Meinung: Trumps Energiepolitik – Gefahr für die Energiewende in Europa?

Florian Fischer, Geschäftsführer der cci Dialog GmbH (Abb. © cci Dialog GmbH)

Donald Trump hat angekündigt, im Falle seiner Wiederwahl die Öl- und Gasförderung in den USA massiv auszubauen. Dies könnte zu einem erheblichen Preisverfall fossiler Energieträger führen – mit weitreichenden Folgen für die europäische Energiewende, für die Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) und für das Gebäudeenergiegesetz (GEG).

Wenn Gas und Öl billiger werden, könnten Verbraucher und Unternehmen Anreize verspüren, weiterhin auf fossile Energien zu setzen, statt in Wärmepumpen oder energetische Sanierungen zu investieren. Politisch brisant wird die Lage dadurch, dass in Deutschland bereits Stimmen laut werden, die eine Abschaffung oder Abschwächung des GEG nach der Bundestagwahl fordern. Wir haben darüber in den letzten Wochen ausgiebig in cci Zeitung (Ausgabe 2/2025) und cci Branchenticker (siehe cci285095) berichtet.
Doch statt in die fossile Falle zu tappen, sollten wir die Situation als Chance nutzen. Der Schlüssel liegt in einer doppelten Strategie: Energieeffizienz als wirtschaftlichen Standortvorteil etablieren und die eigene Energieunabhängigkeit stärken. Eine neue Bundesregierung sollte sich das ins Aufgabenbuch schreiben.
Die EPBD 2024 gibt ja bereits die Richtung vor: Energiesparende Gebäude, innovative Heiz- und Kühllösungen sowie smarte Energienetze könnten als deutsche und europäische Exportschlager positioniert werden. Unerlässlich dafür sind Förderprogramme und steuerliche Anreize in einem verlässlichen Rahmen. Die ständigen Diskussionen darüber sind Gift für die LüKK.
Von der alten (russischen) Abhängigkeit in eine neue (amerikanische) zu kommen, wäre sicher nicht klug. Wir müssen daher unsere Energieversorgung weiter diversifizieren und den Ausbau heimischer regenerativer Energien beschleunigen. Gleichzeitig könnten strategische Partnerschaften mit Ländern geschlossen werden, die nachhaltige Energie liefern, etwa durch Wasserstoffimporte aus Nordafrika oder Offshore-Windkraftprojekte in der Nordsee.
Ein zentrales Problem bleibt jedoch: Während fossile Brennstoffe auf den Weltmärkten billiger werden (könnten), sind die Strompreise in Deutschland weiterhin viel zu hoch. Hohe Netzentgelte, Steuern und Abgaben belasten Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen – ein echter Standortnachteil. Wenn regenerative Energien wirklich die tragende Säule der Energieversorgung werden sollen, dann müssen die Strompreise endlich sinken. Das muss ganz oben auf der To-Do-Liste der neuen Bundesregierung stehen.
Mein Fazit: Wir stehen in Deutschland und Europa vor der Herausforderung, die Energiewende gegen externe Preissignale zu verteidigen. Die Lösung kann nicht sein, auf den fossilen Preiswettbewerb einzugehen, sondern vielmehr, die Transformation mit politischen und finanziellen Maßnahmen zu stabilisieren. Trumps Öl-Offensive könnte so zum Auslöser einer auch wirtschaftlich erfolgreichen Klimapolitik in Europa werden.

Florian Fischer
florian.fischer@cci-dialog.de

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7 Kommentare zu “Meinung: Trumps Energiepolitik – Gefahr für die Energiewende in Europa?

  1. Sehe ich eher unproblematisch. Die Preise für Öl, Gas und Benzin sind ja politische Preise und wenn die Amerikaner die „Produktion“ ankurbeln, heißt das ja noch lange nicht dass das „billige“ Öl und Gas auch bei Verbrauchern und Industrie in Deutschland und der EU ankommen.
    Außerdem kann es ja durchaus sein, dass die Erhebung von Zöllen durch die Amerikaner („Handelskrieg“) eine europäische Antwort bedingen.

