Der Wüste ist zufrieden

Die Deutschen sterben (immer noch) aus (was dem Wirtschaftswachstum immer mehr wurscht ist), das Unkraut stirbt trotz Herbiziden nicht (dafür alles andere, was kreucht und fleucht), und generell sind wir ziemlich unzufrieden mit unseren Jobs.

(Abb. cci Dialog GmbH) Für den britischen Telegraph verschwindet die deutsche Dominanz, weil die deutsche Geburtenrate weltweit auf den tiefsten Stand gesunken ist und der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung schnell schrumpft. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) leitet daraus die Warnung ab: „Demografischer Abwärtstrend gefährdet Standort Deutschland“.
Der Bevölkerungsanteil der für den Haupterwerb relevanten Altersgruppe der 20- bis 65-Jährigen wird nach UN-Prognosen bis 2030 von aktuell etwa 61 % auf 54 % schrumpfen.“ Damit würde auf jede erwerbsfähige Person eine abhängige kommen. Vorausgesetzt natürlich, dass die erwerbsfähige Person die richtigen Kompetenzen und dass es genügend Arbeit gibt, also die erwerbsfähige Person nicht selbst abhängig ist. Bisher hat der seit Jahrzehnten andauernde Rückgang der Geburtenrate in Deutschland allerdings keinen direkten Zusammenhang mit dem Wirtschaftswachstum. Denn auch die steigende Arbeitsproduktivität etwa durch den wachsenden Einsatz von Automation ist zu berücksichtigen. Das Problem könnte damit künftig genau umgekehrt darin liegen, dass es für die potenzielle Erwerbsbevölkerung gar keine ausreichende Anzahl von Arbeitsplätzen mehr gibt, wenn in den nächsten Jahren durch intelligente Systeme, Automation, Industrie 4.0, Big Data, autonome Fahrzeuge etc. eine Vielzahl von Jobs bis hinauf in die mittleren Einkommen verschwinden.

Glyphosat ist ein Herbizid, von dem allein in Deutschland 51 verschiedene Anwendungen für den Haus- und Kleingartenbereich zulässig sind. Bedenkenlos wird es unter Handelsnamen wie „Roundup“ versprüht, in der Hoffnung auf unkrautfreie Blumenbeete und Gartenwege. Dabei ist das Mittel laut WHO wahrscheinlich krebserregend und vermindert die Fruchtbarkeit (vielleicht sterben wir Deutschen ja deswegen aus?). Das Breitbandherbizid gefährdet auch zahlreiche andere Organismen. Nun haben neben Toom Baumarkt auch Pflanzen-Kölle, Globus Baumarkt und andere schriftlich erklärt, künftig auf den Verkauf von Glyphosat-Produkten zu verzichten. Denn die Umweltrisiken von Glyphosat würden in der Öffentlichkeit zunehmend diskutiert und ein Verkauf des Mittels an Privatpersonen für Haus- und Kleingärten sei nicht mehr zu verantworten.
Wohlgemerkt: Man verzichtet, weil die Risiken jetzt diskutiert werden und man dadurch sowieso Umsatzeinbußen hat.

49 % der Arbeitnehmer in Deutschland sind mit ihrem Job nicht zufrieden. Das sind 4 % mehr als 2014. Die geringere Zufriedenheit gegenüber dem Vorjahr zeigt sich in fast allen Bewertungskriterien, von den Arbeitszeiten über Förderungsmöglichkeiten bis zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. 45 % der Angestellten erwägen daher, ihren Job in den nächsten zwölf Monaten zu wechseln (+3 % gegenüber 2014). Rund jeder vierte Arbeitnehmer sucht eine Position, die besser bezahlt wird. 14 % suchen mehr Abwechslung und 13 % mehr Anerkennung. Auch kleine Gesten der Wertschätzung, wie kostenloses Obst oder Süßigkeiten, wurden reduziert. Gab es diese im letzten Jahr noch bei einem Viertel der Unternehmen, liegt der Anteil jetzt nur noch bei 12 %. Flexible Arbeitszeitmodelle werden ebenfalls weniger angeboten (31 % im Vergleich zu 39 % im Vorjahr).
Ursache der Unzufriedenheit der Belegschaft und die verschlechterten Rahmenbedingungen hängen mit der anziehenden Konjunktur zusammen. Die Mitarbeiter müssen mehr leisten, weil die Aufträge gestiegen sind – und es bleibt weniger Freiraum für Maßnahmen der Mitarbeiterbindung.
Zu diesen Ergebnissen kommt die repräsentative Studie „Jobzufriedenheit 2015“ der ManpowerGroup Deutschland. Im April wurden hierfür 1.011 Deutsche ab 18 Jahren befragt.

Apropos
Beim Vorstellungsgespräch: „Wie viel verdiene ich denn so?“
Personaler: „So ungefähr 5000 € im Monat.“
Bewerber: „Das ist aber wenig.“
Personaler: „Das wird aber später mehr!“
Bewerber: „Gut, dann komme ich später wieder!“

In diesem Sinne bis nächsten Donnerstag.

Artikelnummer: cci34949

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