Meinung: Abstand halten!

Beim Wort „auftanken“, über das ich an dieser Stelle vor zwei Wochen schrieb, musste ich natürlich sofort an die derzeitigen Spritpreise denken. Aber darum soll es heute nicht gehen. Sondern um einen anderen Aufreger-Aspekt beim Autofahren.

Es gibt, glaube ich, nichts, was mich als motorisierter Verkehrsteilnehmer mehr nervt als das dichte Auffahren. Drängeln, nötigen, sodass man im Rückspiegel schon die Nasenhaare des hinteren Fahrers erkennt. Damit bin ich nicht allein: Laut einer ADAC-Umfrage nennen 85 % aller Autofahrer das Drängeln und Auffahren als Hauptärgernis im Verkehr.
Nein, ich fahre nicht langsam. Ich fahre aber auch nicht grundsätzlich 10 bis 15 km/h schneller als erlaubt. Warum auch. Tun aber viele. Kaum biege ich auf eine Schnellstraße ein, klebt wieder einer hinter mir. Lauern die eigentlich im Gebüsch?
Haben Sie auch das Gefühl, dass sich dieses Drängel-Phänomen verstärkt hat? Eigentlich seltsam, denn wir sind doch seit knapp zwei Jahren sehr geübt im Abstand-Halten. Im Supermarkt klappt es doch auch, und ich finde es spitzenmäßig, dass einem am Kassenband kein Einkaufswagen mehr von hinten in die Absätze gerammt wird. Warum dann nicht auf der Straße?
Warum drängeln Menschen eigentlich? Die Ursachen für das Drängeln liegen tief in der Psyche des Autofahrers verborgen. Jeder Mensch hat seine eigene Wunschgeschwindigkeit, die er durchsetzen möchte. Viele Fahrer sehen nicht nur ihr eigenes Fahrzeug, sondern auch die Fahrstrecke als ihren “eigenen Raum” an. Andere Fahrzeuge werden als Eindringlinge wahrgenommen. Und dieses Revier muss schließlich verteidigt werden. In anderen Gebieten, wie dem Supermarkt, kommen Menschen schneller an ihren Hindernissen vorbei. Im Verkehr ist dies jedoch meist die einzige Möglichkeit seinen Willen durchzusetzen.

Ich nehme derzeit öfter die Bahn.
Viele Grüße übermittelt Ihnen
Sabine Andresen

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