  2. Kluge Kolume, kluge Kommentare, richtiges und berechtigtes Thema. Dennoch erlauben Sie mir, fossiles Öl ins Feuer zu gießen und mich zu der Behauptung zu versteigen: Die Energiewende (bzw. deren Ruf) haben wir bis jetzt ziemlich gut alleine versaubeutelt. Begonnen hat es zu einem Zeitpunkt, wo die deutsche Regierung sich noch nicht mit einem möglichen Sieg Trumps auseinander gesetzt hat, oder auseinandersetzen wollte.
    Sicher macht es der aktuelle Anführer der freien Welt uns allen nicht leichter, zuvor haben es wir uns jedoch auch schon gründlich schwer gemacht. Daher: Einfacher werden und vor allem die von Herrn Malinowsky beschriebenen Punkte 8 und 9 sich zu Herzen nehmen. Denn deren Umsetzung lassen sich auch ohne Politik bewerkstelligen

    1. Lieber Herr Schöner,
      richtig: bei der Umsetzung der Energiewende haben wir uns bisher nicht so richtig schlau angestellt, das muss deutlich besser werden. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass wir aus Fehlern lernen.
      Viele Grüße
      Florian Fischer

  3. Guten Morgen Herr Fischer,

    wir Deutschen sollten nicht bei jeder Eilmeldung aus Amerika in Hysterie verfallen.
    Zum einen hat noch die Regierung Biden über das IRA- Gesetz mit 2 Mrd. Dollar viele erneuerbare Technologievorhaben angeschoben und diese laufen weiter.
    Zweitens hat die amerikanische „Fracking-Industrie“ bereits im Jahre 2008 unter dem Motto „Drill baby, drill“ durch die Marktüberschwemmung und dem anschließenden Preisverfall selbst sehr negative Erfahrungen gemacht (viele Unternehmen mussten aufgeben). Daraus hat dieser Industriezweig gelernt.
    Drittens wird auch das Opec-Kartell durch Fördermengenanpassung einem Preisverfall verhindern.
    Außer den üblichen großen Ankündigungen wird sich auch der Transformationsprozess in den USA fortsetzten und es wird zu keinem signifikanten Preisverfall kommen.
    Beste Grüße
    Olaf Pielke

    1. Hallo Herr Pielke,
      danke für Ihren Kommentar. Sie haben natürlich recht. In der Ruhe liegt die Kraft, es bleibt abzuwarten, was wirklich passiert und ob der Ölpreisverfall wirklich kommt. Die OPEC wird natürlich alles tun, um das zu verhindern. Aber klar ist auch, dass Donald Trump mit erneuerbaren Energien wenig am Hut hat.
      Beste Grüße
      Florian Fischer

  4. Sehr geehrter Herr Fischer,

    Ihr Fazit hat mir besonders gefallen, insbesondere der Satz „wirtschaftlich erfolgreiche Klimapolitik“.
    Die Wirtschaftlichkeit sollte dabei an erster Stelle stehen, denn ohne solide finanzielle Grundlage wird uns irgendwann das Geld ausgehen.
    Auch der Begriff „erfolgreich“ ist sehr treffend, da wir dadurch unsere internationale Vorbildfunktion zurückgewinnen könnten – ein Hebel, der weltweit Nachahmer finden sollte.

    Allerdings würde ich den Begriff „Klimapolitik“ gerne durch „Nachhaltigkeitsstrategie“ ersetzen, da meiner Meinung nach nicht die Politik die Lösung ist, sondern eher das Problem darstellt.

    Ich würde unter anderem folgende Maßnahmen vorschlagen:

    1. Vom Energiesystem her denken, nicht nur von der Energieanlage
    Wir sollten grundsätzlich in ganzheitlichen Energiesystemen denken – vom Energieerzeuger bis zum Energienutzer.
    Dabei ist es essenziell, sektorübergreifend zu handeln: Strom, Wärme und Kälte als ein zusammenhängendes Konzept betrachten. Auch die Mobilität muss hier integriert werden.
    Ein Beispiel: Rechenzentren blasen heute noch enorme Mengen Wärmeenergie ungenutzt in die Umwelt, anstatt diese sinnvoll weiterzuleiten.

