
Eine neue Studie von Allianz-Trade zeigt eindrücklich, wie groß der Handlungsbedarf ist: Bis 2050 müssen allein in Deutschland rund 1.400 Mrd. € in die Dekarbonisierung des Wohngebäudebestands investiert werden, weitere 103 Mrd. € in Nichtwohngebäude. Woher sollen diese Summen kommen? Wie stehen Kosten und Nutzen zueinander?
Laut der Studie (siehe cci301454) ist die notwendige Sanierungsrate von Wohngebäuden ohne staatliche Anreize, Förderprogramme und politische Leitplanken nicht erreichbar – selbst hohe CO2-Preise von über 300 € pro Tonne würden die Vorlaufkosten nicht decken. Eine neue EU-weite Eurobarometer-Umfrage (siehe cci301360) verdeutlicht zugleich die gesellschaftliche Unterstützung für die Klimaneutralität: Über 80 % der Menschen in der EU sehen den Klimawandel als ernstes Problem, 84 % der Deutschen fordern, dass der Kampf dagegen oberste Priorität haben muss. 75 % sind überzeugt, dass die Kosten der Klimaschäden weit höher wären als Investitionen für einen klimaneutralen Umbau. Zudem unterstützen 80 % der Deutschen das EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050, und mehr als 70 % haben selbst Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen.
Die Dekarbonisierung des Gebäudebestands erfordert nicht nur Finanzmittel, sondern vor allem den großflächigen Einsatz moderner Technologien. Dazu zählen Wärmepumpen als Ersatz für fossile Heizsysteme, Gebäudeautomation und intelligente Steuerungssysteme, die den Energieverbrauch optimieren, sowie Wärmedämmung, der Austausch von Fenstern und Türen und die Integration regenerativer Energien wie Photovoltaik. Auch die Nutzung von Wärmerückgewinnungssystemen und energieeffizienter Lüftungstechnik trägt wesentlich zur Reduzierung der CO2-Emissionen bei. Diese Transformation ist ein Zukunftsprogramm mit enormem wirtschaftlichem Potenzial: Laut Allianz-Studie könnte die Wertschöpfung der Branche bis 2050 um eine Billion Euro steigen und über 100.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Maßnahmen gegen den Klimawandel fördern Innovationen und stärken langfristig die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen. Ein erfolgreiche Energiewende hin zur Klimaneutralität erfordert ausgewogene Maßnahmen: Ein wirksamer CO2-Preis als Lenkungsinstrument der Dekarbonisierung, flankiert von Förderprogrammen, steuerlichen Anreizen und gut zugänglicher Beratung für Eigentümer und Investoren. Mit technischem Fortschritt, politischem Willen und der Unterstützung der Bevölkerung kann die Dekarbonisierung des Gebäudesektors gelingen – und Europa entscheidend auf dem Weg zur Klimaneutralität voranbringen.
Thomas Reuter
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Die Zahlen erschlagen einen durch die schiere Größe. Das scheint dann auch 84 % der Deutschen zu beeindrucken, die den Kampf gegen den Klimawandel oberste Priorität einräumen.
Allein, in den Medien (außerhalb meiner bubble) nehme ich davon wenig wahr. Die Nachrichtenthemen drehen sich lieber um Zölle und Grenzkontrollen.
Zudem ist der Sommer dieses Jahr ähnlich zu Rudi Carells Schlager (die Älteren erinnern sich). Dass es im Mittelmeerraum wieder extreme Hitze und Waldbrände gibt, ist für uns weit weg (bis zum Urlaub in Spanien oder Griechenland). Es müssen wohl erst auch hier wieder Extremwetterlagen aufkommen, bevor wir aus einer Meinungsumfrage zu klaren Handlungen kommen. Der Weg ist noch lang…
Vielen Dank für Ihren Kommentar, Herr Fieberg. Unser Herausgeber Dr. Manfred Stahl hat sich in der aktuellen Ausgabe von cci Zeitung auch damit befasst – und errechnet, dass laut der Studie bei 20 Mio. Wohngebäuden in Deutschland rund 70.000 € pro Gebäude fällig werden. Das klingt enorm. Rechnet man dies allerdings auf den Zeitraum der anvisierten 25 Jahre, bleiben pro Jahr und Gebäude 2.800 € übrig. Und diese Summe klingt schon nicht mehr ganz so überwältigend.
Thomas Reuter