
Die Konferenz „Chancen und Lösungen für die Prozessindustrie – Effiziente Wärmewende, Dekarbonisierung und nachhaltige Prozesswärme“, organisiert von cci Schulung, hat am 19. und 20. Mai in Regensburg stattgefunden. Teilnehmer waren Technikverantwortliche aus der Prozessindustrie wie Brauereien, Molkereien und Papierherstellung sowie Vertreter von Ingenieurbüros der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA). cci Branchenticker war dabei.
Bei einer von cci Schulung veranstalteten Konferenz in Regensburg diskutierten Technikverantwortliche aus Brauereien, Molkereien und der Papierindustrie über Großwärmepumpen, CO₂-Bilanzierung und innovative Konzepte zur nachhaltigen Prozesswärmeerzeugung – praxisnah und mit hohem Interaktivitätsgrad. Moderiert wurde die Konferenz von Lars Keller, Hitzköpfe Academy.
Inhaltlich wurden zunächst die aktuellen politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen für Maßnahmen zur Dekarbonisierung vorgestellt. Hierbei standen die Herausforderungen der Energieversorgungssicherheit und die Rolle erneuerbarer Energien im Mittelpunkt. Hidir Altinok, Berater bei der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Rödl & Partner, Nürnberg, erläuterte die CO2-Bilanzierung und die Herausforderungen der Kategorien Scope 1, 2 und 3 aus dem Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol), dem internationalen Standard zur Berechnung von Treibhausgasemissionen von Unternehmen. „Diese unterscheiden zwischen direkten und indirekten Emissionen“, erklärte Altinok. Die Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, Fragen aus ihrer Praxis zu stellen und ihre speziellen Herausforderungen mit dem Referenten und den anderen Teilnehmern zu diskutieren. Dabei wurde deutlich, dass viele Betriebe bereits konkrete Projekte zur CO2-Bilanzierung planen oder umsetzen und dass der Austausch mit anderen Unternehmen wertvolle Impulse liefert.
Technologien für nachhaltige Prozesswärme
Ein Schwerpunkt des Konferenzprogramms lag auf innovativen Lösungen mit Großwärmepumpen, Abwärmenutzung und der Integration von Solarenergie. Dabei gaben die Vortragenden tiefe Einblick in die Planung, Auslegung und den wirtschaftlichen Betrieb von Großwärmepumpen in der Industrie. Anhand von Praxisbeispielen wurden Erfolgsfaktoren und typische Stolpersteine bei der Umsetzung erläutert. So können beispielsweise Großwärmepumpen mit Lösungskreislauf, bei denen Wasser und Ammoniak (R717, GWP 0) ein Kältemittelgemisch bilden, Temperaturen bis 160 °C erreichen. Dafür werden Kompression und Absorption in einem parallelen Prozess kombiniert. „Vorteil dieses Verfahrens ist“, wie Dr. Klaus Ramming, Bereichsleiter bei der AGO GmbH Energie + Anlagen, Kulmbach, erläuterte, „ein geringerer Betriebsdruck von 32 statt 62 bar bei zugleich besserer Leistungszahl COP von 2,8 statt 2,3.“ Bei zweistufiger Ausführung sei damit ein Temperaturhub um 110 K auf bis zu 160 °C möglich. Allerdings erfordere die anspruchsvollere Technik auch ein etwa 30 % höheres Investitionsvolumen gegenüber einer leistungsgleichen Ammoniak-Wärmepumpe mit einstufigem Kompressionskältekreislauf. Ramming erklärte die höheren Kosten mit der höheren Komplexität des Kältekreislaufs, der neben den üblichen Komponenten wie Verdampfer, Verdichter, Verflüssiger und Expansionsventil zusätzlich einen Austreiber und eine Lösungspumpe erfordere.
Neben Ammoniak war das Kältemittel CO2 (R744) Gegenstand der Vorträge. Hier sind der geringe GWP-Wert von 1, die Klassifizierung als A1-Kältemittel (nicht brennbar, nicht toxisch) gemäß DIN EN 378 „Kälteanlagen und Wärmepumpen – Sicherheitstechnische und umweltrelevante Anforderungen“ sowie der einstufige Verdichtungsprozess auch bei hohen Differenzdrücken als Vorteile zu sehen.
Berichte aus der Praxis
Weitere Vortragende berichteten über ihre Erfahrungen aus der Umstellung auf nachhaltige Prozesswärme- und Stromerzeugung. Erläutert wurden sowohl technische Herausforderungen als auch betriebswirtschaftliche Aspekte. So zeigte beispielsweise Tobias Lüpfert, Geschäftsführer der LHV Ingenieur GmbH, Muhr am See, wie ein großes Molkereiunternehmen mit 6,5 MW elektrischer Grundleistung durch Kombination von überdimensionierter Photovoltaikanlage (PV), Blockheizkraftwerk (BHKW) und einem Elektrodampfkessel den Bezug von Strom aus dem Netz deutlich reduzieren konnte.
Fördermöglichkeiten und Finanzierung
Ein weiterer Vortragsblock widmete sich den aktuellen Förderprogrammen und Finanzierungsoptionen für Investitionen in nachhaltige Prozesswärme. Nicolas Rohrbach, Geschäftsführer der Ecogreen Gruppe, Delmenhorst, gab einen Überblick über die Kombinationsmöglichkeiten von Fördermitteln und wie diese zu beantragen sind. „Besonders bei gleichzeitiger Nutzung von Kälte und Wärme ergibt sich eine schnelle Amortisation“, sagte Rohrbach. Insbesondere durch die ab dem Jahr 2027 steigende CO2-Bepreisung seien regenerative Energiekonzepte mit Großwärmepumpen als Faktor zur Kostenvermeidung mit in die Kalkulation aufzunehmen.
Die Rückmeldungen der Teilnehmer an der Konferenz „Effiziente Wärmewende: Dekarbonisierung und nachhaltige Prozesswärme – Chancen und Lösungen für die Prozessindustrie“ waren durchweg positiv (Sagt wer? Beleg? Gab es einen Evaluierungsfragebogen? Rücklaufquote?). Besonders hervorgehoben wurden die technische Tiefe der Vorträge, die auch für erfahrene Praktiker neue Erkenntnisse boten. Bereits jetzt steht fest, dass das die Konferenz fortgesetzt wird. Anfang 2026 ist eine weitere Veranstaltung geplant, die entweder in München oder Erding stattfinden soll – inklusive Brauereiführung mit anschließender Bierverkostung. Ziel ist, den fachlichen Austausch über ein attraktives Rahmenprogramm weiter zu fördern.
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