Meinung: Was wird denn da bestellt?

Sabine Andresen
Sabine Andresen, sabine.andresen@cci-dialog.de (Abb. © cci Dialog GmbH)

Vor knapp eineinhalb Wochen berichtete cci Branchenticker über die frohe Kunde, dass es nun auch eine Bundesförderung für Luftreiniger gibt.

Die Förderung umfasst ein Volumen von 200 Mio. € für dezentrale Luftreiniger, die insbesondere in Klassenzimmern für Schüler im Alter unter 12 Jahren eingesetzt werden sollen. Das Geld soll den Ländern zur Verfügung gestellt werden. Da es bislang keine Bundesförderung gab, haben mehrere Länder bereits in den vergangenen Wochen und Monaten für solche Geräte eigene Förderprogramme mit teils hohen zweistelligen Millionenbeträgen aufgelegt.

Nun habe ich mich mal auf die Suche gemacht, bisher aber kein technisches Merkblatt der BAFA zu den Anforderungen an Luftreiniger gefunden. Nun gut, gibt es vielleicht noch nicht. Es wird aber Zeit, denn die ersten Bestellungen für Schulen sind schon unterwegs. Die VDI-Richtlinie VDI-EE 4300 Blatt 14 („Messung von Innenraumluftverunreinigungen – Anforderungen an mobile Luftreinigungsgeräte zur Reduktion der aerosolgebundenen Übertragung von Infektionskrankheiten“), definiert Anforderungen an Luftreiniger. Die Richtlinie soll in Kürze erscheinen.

Mich würde wirklich einmal interessieren, welche Arten von Luftreinigern derzeit bestellt werden und ob sich die Schulen vor dem Kauf schlau machen und fachlich beraten werden.
Wenn Sie mehr wissen, freue ich mich über eine Mail.

Mit diesen Worten wünsche ich Ihnen einen schönen Dienstag.
Ihre Sabine Andresen

cci133572

6 Kommentare zu “Meinung: Was wird denn da bestellt?

  1. Wir kämpfen auch seit langer Zeit mit dem Thema Schullüftung und sind mittlerweile auch ganz gut vernetzt mit vielen Kommunen und Schulträgern. Wir vertreiben eine RLT-Anlage im Quellluftprinzip. Die Schwierigkeiten sind jedoch bei allen Anbietern die gleichen. Wir haben nun zusammen mit der Firma Würth Leasing ein Programm aufgelegt, mit dem Firmen die dezentrale Lüftung leasen und somit den Schulen als Spenden zukommen lassen können. Wir haben nun die erste Spende erfolgreich platzieren können, in der St. Kilian-Schule in Heilbronn. Weitere Schulen haben die Spende abgelehnt – aus verschiedenen Gründen. Unsere Spendenaktion hat großen Anklang gefunden und gleich die zwei Firmen, die wir angesprochen haben, gingen auch auf die Suche nach einer Schule, der sie Gutes tun hätten können. Das Resultat vor Ort war niederschmetternd . Die Rektoren und Lehrer wollen keine Lüftung, da kein Platz im Klassenzimmer hierfür zur Verfügung steht oder dem Unterrichtskonzept nicht entspricht.
    Die Kommunen als Träger stellen Architektur vor die Gesundheit der Kinder und wollen weder Löcher in der Fassade noch eine Lösung durch Oberlichter oder Fenster, da dies das Fassadendesign nicht verbessert.
    Wir waren nicht in der Lage, die zweite dezentrale Lüftung zu spenden, da alle lokalen Schulen beziehungsweise Träger abgesagt haben. Unglaublich, aber wahr ist, dass man die Technik, über die seit mehr als einem Jahr gesprochen wird, nicht mal verschenken kann…. da sie keiner will. Teilweise kam jedoch auch das Thema Gleichbehandlung auf. Es ist nicht möglich, ein Klassenzimmer auszurüsten und die anderen nicht. Damit wird eine Ausrüstung von deutschen Schulen Zug um Zug nahezu unmöglich.
    Das einzige, was akzeptiert wird, sind kleine Luftfiltergeräte, da diese nahezu keinen Platzbedarf haben. Unbeachtet der technischen Auslegung und Luftvolumenstrom wird alles gekauft, was einen Hepa 13- oder -14-Filter besitzt. Auf unsere Nachfrage, wann denn das letzte Mal die Filter getauscht wurden, bekamen wir die Antwort: „bisher noch nie“.
    Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie die Möglichkeit der Spende unsers Systems veröffentlichen können, um eventuell hierdurch ein Verständnis zu wecken und mehrere Firmen hierzu bewegen, die Ära Schullüftung doch einmal einzuläuten.
    https://www.wuerth-leasing.de/aktuelles/beitrag/der-finanzierungspartner-fuer-steger-hagedorn-und-partner-gmbh
    Je mehr geeignete Technik in den Schulen verbaut wird, desto mehr steigt auch der Bedarf und das Verständnis hierfür – hoffentlich.
    Marcus Eberhardt, IKG Industrie Kälte GmbH

