
Es gibt Dinge, die in Zeiten von Corona, vermehrtem Home Office und verringerten persönlichen beruflichen Kontakten zu einer – sagen wir mal – gewissen Prioritätenverschiebung gelangen, da sie so weit weg erscheinen.
Vor ein paar Tagen las ich einen Artikel bei Spiegel Online über einen Abgeordneten der Maori-Partei in Neuseeland. Dieser Mann weigerte sich, der Krawattenpflicht im Parlament nachzukommen und löste damit eine Diskussion aus, die auch in den sogenannten sozialen Netzwerken weiter brannte. Er begründete sein Tun wie folgt: Der Dresscode mit Krawattenpflicht stamme aus der Kolonialzeit. Die koloniale Krawatte habe er abgenommen, als Zeichen dafür, dass sie weiter kolonisiert und die Maori-Rechte unterdrückt.
Recht hat er, aber in Zeiten, wo man in legerer Kleidung im Home Office sitzt und sich manch einer für Videocalls maximal nur oberhalb der Schreibtischplatte „richtig“ anzieht, kommt mir das Thema ganz schön weit weg vor. Das einzige „Kleidungsstück“, das derzeit korrekt und von jedem Erwachsenen in der Öffentlichkeit getragen werden muss, ist die Maske.
Aber irgendwann… da wird die Zeit kommen, in der wir uns wieder auf Messen oder anderen Veranstaltungen treffen können, und da werde ich – angesichts vieler Krawatten – garantiert an den Maori denken.
Mit diesen Worten wünsche Ihnen einen schönen Dienstag!
Ihre Sabine Andresen
PS: Kennen Sie eigentlich die Geschichte der Krawatte? Laut krawattenspezialist.de begann sie im 30-jährigen Krieg (1618-1648). Die kroatischen Reiter haben für König Ludwig XIV. erfolgreich gekämpft. Sie trugen leuchtende Seidenbänder um den Hals. König Ludwig war modebewusst und übernahm dieses Accessoire. Die „Cravat“ (eine Ableitung des Wortes „Croat‘) war geboren und war schließlich beim gesamten europäischen Adel beliebt.
Heutzutage hat es die Krawatte aber immer schwerer. Zuletzt wurden immer weniger Schlipse verkauft, wie der BTE Handelsverband Textil mitteilte. Daran hat natürlich auch Corona Schuld. So habe der stationäre Mode-Fachhandel beispielsweise zwischen März und August 2020 rund 5 Mrd. € Umsatz eingebüßt.
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