Meinung: Droht der LüKK ein Bashing, wie es die Kunststoffindustrie erlebt?

Peter Reinhardt (Abb. © cci Dialog GmbH)
Peter Reinhardt (Abb. © cci Dialog GmbH)

Raumklimageräte sind vielerorts unverzichtbar. Aber was passiert, wenn der Markt angesichts steigender Temperaturen und Absatzzahlen „überhitzt“? Droht der LüKK dann ein Bashing, wie es die Kunststoffindustrie erlebt?

Der Markt für Raumklimageräte weltweit wächst. Das zumindest besagt ein Bericht, den die japanische Fachzeitschrift JARN bereits im März dieses Jahres veröffentlicht hat (cci169845). Untersucht wurden RAC- und PAC-Geräte, also Raumklimageräte kleinerer (RAC, Room Air Conditioner) und größerer Leistung (PAC, Packaged Air Conditioner, die in Büros und kleinerem Gewerbe zum Einsatz kommen). Die Verkaufszahlen haben demnach im vergangenen Jahr mit beinahe 125 Mio. Stück um fast 5 % zugelegt – und der heiße Sommer 2022 dürfte für weiter wachsende Verkaufszahlen sorgen.

Das ist gut für die Hersteller, Fachplaner und Installateure entsprechender Geräte. Allerdings wundere ich mich, dass die Branche nicht heute schon mehr „gebasht“ wird (von englisch „bashing“. Wiktionary: aktiver, meist verbaler, übermäßiger Angriff). Denn dem Gewinn an Komfort stehen Treibhausemissionen für die Stromerzeugung zum Betrieb der Anlagen gegenüber – und damit eine Befeuerung des Klimawandels, dessen Auswirkungen, wiederum zum vermehrten Einsatz von RAC- und PAC-Geräten führen. Ein sich selbst verstärkender Kreislaufeffekt, sofern die Energie für Klimageräte nicht regenerativ erzeugt wird.

Ich fürchte daher, der Branche droht zumindest saisonal ähnliches Ungemach, wie es ganzjährig über die Kunststoffbranche hereingebrochen ist. Zwar ist und bleibt faszinierend, was die Forscher und Entwickler aus Naphtha, einem Abfallprodukt der Petrochemie, erzeugen, es ist und bleibt aber auch schockierend, was Menschen damit anstellen. Stichworte: Mikro- und Makropartikel, die wertvolle Lebensräume in unseren Meeren vernichten. Da wundert es nicht, das Kunststoff-Bashing populär ist. Wie sie selbst eingestehen, haben die betroffenen Verbände – und das sind ähnlich viele wie in der LüKK – das Problem viel zu lange nicht ernst genommen. Nun versuchen Sie mit großen Kommunikationskampagnen die Vorteile von Kunststoffen zu betonen, um zu retten, was vielleicht nicht mehr zu retten ist.

Daran darf sich die LüKK ein Beispiel nehmen. Und es besser machen. Lüftungs-, Klima- und Kälteanlagen sind in vielen Fällen unverzichtbar, aber nicht jedes Wohn- oder Schlafzimmer braucht ein Raumklimagerät, weil die Raumemperatur an einigen Tagen im Jahr über 25 °C steigt. Dieses Phänomen ist nicht wirklich neu – und wurde bislang auch ganz gut ausgehalten. Das Ganze nennt man Sommer. Lassen Sie uns darüber offen reden, bevor unsere Branche als „nächste Sau durchs Dorf getrieben“ wird. Ich bin gespannt, was die LüKK-Community dazu sagt.

Ihr
Peter Reinhardt
peter.reinhardt@cci-dialog.de

cci180225

2 Kommentare zu “Meinung: Droht der LüKK ein Bashing, wie es die Kunststoffindustrie erlebt?

  1. Pauschal die Energiepreise zu erhöhen ist gewiss nicht die Lösung, immerhin müssen solche Maßnahmen oft die falschen tragen.
    Aber es ist durchaus richtig, dass nicht jeder Haushalt eine Klimaanlage benötigt, nur weil es mal ein paar Tage heiß ist im Jahr. Behördliche Vorgaben würden zumindest zunächst, dem einen Riegel vorschieben, aber final hilft nur Aufklärung und Vernunft oder ein Hinweis auf energetisch und umwelttechnisch bessere Alternativen.
    Für Eigenheime oder auch Mietwohnungen sollte die Fußbodenheizung zumindest in der Neuplanung aber auch Sanierung und Renovierung durch Deckenheizungen ersetzt werden. Diese kann für einen ausreichenden Beitrag zur besseren Temperierung an extremen Sommertagen sorgen und das auch in einem verträglichen, umweltgerechten und gesundheitsbewussten Maß.

  2. Ein weises Wort. Und da es mit der Vernunft der Menschheit, wie allenthalben zu sehen ist, nicht so besonders weit her ist, können hier nur zwei Dinge helfen: ganz radikale gesetzliche Regelungen (Stichwort Ökodiktatur) oder richtig, richtig hohe Preise für die Energie. Die aktuell aufgerufenen reichen noch nicht aus, um diesen Auswüchsen an Klimatisierung auch noch der letzten Ecken Einhalt zu gebieten. Nachdem wir nun im Winter schon im Freien unsere Terrassen heizen, kommen sonst sicher bald die ersten auf die Idee, diese im Sommer eben auch mal zu kühlen, oder gleich den ganzen Garten auf Wunschtemperatur zu klimatisieren, warum nicht? Technisch alles kein Problem. Warum nicht mal eine Schneebar im Sommer in Katar? Natürlich im Freien. Wäre doch cool.
    Verbieten oder 10€ die kWh? Wir könnten ja mal abstimmen.

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