  2. klasse, dass sie beim Thema Schullüftung nicht locker lassen! Ihr Kommentar zeigt wieder einmal, dass nicht miteinander gesprochen wird. Es wäre doch so wichtig, dass Experten einbezogen würden.
    Ich habe in meiner Funktion als Pressestelle Daikin Germany zu der Thematik einmal Bernhard Schöner und Volker Weinmann von Daikin befragt und deren Antworten festgehalten.
    Mit diesen Antworten möchte Daikin Germany Orientierung geben und zu einem konstruktiven Dialog beitragen.
    – Zuschüsse (und Kredite) wie die Bundesförderung Corona-gerechter, stationärer raumlufttechnischer Anlagen oder die Bundesförderung für effiziente Gebäude sollen zu mehr Resilienz des Gebäudebestands beitragen. Um ein klares Bild von der Umsetzung zu bekommen: Wie lange dauert es von der Antragsstellung bis zur umgesetzten Sanierungsmaßnahme?
    Weinmann: In der Theorie kalkulieren Institutionen für den Planungszeitraum drei Monate und für das gesamte Projekt ein halbes Jahr. In der Realität ist das so nicht abbildbar – allein mit Blick auf den Fachkräftemangel. Öffentliche Stätten, und dazu gehören die meisten Schulen, müssen einen zeitintensiven Schritt mehr einplanen: die EU-weite Ausschreibung ist für Kommunen Pflicht. Diese führt unter anderem dazu, dass es für Kommunen schon aufwändiger wird Angebote einzuholen und einen Auftrag zu erteilen. Betrachtet man den gesamten Prozess, von der Antragsstellung, über das Suchen und Finden der Experten, die Lieferzeit der nach Maß produzierten Geräte und den Fakt, dass erst begonnen wird, wenn der Antrag bewilligt ist, kommt man schließlich zu der Erkenntnis, dass eine Sanierung für die meisten Schulen dieses Jahr unrealistisch ist. Dazu kommt ja, dass die Fördersummen nicht ausreichen würden und nach wie vor ein Fachkräftemangel vorherrscht.
    – An welcher Stelle entsteht gerade die größte Verwirrung für die Bevölkerung?
    Schöner: Die Verwirrung beginnt im ganz Kleinen – wenn beispielsweise Fachtermini falsch genutzt werden. Dann werden schnell Äpfel mit Birnen verglichen. Aus diesem Halbwissen resultieren dann widersprüchliche Aussagen zu Luftreinigern und Co. Hinzukommt, dass Fördersummen nicht in Relation zu theoretisch notwendigen Investitionssummen kommuniziert werden. Und weiter, dass aktuell viele schlichtweg deswegen verunsichert sind, weil Luftreiniger und Lüftungsanlagen im Kontext der Corona-Pandemie diskutiert werden. Manchen stellt sich dann die Frage, ob dahinter die Lüftungsbranche steckt. Dass jedoch Raumluftqualität mehr als nur virenfreie Luft ist, versuchen wir gerade zu vermitteln. Eine saubere, wohltemperierte und befeuchtete Luft ist für Menschen jeden Alters gesundheitsfördernd. Dafür braucht es ein Umdenken und Mut, in die Gesundheit zu investieren.
    – Raumluftqualität ist in Zeiten der Corona Pandemie insbesondere dort wichtig, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten, die derzeit noch nicht geimpft werden. Doch auch andere Branchen profitieren von Lüftungsanlagen und Luftreinigern. Welchen Stellenwert nimmt Raumluftqualität zukünftig bei der Planung eines Gebäudes ein?
    Schöner: Die Sicherstellung der Luftqualität, die wir täglich einatmen, muss eindeutig einen höheren Stellenwert bei der Gebäudeplanung einnehmen. Corona wird nicht das letzte Virus sein, das uns so fordert. Darüber hinaus werden ja beispielweise auch Pollen gefiltert – ein Traum für alle Allergiker. Generell zeigt aber die aktuelle Debatte, wem unsere Gesellschaft es zumutet, in Räumen zu arbeiten, zu lernen oder zu leben, wo nicht sichergestellt werden kann, dass die Raumluftqualität einem gewissen Standard entspricht. Unabhängig davon, welche Geräte nun mit welchen Geldern gefördert werden, würden wir uns wünschen, dass hier die Priorisierungen zukünftig anders gestaltet werden.
    Sarah Menz, Modem Conclusa (Pressestelle Daikin Germany)

