Leserstimmen: Trumps Energiepolitik – Gefahr für die Energiewende in Europa?

(Abb. © tadamichi/stock.adobe.com)

In seinem Meinungsbeitrag „Trumps Energiepolitik – Gefahr für die Energiewende in Europa?“ beschreibt Florian Fischer in cci Branchenticker, wie die Trump-Politik sich letztlich auch auf die Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) und auf das Gebäudeenergiegesetz (GEG) negativ auswirken kann. Dies hat unsere Leser beschäftigt. Nachfolgend ihre ausführlichen Kommentare.

In seiner „Meinung: Trumps Energiepolitik – Gefahr für die Energiewende in Europa?“ (siehe cci290181) vom 5. Februar hat Florian Fischer, geschäftsführender Gesellschafter der cci Dialog GmbH, die amerikanische Politik aufgegriffen. Donald Trump hat angekündigt, im Falle seiner Wiederwahl die Öl- und Gasförderung in den USA massiv auszubauen. Dies könnte zu einem erheblichen Preisverfall fossiler Energieträger führen – mit weitreichenden Folgen für die europäische Energiewende, für die Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) und für das Gebäudeenergiegesetz (GEG).

Detlef Malinowsky kommentiert dies: „Ihr Fazit hat mir besonders gefallen, insbesondere der Ausdruck ‚wirtschaftlich erfolgreiche Klimapolitik‘. Die Wirtschaftlichkeit sollte dabei an erster Stelle stehen, denn ohne solide finanzielle Grundlage wird uns irgendwann das Geld ausgehen. Auch der Begriff ‚erfolgreich‘ ist sehr treffend, da wir dadurch unsere internationale Vorbildfunktion zurückgewinnen könnten – ein Hebel, der weltweit Nachahmer finden sollte. Allerdings würde ich den Begriff ‚Klimapolitik‘ gerne durch ‚Nachhaltigkeitsstrategie‘ ersetzen, da meiner Meinung nach nicht die Politik die Lösung ist, sondern eher das Problem darstellt. Ich würde unter anderem folgende Maßnahmen vorschlagen:

1. Vom Energiesystem her denken, nicht nur von der Energieanlage:
Wir sollten grundsätzlich in ganzheitlichen Energiesystemen denken – vom Energieerzeuger bis zum Energienutzer. Dabei ist es essenziell, sektorübergreifend zu handeln: Strom, Wärme und Kälte als ein zusammenhängendes Konzept betrachten. Auch die Mobilität muss hier integriert werden. Ein Beispiel: Rechenzentren blasen heute noch enorme Mengen Wärmeenergie ungenutzt in die Umwelt, anstatt diese sinnvoll weiterzuleiten.

2. Energieeffizienz verbessern
Die Energieeffizienz energietechnischer Anlagen lässt sich um etwa 30 % steigern.
Wichtig ist dabei, dass diese Maßnahmen nicht primär gefördert werden müssen – sie finanzieren sich durch Einsparungen oft selbst innerhalb weniger Jahre. Allerdings benötigen wir hierfür geschultes Fachpersonal, das zielgerichtet aus- und weitergebildet werden muss.

3. Technologieoffener Einsatz energiesparender Anlagen
Natürlich ist der Einsatz von energiesparenden Technologien unverzichtbar, aber dies sollte tatsächlich technologieoffen und systemübergreifend geschehen. Nur so lassen sich die besten Lösungen finden, ohne potenziell vielversprechende Ansätze auszuschließen.

4. Smarte Energienetze als weiterer Erfolgsschlüssel
Smarte Energienetze im Bereich Strom und in Wärme- und Kältenetzen – werden eine zentrale Rolle spielen. Sie ermöglichen, Energiemengen und -ströme sichtbar und verständlich zu machen und diese effizient zu steuern.

5. Die Nutzung heimischer Energieressourcen intensivieren
Wir sollten unsere eigenen Ressourcen – Sonne, Wind, Tiefengeothermie und andere – noch stärker nutzen. Gleichzeitig ist es wichtig, die Energiespeicherung weiterzuentwickeln und diese intelligent zu verknüpfen. Lösungen auf kleiner und großer Ebene: Von innovativen Hausbesitzern mit integrierten Speichern bis hin zu großflächigen Projekten zeigt sich bereits, was möglich ist.

6. Wohldosierte Förderung neuer Technologien
Förderungen sollten gezielt und sinnvoll eingesetzt werden. Wasserstoff ist aus meiner Sicht zwar eine interessante Option, aber noch nicht kurzfristig umsetzbar. Ein Durchbruch könnte gelingen, wenn wir neben jeder PV- oder Windkraftanlage Elektrolyseure installieren, um überschüssige Energie in Wasserstoff umzuwandeln. Derzeit scheinen jedoch Batteriespeicher das Rennen zu machen.

7. Kein Zwang durch übermäßige Bürokratie
Wir brauchen keine zusätzlichen bürokratischen Hürden durch neue Gesetze, sondern sollten den Naturgesetzen folgen und die Kräfte des Marktes und der Innovation nutzen.

8. Mehr Verantwortung an die Verantwortlichen übergeben
Verantwortliche in Unternehmen und Projekten sollten größere Entscheidungsspielräume erhalten und entsprechend monetär gefördert werden, wenn sie nachweisbare Erfolge liefern.

9. Den Preiswettbewerb mit fossilen Energieträgern aufnehmen
Wir sollten den Wettbewerb mit fossilen Energien nicht scheuen, denn der Markt wird letztlich entscheiden, wer sich durchsetzt.
Der Gewinner wird die Richtung der Energiewende vorgeben.

