Die Zahl der Hitzetage in Deutschland steigt. Allein im letzten Jahr ist das Thermometer an 17 Tagen auf über 30 °C geklettert. An Schulen gab es trotzdem kaum hitzefrei. Das finde ich gut.
Am Wochenende war es in Karlsruhe (Sitz der cci Dialog GmbH) fast 38 °C heiß. Viele Hitzegeplagte flüchteten ins Schwimmbad oder an den Badesee. Dass es dennoch an Schulen im Vergleich zu früher immer weniger hitzefrei gibt, finde ich gut. Nicht, dass ich es befürworte, dass die Schüler in brütend heißen Klassenzimmern büffeln oder vielmehr schmoren müssen. Ganz im Gegenteil. Heute ist es jedoch kaum mehr möglich, die Kinder früher nach Hause zu schicken. Hauptgrund ist die Aufsichtspflicht der Schulen, die bei Ganztagsklassen eine Betreuung bis 14 Uhr sicherstellen müssen. Die Hitzefrei-Karte kann also nicht mehr gespielt werden. Daher begrüße ich es sehr, dass nun Schulbehörden und Kommunen gefordert sind, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um für die nötige Abkühlung im Unterricht zu sorgen – oder besser gesagt, die Aufheizung der Klassenräume zu mindern.
Zwar kündigt der kürzlich vorgestellte Hitzeschutzplan des Bundesgesundheitsministers ein mehrstufiges Hitzewarnsystem, Informationen zum richtigen Lüften sowie Schulungen und Sensibilisierung von Kranken- und Pflegepersonal an. Einen Plan für Schulen sieht die Hitzeschutzstrategie der Bundesregierung aber bislang nicht vor. Ich finde jedoch, es sollte unbedingt in Maßnahmen zur Kühlung von (Schul-)Gebäuden investiert werden.
Denn die Klimatisierung hat in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels den Komfortbereich verlassen und ist, wenn auch (noch) nicht zum Standard, so zumindest zur Notwendigkeit geworden. Auch Schulen stehen mit Blick auf den sommerlichen Wärmeschutz schon länger unter Beobachtung. Ein brandheißes Thema, das sich der Deutsche Lehrerverband ebenfalls auf die Fahne geschrieben hat. Dessen mittlerweile abgetretener Präsident Heinz-Peter Meidinger forderte unlängst, dass Schulgebäude gegen Hitze nachgerüstet werden müssten. Das klingt schonmal gut. Doch hätte er vorher vielleicht besser cci Branchenticker gelesen oder die Redaktion befragt, bevor er erklärte: „Alle Schulen sollen mit zentralen und dezentralen automatisierten Umluftanlagen ausgestattet werden.“ Was ist damit konkret gemeint? Ich vermute, er meint Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung und Außenluftbetrieb. Laut Meidinger sollen diese Geräte „in der Nacht kühle Luft in die Klassenzimmer bringen“. Und das nicht nur bei Schulneubauten und Generalsanierungen, sondern auch als Nachrüstungen im großen Umfang.
Das finde ich sehr gut. Doch ist es wirklich mehr als nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Eine mechanische Nachtlüftung wäre statt einer freien Nachtlüftung per Fensteröffnung zwar ein Anfang, aber reicht das aus? Wäre nicht schon vor der großen Pause der Kühlungseffekt wieder verpufft? Und tropische Nächte würden die Luft kaum abkühlen. Eine Mischung aus aktiven und passiven Maßnahmen (Nachtlüftung, Verschattungsanlagen, Dach-, Fassaden- und Innenhofbegrünung), im Bedarfsfall auch gepaart mit einer Klimatisierung, könnten helfen, in Klassenräumen einen kühlen Kopf zu bewahren. Was meinen Sie, was wäre hilfreich, um vor allem im Schulgebäudebestand auch in Hitzephasen für ein behagliches Raumklima zu sorgen? Ich bin gespannt auf Ihre Vorschläge.
Ihr Torsten Wiegand
torsten.wiegand@cci-dialog.de
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Lieber Herr Wiegand,
bezugnehmend auf Ihren heutigen Kommentar im Branchenticker wird es Sie nicht überraschen, dass ich Ihnen grundsätzlich beipflichte. Das oft geäußerte Halbwissen von Fachleuten auf anderen Gebieten ist haarsträubend, wenngleich die Forderungen berechtigt und verständlich sind. Erlauben Sie mir noch einen weiteren Aspekt als fossiles Öl ins Heizungsfeuer zu gießen: Bei dem größten Teil der von Ihnen beschriebenen Schulen handelt es sich um öffentliche Gebäude, die geplante Installationen EU-weit auszuschreiben haben. Die wenigsten deutschen Fachfirmen beteiligen sich an LVs dieser Art, aufgrund Auslastung und Auftragslage. Dies gilt auch für den nachgelagerten Service. Damit ich nun nicht nur das Problem bewundere, empfehle ich auch hier, für Handlungsbedarf zu werben, nicht nur bei Schulen. Danke für Ihre Meinung
Guten Morgen Herr Wiegand,
mit Interesse las ich heute Morgen zum Start in den Tag Ihre Meinung zum Thema Schulen und sommerliche Temperierung. Dazu habe ich auch eine, seit 17 Jahren in diesem Bereich aktiv geformte und entwickelte Meinung: Wenn ich von Herr Heinz-Peter Meidinger höre oder Kommentare lese, freut es mich immer besonders. Denn im Robert-Koch-Gymnasium in Deggendorf, in welchem er als Direktor bis zu seiner Pensionierung wirkte, arbeitet seit 2017 ein dezentrales Lüftungssystem von drexel und weiss in den 58 Klassen- und Fachklassenräumen. Die ausgefeilte automatische Nachtauskühlung in Verbindung mit einer modernen, intelligenten Beschattung schafft es hier zuverlässig, selbst in Rekord-Hitzesommern wie 2018 oder aktuell, den Temperaturanstieg am Tag in den Klassenräumen auf max. 28° C um die Mittagszeit zu begrenzen. Und das bei morgendlichen Starttemperaturen nach tropischen Sommernächten mit Raumtemperaturen von 24° C. Weitere Studien dazu, u.a. am Altrhein (Bodensee) in der Schule in Rheinau haben die Effizienz der Lüftung dahingehend, bei minimalem Energieeinsatz, nachhaltig bestätigt.
Und bei inzwischen über 2.500 installierten Anlagen allein von drexel und weiss sind Beschwerden seitens des Lehrkörpers oder der Schülerschaft erfreulicherweise selten – soweit diese auch richtig darüber informiert wurden, dass es sich nicht um eine Klimatisierung handelt sondern um eine passive, nachtaktive Kühlung in diesem Fall. Warum also Klimatisieren? Wo übrigens die CO2-Raumluftkonzentrationen in den mit der Lüftung ausgestatteten Klassenräumen zuverlässig unterhalb 1000 ppm verharrt und auch dank Enthalpietauscher trockene Raumluft z.B. in kalten Wintertagen der Vergangenheit angehören. Es sind alle Optionen verfügbar.
Und eins muss man dazu Anmerken: Der Komfortgewinn mit einer guten Lüftungslösung gegenüber der klassischen Fensterlüftung ist in jedem Fall erheblich. Wie auch der Gewinn für das Klima und die Nachhaltigkeit.“
Mit sonnigen Grüßen aus Hessen.