  3. Ich kann natürlich nicht für „die Schulen“ sprechen und bin auch zutiefst pessimistisch, was die ganze Thematik angeht, aber hier im Landkreis haben wir zumindest einen Landrat, der sich nicht scheut, neue Wege zu gehen. Ich werde gerne später mal ausführlich darüber berichten, wenn es auch wirklich dazu kommt. An der Schule unserer Tochter bin ich mit der Leitung und den Lehrkräften der MINT-Fächer in Kontakt, ein Ferienprogramm der Hochbegabtenklasse aufzusetzen, das sich mit den naturwissenschaftlichen Zusammenhängen des Themas hypochlorige Säure auseinandersetzt. Kurzum mit einem Lösungsansatz, der ansonsten in Deutschland schlicht totgeschwiegen wird. Die Deaktivierung luftgetragener Erreger mittels Kaltvernebelung in Präsenz von Personen. Und das passiert mit der Unterstützung des Landrats- und Gesundheitsamtes. Also fachliche Beratung wird durchaus angenommen. Ob der zeitliche Druck der 4. Welle nachher nicht doch zu unfundierten Panikkäufen führt, kann aber niemand ausschließen. Mal ganz ehrlich, wie viel fachliche Beratung können die Schulen denn überhaupt bekommen und von wem? Es gibt das Projekt des ‚next generation classroom‘ deutscher Unternehmen und Forschungseinrichtungen, das sich mit einem grundsätzlichen Umdenken der Raumlufttechnik befasst. Darüber hört und liest man ja auch nicht so viel.
    Robert Funcke

  4. Als Hersteller eines Raumluftreinigers für Schulen und Kitas beobachten wir den aktuellen Ausschreibungsmarkt sehr genau. Dabei müssen wir feststellen, dass grob fahrlässig auf Seiten der Kommunen Steuergelder verschwendet werden, da keine zielorientierte Ausschreibung erfolgt. Den üblicherweise kalkulatorisch angesetzten Beschaffungspreis von durchschnittlich 3.500 € je Gerät halten wir für eindeutig zu hoch. Das muss nicht sein, wenn man sich bei der Anschaffung von mobilen Raumluftreinigern auf die originäre Aufgabe solcher Maschinen fokussiert: die Filtration von Lungenaerosolpartikeln – nicht mehr und nicht weniger! Wir verfolgen sehr intensiv den bundesweiten Ausschreibungsmarkt und müssen immer wieder feststellen, dass genau diese Filtrationseigenschaft absolut in den Hintergrund rückt. Stattdessen werden technische Eigenschaften wie eine viruzide Nachbehandlung, Aktivkohlefilter für Geruchsbeseitigung, Filterwechselanzeigen, integrierte CO2-Sensoren, Zeitschaltuhren, Näherungssensoren, Betriebslautstärken von < 40 d(B)A in 1 m Abstand, Design uvm. neben dem Einsatz von HEPA-Filtern der Klassen H13 oder H14 als zwingende Must-Have-Kriterien bei der Geräteauswahl definiert. Das alles wird nicht benötigt, wenn es um die Filtration von Lungenaerosolpartikeln geht. HEPA-Filter der Klassen H13 und H14 sind außerdem lufttechnisch unnötig. Allein entscheidend ist der CADR-Wert! Laufende Unterhaltsaufwendungen für einen geeigneten mobilen Raumluftreiniger belaufen sich auf weniger als 300 € je Gerät pro Jahr (125 € für Filtermedien, 95 € für Energiekosten, 80 € Wartung). Der Normenausschuss der VDI/DIN-Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) hat mit seiner Expertenempfehlung NA 134-04-04-AHG ein belastbares, vorläufiges Anforderungsprofil an Raumluftreiniger erstellt, an dem sich alle Hersteller und Anbieter sowie alle Kommunen im Rahmen von Ausschreibungen orientieren können. Die 6-fache Umwälzung von Raumluft ist nicht die entscheidende Maßnahme. Maßgeblicher Leistungsparameter laut VDI NA 134-04-04-AHG der CADR-Wert (Volumen gereinigter Luft pro Stunde) als Beleg der Wirksamkeit eines Gerätes. Dieser CADR-Wert soll mindestens dem 4-fachen Raumvolumen entsprechen. Eine thermische Desinfektion oder sonstige viruzide Nachbehandlung (UVC, Ionisation u.ä.) ist nicht zielführend und hat KEINEN Einfluss auf die Filtration von Lungenaerosolpartikeln. Als offizieller Kooprationspartner des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorgansiation (MPI DS) in Göttingen stehen wir in einem sehr engen Austausch mit Prof. Bodenschatz (Direktor am MPI DS) und wissen sehr wohl um ein geeignetes Anforderungsprofil von mobilen Raumluftreinigern für Schulen und Kitas. Carsten Wille, InoxAir

