Meinung: Messe-Mehrwert

Florian Fischer, Geschäftsführer der cci Dialog GmbH (Abb. © cci Dialog GmbH)

Der Messe-Herbst hat auch für die LüKK begonnen. Letzte Woche fand die SHK Essen statt und in einem Monat startet die Chillventa in Nürnberg. Zum Glück sind das Präsenz-Messen, denn von den seit Ausbruch der Coronapandemie stattgefundenen reinen Digitalveranstaltungen waren wir wohl alle mehr oder weniger enttäuscht.

Das traditionsreiche Messegeschäft war in den vergangenen Jahrzehnten ein lukratives, die Messemacher waren erfolgsverwöhnt. Dann kam die Pandemie – und mit ihr ein Fall so tief wie in kaum einem anderen Wirtschaftszweig. Tiefe Spuren in den Bilanzen der meist in öffentlicher Hand befindlichen Messegesellschaften waren die Folge, am Ende musste vielerorts letzten Endes der Steuerzahler Eigenkapital nachschießen.
Inzwischen läuft das Geschäft aber wieder. Großveranstaltungen wie die Hannover Messe oder die Handwerksmesse in München kennzeichneten einen dichten Messesommer, auch der Messeherbst ist vollgepackt – ein typischer Nachholeffekt eben.
Alles bestens also? Eher nicht! Jörn Holtmeier, Geschäftsführer des Dachverbands der deutschen Messewirtschaft Auma, befürchtet eine schwierige Zeit für alle Veranstaltungsmacher, nicht nur wegen eventuell weiterer Corona-Restriktionen, sondern auch wegen hoher Energiepreise und Inflation. So erreichten seit April die Ausstellerzahlen auf deutschen Messen ein Niveau von um die 70 Prozent im Vergleich zu Messen vor der Pandemie.
Die Besucherzahlen lägen im Schnitt bei nur rund 55 Prozent des Vor-Corona-Niveaus, nicht zuletzt aufgrund von Aus- und Einreisebeschränkungen asiatischer Länder. Die Null-Covid-Strategie in China lässt grüßen. Ob jemals wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht werden kann, steht in den Sternen.
Klar ist damit, dass die Messewelt in einem tiefen Umbruch steckt. Die Digitalisierung wird ihr sicher nicht vollständig die Geschäftsgrundlage entziehen. Der Wunsch, sich wieder persönlich zu treffen, ist überall spürbar. Aber einfach nur die Plattform dafür bereitzustellen, Dinge und Produkte auch angreifen und ausprobieren zu können, reicht nicht mehr aus.
Messen müssen mehr bieten als riesige Hallen und immer mehr Fläche. Ein gigantisches Messegelände mit langen Wegen zwischen den Hallen, ist schon lange nicht mehr zeitgemäß. Es geht vielmehr um die Qualität. Eine erfolgreiche Messe ohne ein attraktives begleitendes Kongressprogramm kann ich mir eigentlich nicht mehr vorstellen. Die Messe-Infrastruktur muss hier die nötigen Voraussetzungen bieten.
Und die digitalen Angebote sollen die Präsenzmesse nicht kannibalisieren, sondern ergänzen: zum Beispiel durch eine Plattform mit umfassenden Vernetzungsmöglichkeiten, am besten 365 Tage im Jahr. Das zumindest ist gerade der Wunsch der Aussteller nach vielen hybriden Messeerfahrungen.
Übrigens hat der Fachkräftemangel auch die Messebranche erfasst: So empfiehlt die Messe Frankfurt ihren Ausstellern der ISH 2023 schon jetzt, personelle Dienstleistungen für die Standbewachung oder das Catering etc. zu buchen, da starke Engpässe befürchtet werden.

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche und für alle, bei denen die Schulferien jetzt zu Ende gegangen sind, einen guten Arbeitsstart!

Ihr
Florian Fischer
florian.fischer@cci-dialog.de

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