Meinung: Wärmepumpen-Optimismus

(Abb. © cci Dialog GmbH)
Florian Fischer, Geschäftsführer der cci Dialog GmbH (Abb. © cci Dialog GmbH)

„Enpal greift bei Wärmepumpen an“ lautete kürzlich die Überschrift einer Meldung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das Berliner Start-up Enpal habe große Pläne im Geschäft mit Wärmepumpen. In diesem Jahr will das Unternehmen seinen Absatz verfünffachen und bis 2026 einen Umsatz von einer Milliarde Euro erzielen. Ich bin über diesen Optimismus etwas überrascht und frage mich, ob das realistisch sein kann und wo wohl die Erfolgsfaktoren liegen.

Das Berliner Start-up Enpal wurde 2016 gegründet und hat im vergangenen Jahr mit dem Verkauf und der Installation von Solaranlagen, Energiespeicherlösungen und Ladestationen einen Umsatz von gut 900 Mio. € erzielt. Damit hat das Unternehmen nach eigenen Angaben seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Nun möchte man im Wärmesegment ähnlich erfolgreich sein. Enpal ist nicht allein mit seinen ambitionierten Wachstumsplänen: Das Start-up Thermondo, ebenfalls Berlin, hat im letzten Jahr seinen Umsatz um fast 40 % gesteigert und sieht sich bereits als Marktführer bei der Wärmepumpeninstallation. Auch dieser Wachstumspfad soll weiter fortgesetzt werden. Aber das hat seinen Preis: Ähnlich wie bei Enpal sind dafür hohe Investitionen nötig, die zu Lasten der Profitabilität gehen, typisch Start-up eben.
Noch jung am Markt ist mit Dekarbo ein Joint Venture der Soeffing Kälte Klima GmbH und der LEG Immobilien SE, beide Düsseldorf. Dekarbo will handwerkliche Expertise im Bereich Klima- und Wärmetechnik mit wohnungswirtschaftlichem Know-how verbinden. cci Branchenticker hat über Thermondo und Soeffing/LEG berichtet (siehe Verlinkungen).

Alle diese Erfolgsmeldungen stehen ein Stück weit im Gegensatz zur aktuellen etwas gedämpften Stimmung in der Wärmepumpenbranche. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Hersteller nach Angaben des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) ein Absatzplus von mehr als 50 % auf insgesamt 356.000 Geräte in Deutschland. Die Debatte über das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und das lange Warten auf die neue Förderkulisse haben aber den Absatz ab dem letzten Quartal 2023 spürbar reduziert. Ob in diesem Jahr der Wert des Vorjahres erreicht werden kann, erscheint daher äußerst fraglich.
Sind die hochgesteckten Ziele der genannten Unternehmen also realistisch? Zumindest finde ich sie nicht unrealistisch. Dass die Start-ups Wachstum generieren können, haben sie in der Vergangenheit bewiesen und sind damit am Kapitalmarkt auch mit erfolgreichen Finanzierungsrunden belohnt worden. Großer Vorteil der Start-Ups und Joint-Ventures sind ihre Komplettpakete: Wärmepumpe zum Festpreis, Finanzierung vom Darlehen bis zu Miet- und Leasingmodellen, Fördermittelservice und intensive Beratung. Um das zu pushen, ist aggressives Marketing nötig, denn schließlich geht es darum, möglichste schnell Marktanteile zu gewinnen – und natürlich ein breites Netzwerk an Handwerksbetrieben, Herstellern, Finanzdienstleistern und Experten. Ich bin sehr auf die Geschäftsberichte 2024 gespannt, um zu sehen, wie die Sache letztlich ausgeht. Was man aber auf jeden Fall schon mal lernen kann: Sich in Netzwerke einzubringen, ist kein Fehler.

Beste Grüße, Florian Fischer

florian.fischer@cci-dialog.de

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