Im Rahmen des innerstädtischen Bauprojekts „Kombilösung“ wurden in Karlsruhe seit 2009 umfangreiche Baumaßnahmen vorgenommen, um sowohl einen Teil der Trambahnen unter die Erde gleiten zu lassen und außerdem einen Abschnitt einer wichtigen Autoquerverbindung, der Kriegsstraße, auf 1,6 km Länge in Tunnelbauweise „tieferzulegen“. Man wähnte sich 2021 fertig mit dem Projekt, nun sabotieren Teile der Lüftung im Tunnel die Fertigstellung. Was ist da los?
Als im Sommer letzten Jahres die Baugemeinschaft aus Züblin und Schleith GmbH stolz den Rohbau des Straßentunnels auf 1,6 km Länge an die Kasig, den Karlsruher Verkehrsbetreiber, übergaben, waren vier Jahre und drei Monate Bauzeit ins Land gezogen. Nach den Erfahrungen mit den anderen Baumaßnahmen erschien mir das noch relativ zügig, ich war schon optimistisch! Man rechnete Mitte Juli 2021 mit der Verkehrsfreigabe für Mitte Dezember – nach dem technischen Endausbau. Ein wesentliches Element der Tunneltechnik ist die Lüftungstechnik – im Tunnel sind 36 Strahlventilatoren in Zweier- und Dreiergruppen installiert. Diese sollen laut Bauherren für eine Durchlüftung des Tunnels sorgen, wenn die Abgaswerte zu hoch sind oder ein Fahrzeug im Tunnel brennen sollte. Nun kam es bei einem Belastungstest zu einem „schweren technischen Defekt“: Es hatten sich Teile zweier Ventilatoren gelöst und waren mit hoher Wucht durch die Röhre geflogen. Es kam niemand zu Schaden, das ist das Wichtigste. Nun wird gemeinsam mit dem Hersteller der Ventilatoren geprüft, wie es dazu kommen konnte – nicht auszudenken, wenn das bei laufendem Betrieb geschieht. Dieser Zwischenfall wird als „spektakulär und ebenso rätselhaft“ beschrieben, ich meine: Wie kann so etwas passieren? So etwas kann man doch niemandem erklären! Alle mir bekannten Hersteller solcher Lüftungstechnik betreiben enormen Aufwand und lassen ihre Produkte prüfen und zertifizieren, um sichere Technik bieten zu können. Materialermüdung scheidet bei der neuen Anlage wohl aus, war es ein Montagefehler? Ich finde es auch bemerkenswert, dass in vergleichbaren Tunneln solche Vorfälle gänzlich unbekannt sind, dort funktioniert die Lüftung seit vielen Jahren ohne Probleme. Durch die Kombination aus dem bisher unklaren Ausgang der Untersuchung und den langen Lieferzeiten für Ersatzventilatoren verschiebt sich nun die Eröffnung des Tunnels auf unbestimmte Zeit – Sicherheit muss immer oberste Priorität bleiben.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Thomas Reuter
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