Wenn Fabriken smart werden und Roboter auch komplexere Aufgaben übernehmen, wie sieht dann der Arbeitsalltag von Ingenieuren aus?
(Abb. © fotomek/Fotolia.com) Der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE), der Verein Deutscher Ingenieure (VDI), der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), erläutern, wie sie sich den Ingenieur 2030 vorstellen.
Ingenieure werden im Zuge der Digitalisierung mit neuen Aufgaben beauftragt werden. Die einzelnen Disziplinen werden sich öffnen und in Teilen miteinander verschmelzen. Ingenieuren wird die Aufgabe zukommen, disziplinübergreifende Arbeiten zu koordinieren. Interdisziplinär agierende Expertenteams, zu denen auch Data Scientists, Cloud-Service-Spezialisten und Produktionsinformatiker gehören werden, entwickeln 2030 plattformbasierte Geschäftsmodelle. Das setzt viel Fachkenntnis im eigenen sowie im benachbarten Aufgabengebiet voraus, und es erfordert die Fähigkeit, sich mit anderen Disziplinen zu verständigen.
Interdisziplinarität und Schnittstellenfähigkeiten
Interdisziplinarität und Schnittstellenfähigkeiten werden wichtiger: Die klassische Trennung zwischen den Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik hebt sich (zunehmend) auf. Das heißt nicht, dass beispielsweise jeder Maschinenbauingenieur programmieren können muss, aber er sollte so viel von Programmierung verstehen, um seine Anforderungen an einen Informatiker darlegen zu können. Eine gemeinsame Sprache in interdisziplinär besetzen Teams und Kommunikationsfähigkeit wird wichtiger. Die Trennung von Entwicklung, Konstruktion und Produktion auf der einen Seite und Informations- und Kommunikationstechnik auf der anderen Seite wird sich immer mehr auflösen. Die Ingenieure müssen über eine höhere soziale und kommunikative Kompetenz als heute verfügen. Sie müssen die Fähigkeit mitbringen, die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen zu managen: Technologien, Produktionsprozesse, Datenverarbeitung, Datensicherheit und Geschäftsprozesse müssen vom Ingenieur verstanden und in den Gesamtprozess lösungsorientiert eingebettet werden.
Ingenieure werden zu Wächtern der Maschinen
Ingenieure werden in der Produktion der Zukunft zu Prozessmanagern. Der Mensch wird seltener in die Produktion eingreifen müssen. Ingenieure im Jahr 2030 erhalten mehr Aufgaben der Überwachung und der Fehlerbehebung, indem sie Störfälle beheben, Umrüstungen vollziehen und Justierungen vornehmen. Die Anforderungen werden sich auf kreative und wertschöpfende Tätigkeiten wie Problemlösungen verschieben. Standard- und Routineaufgaben werden hingegen immer mehr durch Software durchgeführt.
Im Projektmanagement werden „agile Methoden“ ein Stück Ingenieur-Eigenverständnis über den Haufen werfen: Der Drang nach zeitraubender Produktperfektion schon zu Beginn einer Markteinführung ist 2030 einer Minimum-Viable-Product-Mentalität gewichen, die die Wünsche des Kunden und der Anwender stärker im Fokus hat.
Aus-, Fort- und Weiterbildung
Ingenieure müssen so ausgebildet werden, dass sie sowohl Kompetenzen in Informatik als auch in Systems Engineering entwickeln. Nur so können sie komplexe technische Systeme in großen Projekten realisieren. Dafür müssen die Hochschulen fachliche Inhalte aus den Studiengängen Elektro- und Informationstechnik, Mechatronik, Informatik und Maschinenbau verknüpfen. Wer schon im Beruf steht und die Veränderungen in seinem täglichen Arbeitsalltag spürt, muss sich weiterbilden, um nicht den Anschluss zu verlieren. Vor allem ein solides IT-Verständnis ist notwendig. Unternehmen müssen zudem Methoden und Kompetenzen vermitteln, die es ihren Mitarbeitern ermöglichen, sich das erforderliche Wissen „on the job“ anzueignen.
Charaktereigenschaften von Ingenieure im Jahr 2030
Neben fachlichem Wissen und Methodenfähigkeit nehmen überfachliche Qualifikationen zu. Team- und Kommunikationsfähigkeit, Projekt- und Prozessmanagement, mitunter auch interkulturelle Kompetenzen werden gefragt sein. Wer motiviert ist, immer wieder Neues zu erlernen, den erwartet ein abwechslungsreicher beruflicher Alltag, hoffen die vier Verbände.
(Der Beitrag ist eine Zusammenfassung eines Artikels auf www.ingenieur.de.)
Artikelnummer: cci55045
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