    2. Energieeffizienz verbessern
    Die Energieeffizienz energietechnischer Anlagen lässt sich um etwa 30 % steigern.
    Wichtig ist dabei, dass diese Maßnahmen nicht primär gefördert werden müssen – sie finanzieren sich durch Einsparungen oft selbst innerhalb weniger Jahre.
    Allerdings benötigen wir hierfür geschultes Fachpersonal, das zielgerichtet aus- und weitergebildet werden muss.

    3. Technologieoffener Einsatz energiesparender Anlagen
    Natürlich ist der Einsatz von energiesparenden Technologien unverzichtbar, aber dies sollte tatsächlich technologieoffen und systemübergreifend geschehen.
    Nur so lassen sich die besten Lösungen finden, ohne potenziell vielversprechende Ansätze auszuschließen.

    4. Smarte Energienetze als weiterer Erfolgsschlüssel
    Smarte Energienetze – sowohl im Bereich Strom als auch in Wärme- und Kältenetzen – werden eine zentrale Rolle spielen.
    Sie ermöglichen, Energiemengen und -ströme sichtbar und verständlich zu machen und diese effizient zu steuern.

    5. Die Nutzung heimischer Energieressourcen intensivieren
    Wir sollten unsere eigenen Ressourcen – Sonne, Wind, Tiefengeothermie und andere – noch stärker nutzen.
    Gleichzeitig ist es wichtig, die Energiespeicherung weiterzuentwickeln und diese intelligent zu verknüpfen.
    Lösungen auf kleiner und großer Ebene: Von innovativen Hausbesitzern mit integrierten Speichern bis hin zu großflächigen Projekten zeigt sich bereits, was möglich ist.

    6. Wohl dosierte Förderung neuer Technologien
    Förderungen sollten gezielt und sinnvoll eingesetzt werden.
    Wasserstoff ist aus meiner Sicht zwar eine interessante Option, aber noch nicht kurzfristig umsetzbar.
    Ein Durchbruch könnte gelingen, wenn wir neben jeder PV- oder Windkraftanlage Elektrolyseure installieren, um überschüssige Energie in Wasserstoff umzuwandeln.
    Derzeit scheinen jedoch Batteriespeicher das Rennen zu machen.

    7. Kein Zwang durch übermäßige Bürokratie
    Wir brauchen keine zusätzlichen bürokratischen Hürden durch neue Gesetze, sondern sollten den Naturgesetzen folgen und die Kräfte des Marktes und der Innovation nutzen.

    8. Mehr Verantwortung an die Verantwortlichen übergeben
    Verantwortliche in Unternehmen und Projekten sollten größere Entscheidungsspielräume erhalten und entsprechend monetär gefördert werden, wenn sie nachweisbare Erfolge liefern.

    9. Den Preiswettbewerb mit fossilen Energieträgern aufnehmen
    Wir sollten den Wettbewerb mit fossilen Energien nicht scheuen, denn der Markt wird letztlich entscheiden, wer sich durchsetzt.
    Der Gewinner wird die Richtung der Energiewende vorgeben.

    Das sind natürlich nur grobe Ansätze, aber ich freue mich auf einen offenen und konstruktiven Gedankenaustausch, gerne auch konträr – aber bitte ohne Ideologie oder politische Grabenkämpfe. 😊

    Mit freundlichen Grüßen
    Detlef Malinowsky

    1. Lieber Herr Malinowsky,
      vielen Dank für Ihren Kommentar und die vielen Ergänzungen, die ich so uneingeschränkt unterstützte.
      Besonders wichtig wäre mir, dass wir jegliche büroktratische Hürden abbauen und die Kräfte des Marktes wirken lassen, dann werden wir auch genug „Nachahmer“ weltweit finden.
      Beste Grüße
      Florian Fischer

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