Kommunikation muss zuspitzen, damit Inhalte überhaupt wahrgenommen werden! Sehr wahr, doch manchmal erschweren gewisse verbale Zuspitzungen auch eine fruchtbare Diskussion. Ich meine: Beim Thema Raumluftqualität – speziell in Schulen – ist Fingerspitzengefühl gefragt. Also eher das verbale Florett als den Säbel herausholen.
Ursprung einer erneut hitzigen Debatte ist eine Studie des Instituts für Gebäudeenergetik und Thermotechnik der Universität Stuttgart über die Wirksamkeit von Luftreinigern. Methodisch betrachtet eine sehr solide Studie mit einer Laufzeit von sechs Monaten und an zehn verschiedenen Schulen – mit dem Ergebnis, dass eine flächendeckende Ausstattung von Klassenzimmern mit Luftreinigern nicht sinnvoll sei. Jedoch sollten oder könnten besonders in Klassenzimmern, in denen eine Fensterlüftung problematisch ist, Luftreiniger als kurzfristige unterstützende Maßnahme betrieben werden. Leider heißt es dann in einem Kommentar zur Studie, dass die Methodik mit Dummies „zu weit von der Wirklichkeit“ sei und die Studie nur das bisherige Vorgehen bestätigen soll – ein klarer Vorwurf gegenüber den Studienautoren. Ein anderer Kommentar fragt, ob man nicht „Handlanger der Industrie“ sei, wenn man vermehrt Umlufttechnik verkaufe. Ich meine: Wie hätte die Studie näher „an der Wirklichkeit“ durchgeführt werden sollen – hätten Sie Ihre Kinder zur Verfügung gestellt, damit sie anstelle von Dummies zu Versuchskaninchen werden? Und der Vorwurf des Handlangertums geht sowohl in die eine und andere Richtung – lesen Sie sich mal Kommentare in Tagespresse oder Social Media durch: Dort heißt es dann, wenn RLT-Anlagen (statt Luftreinigern) empfohlen werden – Handlanger der Lüftungsbranche! Irgendwie ist doch jeder von uns ein bisschen Handlanger. Daher suche ich bei der Debatte eher mein Florett als den schweren Säbel.
Ich wünsche Ihnen eine gute Woche.
Ihr Thomas Reuter
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Sehr gut auf den Punkt gebracht Herr Reuter! Oder um mal Nietzsche zu zitieren: „ Du musst nicht nur mit dem Munde, sondern auch mit dem Kopfe essen, damit dich nicht die Naschhaftigkeit des Mundes zugrunde richtet.“