Meinung: Die digitale Müdigkeit

Thomas Reuter
Thomas Reuter (Abb. © cci Dialog GmbH)

Ernüchternde, aber nicht überraschende Zahlen verkündete die Messe Frankfurt am gestrigen Montag anlässlich ihrer Unternehmenspressekoferenz. Die bereits für dieses Jahr erhoffte „Aufholjagd“ soll nun im kommenden Jahr erfolgen. Ich meine: 2022 wird für die Messe erfolgreicher als 2020 und 2021 – aber nur, wenn es auch neue, nicht ermüdende Formate gibt.

Die finanzielle Absicherung der Messe Frankfurt ist durch eine Fremdkapitalaufnahme und ein Darlehen der Gesellschafter gegeben und wird der Messe auch im kommenden Jahr Spielraum ermöglichen. Dennoch ist bereits jetzt klar, dass das laufende Geschäftsjahr „zu einem wirtschaftlichen Rückgang bei allen finanziellen Leistungsindikatoren“ führen wird. Messechef Wolfgang Marzin und Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, weisen auf ein, wenn nicht DAS Dilemma in Pandemiezeiten hin: Marzin erläutert, dass durch die zwangsweise Verlagerung von Treffen in den digitalen Raum klar geworden sei, dass physische Begegnungen für den Geschäftserfolg erforderlich sind. Braun nimmt diesen Faden auf und räumt ein, dass „der digitale Alltag, der Austausch auf Distanz, der uns seit über einem Jahr begleitet, bei vielen zu einer gewissen digital fatigue [Digitalmüdigkeit/Erschöpfung]“ geführt habe. Dennoch wissen beide Messemacher, dass auch die Messe Frankfurt künftig nicht ohne digitale Formate als Ergänzung von und zu Präsenzmessen verzichten kann. Also alles hybrid, alles gut? So einfach wird es nicht werden, denn: digital fatigue. Die neuen, kommenden Messeformate müssen den Spagat schaffen und Besuchern einen echten, persönlichen und interaktiven Mehrwert bieten – ich rechne fest damit, dass die meisten künftigen Veranstaltungen immer zweigleisig geplant und konzipiert sein müssen, damit Veranstalter und Besucher auch kurzfristig die Wahl zwischen Präsenz oder Digitalausrichtung und -teilnahme haben.

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Dienstag und einen glücklichen Fußballabend,
thomas.reuter@cci-dialog.de

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