Momentan können wir uns nicht so richtig vorstellen zu frieren, im Hochsommer und bei 30 °C im Schatten, aber die Meldungen über eine reduzierte Gasfördermenge durch die russischen Pipelines häufen sich. Viele Menschen beobachten diese Entwicklungen mit Sorge, sie fragen sich unter anderem: „Müssen wir im Winter frieren?“
Alles hängt davon ab, ob Deutschland in der Lage sein wird, seine Gasspeicher bis zum Herbst ausreichend zu füllen. Stand Juni sind wir da gerade mal bei 57 %, nötig sind für den Winter aber mindestens 90 %. Bereits 1991 (das Thema ist also nicht neu) hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass Vermieter ihre Heizungen von Oktober bis April so einstellen müssen, dass in den Wohnungen ihrer Mieter eine Temperatur zwischen 20 und 22 °C erreicht wird. Okay, soweit so gut, da könnte man denken, dass es jedem freisteht, diese Temperatur auch zu unterschreiten, oder könnte das im Herbst sogar gesetzlich vorgeschrieben werden? Tatsächlich gibt es einige Nachrichten, die Besorgnis erregend sind. Nächste Woche (ab dem 11. Juli) steht beispielsweise die alljährliche Wartung der Nord Stream 1 Pipeline an, eigentlich Routine, aber dieses mal ist die Lage angespannt, da sich die Frage stellt, ob Russland den Gashahn nach zehn Tagen auch tatsächlich wieder aufdreht. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rief wenige Tage nach dem ersten Einbruch der Gasflüsse die Alarmstufe des Notfallplans Gas aus. Allerdings würde erst mit der Notfallstufe, als letztem Schritt der Eskalationsleiter, die Bundesnetzagentur zuteilen, wer noch Gas bekommt. Private Haushalte sind in einem solchen Fall besonders geschützt. Soweit, so beruhigend. Allerdings haben uns die letzten zwei Jahre durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine gelehrt, dass wir auf Maßnahmen gefasst sein müssen, die uns bisher als unmöglich erschienen.
Also tun wir gut daran, uns jetzt zu überlegen wie wir Gas und Energie einsparen können sowohl privat als auch als Industrieunternehmen. Wir als Familie haben uns zum Beispiel einen Kaminofen für unser Haus angeschafft, falls doch Engpässe beim Gas auftreten, die jetzt noch nicht abzusehen sind, und ich muss ehrlich zugeben, dass das ein beruhigendes Gefühl ist. Auch wenn sich mit einem Kaminofen natürlich die Frage nach der Klimabilanz, beziehungsweise den Feinstaubemissionen stellt. Immerhin haben wir seit drei Jahren Solarzellen für Warmwasser auf dem Dach.
Politik und Medien geben momentan mit diversen Energiesparkampagnen Ideen und Impulse zum Energie sparen. Das fängt an bei einfachen Maßnahmen wie dem Austausch des Duschkopfes oder der regelmäßigen (oder auch auf Energieeffizienz ausgerichteten zusätzlichen) Wartung der Heizungsanlagen. Speziell für die Industrie wird unter anderem empfohlen Abwärme beziehungsweis Prozesswärme zu nutzen, sowie Blockheizkraftwerke (KWK, BHKW), Solarthermie und Photovoltaik einzusetzen. Die Liste der Empfehlungen ist lang und nachzulesen unter anderem auf der Webseite der Bundesregierung. Wozu haben Sie sich entschieden?
Ich freue mich, wenn Sie mir schreiben, was Sie als Privatmensch oder im Unternehmen vorhaben, um gut durch den kommenden Winter zu kommen.
Sonnige, aber gleichzeitig nachdenkliche Grüße
Ihre
Katja Heil
cci178554
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Liebe Katja Heil,
(Ihre Kolleginnen und Kollegen (und viele Leser) kennen mich als den „BACman“).
Vielen Dank für diese Gedanken. Mit Energieeffizienz befasse ich mich eigentlich seit meiner (Heizungsbau-) Lehrzeit, das war vor 62 Jahren.
Damals bekam ich für mein Gesellenstück als einziger eine glatte 1, weil ich der einzige war, der den Mischer am Kessel eine Nennweite kleiner auslegte, als die Rohrnennweite berechnet war. Der Prüfer meinte, dass dadurch die Anlage besser regelbar sei. Dann, nach dem Studium war ich als Jungingenieur der Produktmanager für den ersten „Heizzeitoptimierer“ 1970 – 2 Jahre vor der Ölkrise. Später als GA-Planer habe ich immer dafür gesorgt, dass die Anlagen so energieoptimal wie (technisch) möglich laufen konnten. Als Normer habe ich die Grundlage für die Energieeffizienz-Funktionen der Gebäudeautomation gelegt.
Heute als Rentner experimentiere ich auch in unserem Häuschen. Die Gasheizung wird so spät wie möglich im Jahr eingeschalten und so früh wie möglich ausgeschalten – das geht dank Kaminofen. Dieses Jahr haben wir zu den üblichen 3 Raummetern Hartholz auch 90kg Holzkohlebriketts gekauft. Für die Trinkwassererwärmung habe ich die Temperatur auf 50°C eingestellt (nur nach längerer Abwesenheit geht es 1x auf 70°C). Die Freigabe für den Kessel und die Ladepumpe ist von 5:00h bis 5:20h, das reicht für den 200L Speicher. Der Kessel muss nicht den ganzen Tag auf Temperatur bleiben. Die Zirkulationspumpe für das Trinkwarmwasser läuft auch nur in der Zeit der Hauptnutzung morgens und abends. So gibt es weniger Verluste im Rohrsystem. In der Heizperiode ist der Kessel nachts nur auf Frostschutz geschalten. Das Haus kühlt (je nach Kaminbefeuerung) nur auf ca. 17-18°C ab, was morgens für das Aufheizen kein Problem ist.
Der Energieverbrauch errechnet sich aus dem Integral der Temperaturdifferenz (innen-außen) und der Zeit. Es ist ein Unsinn, dass das Aufheizen morgens die Einsparungen nachts aufwiegen soll – wie oft – sogar von „Experten“ es Umweltbundesamts behauptet wird.
Also weiter so mit – auch mal kritischen – Meinungen.
Ihr BACman
Hans Kranz