In der öffentlichen Wahrnehmung werden mit DGNB, LEED und BREEAM drei der weltweit führenden Systeme zur Zertifizierung von nachhaltigen Gebäuden häufig in einem Atemzug genannt, gleichgesetzt und für austauschbar befunden. Dabei gibt es neben den offensichtlichen Gemeinsamkeiten einige fundamentale Unterschiede, die eine Vergleichbarkeit und damit eine Austauschbarkeit zwischen den Systemen nicht rechtfertigen.
Seit rund einem Vierteljahrhundert gibt es eine weltweite Bewegung, die sich der Förderung des nachhaltigen Bauens verschrieben hat. Zahlreiche Non-Profit-Organisationen, staatliche und private Initiativen setzen sich für mehr Nachhaltigkeit in der gebauten Umwelt ein. In mehr als 100 Ländern wurden seither mit den nationalen Green Building Councils Organisationen gegründet, die dieser Bewegung auf Länderebene ein Gesicht geben. In Deutschland ist dies die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).
Die Zertifizierung von Gebäuden ist ein Instrument, das sich weltweit etabliert hat, um nachhaltiges Bauen zu bewerten und damit auch zu fördern. Im Sinne der DGNB sollte eine Zertifizierung dabei die wesentlichen Faktoren für eine nachhaltige Bauweise adressieren, diese messbar, vergleichbar und damit für den Auftraggeber bestellbar machen. Gleichzeitig sollte eine Zertifizierung dazu dienen, Anreize zu schaffen, sich in der Planungs- und Konstruktionsphase sowie im Gebäudebetrieb für mehr Nachhaltigkeit in der gebauten Umwelt einzusetzen. Bei zahlreichen, gerade größeren Projekten, wird die Zertifizierung häufig auch als Managementwerkzeug verstanden und genutzt.
International gibt es eine Vielzahl verschiedener Zertifizierungssysteme mit den unterschiedlichsten Herangehensweisen und Zielsetzungen. Das britische System BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Methodology) war in den 1990er Jahren das erste seiner Art. Darüber hinaus wurden in zahlreichen weiteren Ländern eigene Zertifizierungssysteme entwickelt. Zu nennen sind hier beispielsweise die US-amerikanische Variante LEED (Leadership in Energy and Environmental Design), HQE (Haute Qualité Environnementale) in Frankreich, CASBEE (Comprehensive Assessment System for Building Environmental Efficiency) in Japan oder Green Star in Australien.
In Deutschland gibt es seit 2009 das DGNB-System. Entwickelt wurde dieses von Experten der deutschen Bau- und Immobilienwirtschaft, von denen viele bereits im Jahr 2007 die DGNB gegründet hatten. Den Anstoß zur Entwicklung eines eigenen Systems gaben einige Faktoren, die speziell auf den deutschen Bausektor zutreffen, in den damals gängigen Zertifizierungssystemen aber nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Hierzu zählen unter anderem die ausgeprägte, gewachsene Planungs- und Baukultur als Grundlage für eine performanceorientierte Bewertung sowie das hohe Maß an technischem Know-how und das damit verbundene Qualitätsverständnis in Deutschland. Die Grundsystematik zur Bewertung der Nachhaltigkeitsqualität von Gebäuden wurde gemeinsam von der DGNB und dem damaligen Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) entwickelt, wodurch es im Einklang mit den in Deutschland vorhandenen politischen Positionen und Zielsetzungen steht. Während das BMVBS diese Grundlage passgenau für die Eigenbewertung von Bundesbauten präzisiert hat (BNB-System), entwickelte die DGNB daraus ein vollständiges Zertifizierungssystem für verschiedenste Gebäudenutzungen und Quartiere.
Artikelnummer: cci70186
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Alles schön und gut. Was nützt bei all den tollen Gold und Platin Awards, wenn in der Praxis die Gebäudeautomation nicht richtig oder (wie so oft) überhaupt nicht „in Betrieb“ genommen wurde. Von GA liest man in all den Bewertungsverfahren sowieso fast nichts. Da hat sich die eu.bac unheimlich viel Mühe gemacht, und ein praxisorientiertes Verfahren entwickelt, mit dem Gebäude – die eine GA haben – bewertet werden können. Und das Ergebnis entspräche dann der Realität. Aber so lange in einigen der Bewertungsverfahren ein Fahrradständer oder eine U-Bahn-Station „im Gebäude“ höher bewertet werden, als eine richtig in Betrieb genommene Gebäudeautomation, kann man das alles nicht Ernst nehmen.
So what – so sind wir halt.
Die Frage ist, wie kommt es für die Immobilienwirtschaft und Gebäudeeigentümer zu laufenden Kosten, die die Prognosen aus der Errichtungsphase um ein Vielfaches überschreiten, sowie zu Diskomfort für Insassen und Laufkundschaft, obwohl alle seit 25 Jahren werkeln?
Und wer will den Aufwand bezahlen?
Wer kann den Aufwand regelkonform betreiben?
Es kommt noch BIM dazu, berichtet CCI.
Aus persönlicher Begehung und Feedback altgedienter Sachverständiger zeichnet sich ein schlechter Zustand von Gebäude- und Technik Bestand ab.
Trotz DIBt, Eurovent und sonstiger Qualität versprechender Label.
Wie könnte ein Maßnahmenpaket aussehen?
Wir Technik- und Wirtschaftsexperten hatten die Gelegenheit.
Interessant wäre mal eine philosophische Betrachtung, angeregt durch CCI z.B., um Maßnahmen zu finden, die Wirkung entfalten.
Allerdings gibt es auch positive Aspekte: Fachunternehmen können als Notretter gutes Geld verdienen- wenn nur genug FacharbeiterInnen zur Verfügung stünden um den theoretisch gut gewarteten Bestand durch Umbau Instand zu setzen.