Das sind natürlich nur grobe Ansätze, aber ich freue mich auf einen offenen und konstruktiven Gedankenaustausch, gerne auch konträr – aber bitte ohne Ideologie oder politische Grabenkämpfe.“

Die Meinung von Olaf Pielke lautet: „Wir Deutschen sollten nicht bei jeder Eilmeldung aus Amerika in Hysterie verfallen. Erstens hat noch die Regierung Biden über das IRA-Gesetz mit 2 Mrd. US-$ viele erneuerbare Technologievorhaben angeschoben und diese laufen weiter. Zweitens hat die amerikanische ‚Fracking-Industrie‘ bereits im Jahre 2008 unter dem Motto ‚Drill baby, drill‘ durch die Marktüberschwemmung und dem anschließenden Preisverfall selbst sehr negative Erfahrungen gemacht; viele Unternehmen mussten aufgeben. Daraus hat dieser Industriezweig gelernt. Drittens wird auch das Opec-Kartell durch Fördermengenanpassung einem Preisverfall verhindern. Außer den üblichen großen Ankündigungen wird sich auch der Transformationsprozess in den USA fortsetzten und es wird zu keinem signifikanten Preisverfall kommen.“

Bernhard Schöner schreibt: „Kluge Kolumne, kluge Kommentare, richtiges und berechtigtes Thema. Dennoch erlauben Sie mir, fossiles Öl ins Feuer zu gießen und mich zu der Behauptung zu versteigen: Die Energiewende (beziehungsweise deren Ruf) haben wir bis jetzt ziemlich gut alleine versaubeutelt. Begonnen hat es zu einem Zeitpunkt, wo die deutsche Regierung sich noch nicht mit einem möglichen Sieg Trumps auseinandergesetzt hat oder auseinandersetzen wollte. Sicher macht es der aktuelle Anführer der freien Welt uns allen nicht leichter, zuvor haben wir es uns jedoch auch schon gründlich schwer gemacht. Daher: Einfacher werden und vor allem die von Herrn Malinowsky beschriebenen Punkte 8 und 9 sich zu Herzen nehmen. Denn deren Umsetzung lassen sich auch ohne Politik bewerkstelligen.“

Zum Abwarten rät Daniel Lübeck: „Sehe ich eher unproblematisch. Die Preise für Öl, Gas und Benzin sind ja politische Preise und wenn die Amerikaner die ‚Produktion‘ ankurbeln, heißt das ja noch lange nicht, dass das ‚billige‘ Öl und Gas auch bei Verbrauchern und Industrie in der EU und in Deutschland ankommen. Außerdem kann es ja durchaus sein, dass die Erhebung von Zöllen durch die Amerikaner (‚Handelskrieg‘) eine europäische Antwort bedingen.“

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2 Kommentare zu “Leserstimmen: Trumps Energiepolitik – Gefahr für die Energiewende in Europa?

  1. Dieser „Führer der freien Welt“ darf nicht mehr die freie Welt führen!

    Wir und alle anderen Europäer sollten grundsätzlich nur demokratische Parteien wählen und uns zu freien demokratischen „vereinigten Staaten von Europa“ verbinden, um gemeinsam Europa als Vorbild für die Welt nachhaltig zu einem energetisch autarken Staat zu entwickln. -Wichtig wird es sein, wenn dabei mindestens 3 und besser mehr freie demokratische Parteien im Parlament sind, sodass ein wirksame kontrolle der Regierenden wirksam bleibt.

    Leider ist das wohl noch ein langer Weg, wenn in so vielen Ländern Autokraten und Diktatoren gewählt werden und danach ohne freie Wahlen so weiter machen. Ich möchte positiv über die Zukunft denken – auch wenn vieles nicht danach aussieht.

  2. Hier wird wieder auf den vermeintlichen Problemen herumgeritten, alles bekannt, alles alter Wein in neuen Schläuchen. Immer die anderen sind schuld, alle warten auf …. z.B. die Politik, wie bitte?
    Mehr Technoliegeoffenheit ist sehr wünschenswert.
    Punkt 8 und 9 des Herrn Malinowsky geht ohne Warten.
    Aber eines ist mal klar, so „billig“ wie vor dem Ukrainekrieg wird erstens Energie nie mehr werden.
    Zweitens, was eventuell auch geopolitisch viel interessanter im Umgang mit „Energieerpressern“ aus dem Ausland für Deutschland ist, unabhängig von solchen vermeintlichen „Freunden“ zu werden.
    Klar nehmen wir Öl und Gas noch, aber wenn wir die Energiewende vorantreiben, bleiben wir Technololgieführer (? oder nur die Chinesen) und werden vor allem viel unabhängiger, und dann kann man den Putins, Scheichs und Trumps dieser Welt, wenn Sie den Gasahn zudrehen halt auch mal sagen, „passt schon, mach ruhig, halt deine Föderanlagen an“.

    Das hier jeder wirtschaftlich Tätige nach seinem eigenen Portemonnaie guckt ist klar, aber vergessen sollten wir die Deutschland AG als gesamtes auch nicht.
    Und ja, diesen Stimmen stimme ich zu, in der Diskussion um Energiewende -Themen ist auch durch Unterlassung von Wirtschaftlich Tätigen, die diese Diskussion den falschen Propheten überlassen haben, auch viel selbst versaubeutelt worden.
    Der Führer der freien Welt ist ein trotziges Mecker-Kind und kümmert sich nur noch um sich, dem sind alle Wurscht, sogar die eigenen Leute. Endlich sind wir gezwungen da selbst was zu tun.

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