen auch Feuchte zwischenlagern können, wie sie z.B. von Argillatherm angeboten werden. Dadurch lässt sich die Lüftungstechnik auf den hygienisch erforderlichen Luftwechsel reduzieren – ohne Zugluft, Geräuschbelastung oder trockene Raumluft. Gleichzeitig reagiert das System von Argillatherm sehr schnell, so dass der Gast nicht lange auf die gewünschte Temperatur warten muss.

  4. Aus langjähriger Erfahrung in der Planung Raumlufttechnik kann ich Ihnen mitteilen, dass jedwelche Klimaanlage generell als unwirtschaftlich angesehen werden kann, der Verwendungszweck auch einer Lüftungsanlage liegt immer in der bauphysikalischen Mangelplanung des Gebäudes. Innenliegende Räume sind damit überwiegend maschinell zu lüften, Komforträume wie Hotelzimmer für die Gäste zu kühlen, wenn zu warm, da die Speichermassen für die heißen Sommer zu klein sind. 

    Was bisher noch nicht in den Kommentaren genannt wurde ist insbesondere bei einer Nutzung der Hotelzimmer, dass sobald der Gast vor der Tür des Zimmers steht, der Komfort, also die Raumklimawerte, sofort angenehm sein muss/müssen, dann spielen die ökologischen und wirtschaftlichen Ansichten eine untergeordnete Rolle.

    Eine Betonkernaktivierung ist als Grundkühlung für das gesamte Gebäude sinnvoll soweit die Kosten dazu aufgebracht werden können oder dies für die Gäste beworben werden soll. Die kostengünstigste Variante für Hotelzimmer ist nach meiner langjährigen Kostenanalyse eine Grundlüftung (ZU im Zimmer/AB im Du/WC) auch zur Feuchteabführung und die Raumkühlung über Ventilatorkonventoren (Kaltwasser oder Splitsystem). Die Ventilatorkonvektoren können sehr schnell und wenn nötig auch mit mehr Schallbelastung hohe Kühlleistungen abführen. In einigen meiner geplanten Hotels wurde die Steuerung dieser Kühlung direkt mit dem Buchungssystem verbunden, also sobald der Gast eingecheckt hat, arbeitete die Kühlung für kurze Zeit im Vollbetrieb bis die gewünschte Solltemperatur erreicht wurde, danach im leisen Erhaltungsbetrieb. Sobald der Gast das Zimmer oder das Hotel verlassen hat, stellt die Steuerung auf Sparbetrieb um, damit Energie gespart wird.

    Die sonstigen Räume des Hotels sind ebenso zu denken.
    >>Garagenabluft mit Rückkühlfunktion Kälte kann sinnvoll sein.
    Fazit: Der Bedarf stellt die Planungsaufgabe dar.

    Mit freundlichen Grüßen
    SVfS Dipl.-Ing.(FH) Hans Christian Sieber

  5. Im Kameha Grand am Bonner Bogen ist ein ähnliches System eingesetzt. Die Bauteiltemperierung ist träge, sorgt jedoch auch nur für die Grundtemperierung. In diesem Falle über Grundwasser-Wärmepumpe und direkte Grundwassernutzung zur Grundkühlung im Sommer. Die Komforttemperierung wird dann über Induktionskonvektoren raumweise und individuell geregelt. Bei der Zentralen Lüftungsanlage bin ich nicht im Bilde, ob diese ggf. 2 Ventilatoren aus Redundanzgründen aufweist.

  6. Eine Betonkernaktivierung halte ich für Gästezimmer in einem Hotel für ungeeignet, da aufgrund der Trägheit des Systems ein individuelles Ein- oder Abschalten einzelner Zimmer nicht möglich ist. Besonders im Kühlfall halte ich diese Lösung für ungünstig, da nicht belegte Zimmer nicht gekühlt werden müssen. Hochdruck-Lüftungsanlagen habe ich im Komfortbereich seit den 1980er Jahren in Neubauten nicht mehr gesehen. Wer baut denn so etwas?

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