Am 26. November veröffentlichte cci Branchenticker den Beitrag „TH Mittelhessen vergleicht: Stoßlüftung oder Luftfiltergeräte?“, zu dem es bereits mehrere Leserzuschriften gab. Nachfolgend eine weitere Lesermeinung, die besonders den Aspekt „Außenluftwechsel und sich ergebende Raumtemperaturen“ kritisch betrachtet.
Bei Untersuchungen in einem 190 m³ großen Klassenraum haben Untersuchungen der TH Mittelhessen ergeben, dass bei einer Stoßlüftung aller Fenster über drei Minuten bei Außentemperaturen von 7 bis 11 °C die in die Raumluft freigesetzte Konzentration an Prüfaerosolen bis zu 99,8 % abnahm. Damit erwies sich laut Untersuchung die Fensterstoßlüftung um das 10- bis 80-fache wirksamer als ein unlängst dokumentierter Einsatz der maschinellen Luftfilterung. In demselben Klassenraum war zuvor mit vier mobilen Luftfiltergeräten nach zirka 30 min bei gleichzeitigem Dauerbetrieb eine Reduzierung der Konzentration um 90 % festgestellt worden. Eine weitere Aussage der Untersuchung lautet: Nach einem kurzfristigen Temperaturverlust von bis zu 6 K durch die Fensteröffnung stabilisierten sich die Raumlufttemperaturen bereits nach vier bis sieben Minuten wieder auf einem Niveau, das nur noch 1 K unter dem Ausgangswert lag. Der Link zu diesem Beitrag, der bereits von fünf Lesern kommentiert wurde, ist hier.
Zu diesem Beitrag schrieb Dirk Schade aus Spangenberg folgende Leserzuschrift an cci Branchenticker:
Die Untersuchungen zu dieser Studie wurden in einem Raum mit einer riesigen Fensterfront gemacht, in der alle Fenster geöffnet werden konnten. Dann kann man in der Tat gut lüften, wenn es draußen kalt ist, aber nicht so gut wie angegeben. Allerdings hört es spätestens dann mit der freien Lüftung über die Fenster auf, wenn es drinnen genauso warm oder kalt ist wie draußen. Das ist ein einfaches physikalisches Prinzip. Aber einen Aspekt aus dem Beitrag möchte ich speziell nochmal aufgreifen. Wenn bei einer Lüftung über geöffnete Fenster die Raumtemperatur nur geringfügig abnimmt (so der Beitrag), dann kann es doch nicht sein, dass fast 100 % der Raumluft durch Außenluft ausgetauscht wurde. Wenn draußen 0 °C sind und drinnen 20 °C und nach dem Lüften die Raumtemperatur 10 °C beträgt, dann wurde näherungsweise 50 % der Luft ausgetauscht und man hat einen 0,5-fachen Luftwechsel. Öffnet man also alle Fenster für eine kurze Zeit und es bleibt im Raum trotzdem recht warm, dann wurde auch kaum Luft ausgetauscht. Bei einer Fensterlüftung mit einem hohen Luftwechsel mit kalter Außenluft müssen die Räume einfach richtig kalt werden – mit allen Konsequenzen, die daraus für die Schüler folgen.
Einen Vergleich mit Luftreinigern gab es in der Studie nicht. Die Aussage, dass ein großes Lüftungsgerät keine Vorfilter hat, ist nicht korrekt. Selbst ein billiger Luftreiniger für ein paar hundert Euro hat einen Vorfilter. Ich kenne kaum Geräte, die keinen Vorfilter haben. Und wenn, dann sind das extrem günstige Geräte, die ungeeignet sind. Übrigens ist die Fensterlüftung seit Jahren komplett erforscht und man kann alles nachlesen in Heinz, E. „Wohnungslüftung ‒ frei und ventilatorgestützt“ (DIN, 2016).
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Doch, es kann sein, dass die Raumlufttemperatur TL nicht auf Außenlufttemperatur absinkt. Es wirken noch konvektive Wärmequellen, wozu auch die Raumumschließungsflächen zählen. Geht man davon aus, dass die raumseitigen Oberflächentemperaturen Tsi während der kurzen Lüftungszeit aufgrund von Wärmespeichereffekten nicht absinken, entsteht eine hohe Temperaturdifferenz Tsi – TL. Hinzu kommt, dass der konvektive Wärmeübergangskoeffizient wegen der höheren Luftbewegung zunimmt. Somit ergibt sich ein großes Potenzial, welches die eindringende Außenluft erwärmt. Weiterhin muss berücksichtigt werden, dass in die empfundene Temperatur die Raumlufttemperatur nur zu ca. die Hälfte eingeht.