Kommentar: Starke Aufholjagd, aber lahme Wirtschaft

Florian Fischer, Geschäftsführer der cci Dialog GmbH (Abb. © cci Dialog GmbH)

Die Chillventa beeindruckt mit ausgebuchten Hallen. Die diesjährige Veranstaltung zeigt einmal mehr, dass sie eine Plattform für Innovation und Geschäftsentwicklung ist. Sie trifft aber auf eine herausfordernde gesamtwirtschaftliche Lage.

Die Chillventa 2024 kann mit über 1.000 Ausstellern aus rund 50 Ländern wieder an die Erfolge vor der Pandemie anknüpfen. Dazu passt sicher auch die aktuelle Kälte-Klima-Konjunkturumfrage des Verbands Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe (VDKF), Bonn, in der 70 % der teilnehmenden Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder sehr gut bezeichnen (siehe cci280544). Die dort dokumentierte schöne Entwicklung trifft leider auf eine schlechte gesamtwirtschaftliche in Deutschland. So hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) seine Prognose für 2024 von zuletzt einem Miniwachstum in Höhe von 0,3 % auf eine Schrumpfung von -0,2 % korrigiert. Fürs nächste Jahr wird ein Wachstum von 1,1 % erwartet. Natürlich ist eine negative gesamtwirtschaftliche Entwicklung nicht gut für die Lüftungs-, Klima- und Kältebranche (LüKK), daher wären nun gezielte Maßnahmen notwendig, um nicht nur, aber auch für die LüKK einen Aufschwung nachhaltig zu stützen.

Was könnte dazu beitragen? Hier ein paar Gedanken meinerseits:

F-Gase-Verordnung und PFAS-Verbot: Regulatorische Pause nötig
Die Novellierung der F-Gase-Verordnung ist sicher eines der Top-Themen auf der Chillventa 2024. Sie fordert eine drastische Reduktion klimaschädlicher Kältemittel. Diese Umstellung erfordert erhebliche Investitionen in neue Technologien und Prozesse, was die LüKK vor große wirtschaftliche Aufgaben stellt.
Darüber hinaus ist ein PFAS-Verbot in der Diskussion. Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, die in zahlreichen Anwendungen der Kältetechnik unverzichtbar sind, sollen nach aktuellen Plänen der EU-Kommission aus der Produktion verbannt werden. Die LüKK-Verbände habe sich bereits kritisch dazu geäußert und insbesondere eine komplette Ausnahmeregelung für fluorierte Kältemittel gefordert. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich zuletzt gegen ein Totalverbot von PFAS ausgesprochen. Ich würde noch einen Schritt weitergehen, und alle Überlegungen für ein PFAS-Verbot erstmal zurückstellen wollen. Nicht, um nichts zu machen, sondern um die Chance zu haben, das Thema in einem realistischen Tempo und nicht übereilt zu durchdenken. Wir brauchen eine regulatorische (Verschnauf-)Pause.

Senkung der Energiekosten
Die beste Förderung für den Absatz von Wärmepumpen ist ein niedriger Strompreis, insbesondere im Vergleich zu fossilen Energieträgern. Zu Recht kommt daher immer wieder die Diskussion über einen Industriestrompreis hoch. Zielführender und schneller wäre eine Reduktion von Gebühren und Abgaben auf den Strompreis. Davon würde die gesamte Wirtschaft in Deutschland profitieren.
Die Chillventa 2024 zeigt, dass die Branche innovativ und anpassungsfähig ist. Um den technischen Fortschritt und die Marktchancen jedoch vollständig auszuschöpfen, bedarf es nun unterstützender politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen.

Was meinen Sie dazu? Ich wünsche Ihnen noch eine spannende Chillventa und einen goldenen Oktober!
Florian Fischer

PS: Kommentieren Sie diesen Beitrag gerne per E-Mail an redaktion@cci-dialog.de. Ihr Einverständnis zur Veröffentlichung setzen wir voraus. Vielen Dank!

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