  5. Als regionale Lüftungsfirma mit 65 Mitarbeitern und ca. 14 Mio Jahresumsatz kann ich Ihnen von unserer Seite Folgendes dazu mitteilen: Was direkt bei den Herstellern bestellt wird, weiß ich natürlich nicht. Bestellt wird meiner Meinung nach viel zu wenig. Dabei geht es mir hier nicht um das Geschäft, sondern um den Schutz der Schüler, welche ja bei uns in Baden Württemberg in 6 Wochen wieder in die Klassenzimmern zurück sollen. Wir bekommen Anfragen und Bestellungen für einfache, aber wirkungsvolle Umluftfilter H14. Wir vertreiben hauptsächlich Luftreiniger eines bestimmten Herstellers aus Norddeutschland, dessen Wirkung wir beim Kunden mit einem Partikelmesser demonstrieren können. Kunden sind aber Industrie und Kommunen (Kitas). Privatschulen haben schon vor einem Jahr ihre Räume massiv auf eigene Kosten ausgestattet. Von dem Fördertöpfen des Landes und des Bundes ist bis jetzt noch nichts bei den Handwerksbetrieben angekommen.
    Holger Kellenbenz, Kellenbenz Lüftungsbau GmbH

  6. Hier in Bayern habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die Landratsämter sehr bemühen, sich einen Überblick über die Vielzahl der Geräte auf dem Markt zu schaffen. Begrenzte Kapazitäten erschweren sicher eine fachlich gute Auswahl und vieles soll in relativ kurzer Zeit ausgeschrieben werden. Dazu kommt die unzureichende, und aus meiner Sicht schlechte Definition der Förderkriterien. Und das nicht nur weil unser Produkt durch die Anforderung eines 5-6-fachen Luftwechsel vielen eher ungeeignet erscheint. Wir entkeimen mit UVC und haben im ‚silence mode‘ 200 m³/h Sekundärluftumwälzung. Es ist widersinnig, diesen 6-fachen LW zu fordern, ohne andere Maßnahmen anzuerkennen und zu berücksichtigen. Der Statusreport 52 vom Fachverband Gebäude-Klima hat es ja vorgemacht, wie es gehen könnte.
    Im Moment laufen einige Anfragen von Landratsämtern und Fachplanern, die unterstützend die Ämter entlasten. Leider wurde die UVC-Entkeimung erst später (12.7.) ins Förderprogramm aufgenommen, auch hier stellen sich Fragen. Es geht meist um hohe Stückzahlen und relativ viel Volumen an Fördergeldern. Unsere mobilen Geräte hätten sicher auch Ihre Berechtigung – haben aber bisher noch keine Lobby.
    Alfred Tomaschek, LTG Aktiengesellschaft

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